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Tennis: Der Schmerzensmann: Nadals großer Auftritt gegen Zverev

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Der Schmerzensmann: Nadals großer Auftritt gegen Zverev

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    Rafael Nadal bekennt: "Ich kenne keinen Tag ohne Schmerzen." Nun kommt es bei den French Open zum Erstrundenduell mit Alexander Zverev.
    Rafael Nadal bekennt: "Ich kenne keinen Tag ohne Schmerzen." Nun kommt es bei den French Open zum Erstrundenduell mit Alexander Zverev. Foto: Gregorio Borgia, dpa

    Keiner in der großen, weiten Tenniswelt kennt den "Stier von Manacor" so gut wie Toni Nadal. Viele Jahre hat der Onkel von Rafael Nadal auf den Centre Courts rund um den Erdball gesessen, als Trainer und Berater, auch als Kummerkasten und Krisenmanager. Vor allem hat er auch eines gesehen in dieser familiären Erfolgspartnerschaft: Einen Spieler, der "leiden musste und leiden konnte wie niemand anders". Wenn

    Wenn Nadal an diesem Montag in Paris auf den Centre Court gegen Olympiasieger Alexander Zverev schreitet, grenzt nicht nur seine stellare Erfolgsbilanz von allein 14 Roland Garros-Titeln an ein Wunder. Sondern auch die pure Tatsache, dass er nach einer Karriere voller körperlicher Leiden und Blessuren, der wiederkehrenden Rückschläge und Comebacks immer noch im roten Sand umherflitzen kann – und auch für einen wie Top-4-Mann Zverev eine beträchtliche Gefahr für das frustrierende Erstrunden-Aus darstellt.

    Rafael Nadal über seine Verletzungshistorie: "Ich bin leidensfähiger als andere"

    "Ich bin leidensfähiger als andere. Ich lebe seit frühester Zeit als Junior und Jungprofi mit Schmerzen. Ich kenne keinen Tag ohne Schmerzen", sagt Nadal, der nach seiner jüngsten Verletzungspause von 349 Tagen zwischen den Australian Open 2023 und 2024 nun sein mutmaßlich letztes Tennisjahr bestreitet. Einerseits wirkt der Sonnenkönig des Roten Platzes schon wie ein Denkmal seiner selbst, wenn er vor den ersten Ballwechseln dieser French Open 2024 bereits überschwänglich von den Fans gefeiert wird – und sich mal eben 10.000 Fans zu seiner Trainingseinheit am Samstag gegen den Dänen Holger Rune versammeln. Doch Nadal erscheint gleichzeitig wieder ziemlich agil, dynamisch, zupackend, erholt von Verletzungspein. "Viel besser" fühle er sich nach einigen Wochen zurück auf der Tour, sagt er, "Ich spürte hier keine Einschränkungen im Training." 

    Vor Kurzem konnte man noch sentimental werden, als Nadal zusammen mit seinem alten Sportsfreund Roger Federer in einem Werbefilm auftauchte, im Schnee in den Schweizer Bergen. Die Großmeister des Tennis sprachen über ihre Karriere, ihre Rivalität – es hörte sich zuweilen so an, als wären sie schon beide im Ruhestand. Aber Nadal, den manche nach den letzten körperlichen Problemen mal wieder abgeschrieben hatten, hat zwar das Ende vor Augen. Doch bis zum allerletzten Ballwechsel beim allerletzten Turnier will und wird er fighten wie immer – mit dem lebenslangen Motto, das ihn über knapp zwei Jahrzehnte im Tourgeschäft begleitete: "Ich gebe immer 100 Prozent – das bin ich mir und den Fans schuldig."

    Schulter, Hände, Ellbogen, Hüfte, Bauchmuskel: Nadals Leidensgeschichte ist lang

    Nadal war schon oft in seinem Tennisleben eine unberechenbare Größe, weil man nicht wusste, woran man mit seinen Verletzungen und seinen Rückkehrmissionen war. Wenn in diesen Tagen Grafiken zu Nadals diversen Gebrechen fabriziert werden, dann ist jedenfalls kaum ein Körperteil ausgespart. Sechzehn größere Verletzungen hatte der inzwischen 37-jährige Familienvater wegzustecken, ob in der Schulter, den Händen, dem Ellbogen, der Hüfte, dem Bauchmuskel. Und natürlich auch an den Füßen, wie 2022, als bekannt wurde, dass der Gladiator an einer degenerativen Erkrankung leidet, mutmaßlich dem Mueller-Weiss-Syndrom. Seinerzeit gewann er die French Open mit Schmerzmitteln, schmerzstillenden Spritzen und seiner eigenen Schmerztoleranz. Es war ein beinahe gewohntes Bild: Nadal, oft mit leidensverzerrter Miene am Werk, aber schlussendlich der Triumphator im Sand von Roland Garros. Der Mann, der in seiner Karriere zusammengerechnet fast vier Jahre pausieren musste.

    Nadals Siegeszug über die Ascheplätze nahe des Bois de Bologne begann schon symbolisch mit einer Verzögerung. Er wurde bereits 2003, mit 16 Jahren, als das "nächste große Ding" unter Insidern gehandelt, als sein erster French-Open-Start platzte – er war beim Training daheim in Manacor unglücklich auf den Ellbogen gestürzt. Ein Jahr später zog er sich beim Start in die Sandplatzsaison im portugiesischen Estoril einen Ermüdungsbruch im rechten Fuß zu – der Paris-Start war wieder futsch. Erst 2005 begann dann seine Regentschaft, sein späterer Mythos der Unbesiegbarkeit. Als er 2009 das erste Roland-Garros-Match gegen den Schweden Söderling im Achtelfinale verlor, war es eine Weltsensation. Nicht immer ging er völlig fit, völlig schmerzfrei an den Start, aber nur Novak Djokovic konnte ihn noch zwei Mal besiegen, 2015 im Viertelfinale und 2021 im Halbfinale. 

    Für ihn selbst stellte das keinen Grund zu übermäßiger Traurigkeit dar, denn: "Man muss die Dinge nehmen, wie sie sind. Es gibt Tage, da bist du eben nicht der bessere Spieler." Und auch für den Fall einer vierten, vielleicht finalen Niederlage gegen Zverev und dem möglichen Abschied hat Nadal das Motto schon längst vorgegeben: "Spieler kommen und gehen. Aber die French Open sind ewig." 

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