Der FC Bayern zum Beispiel. Da freut sich ja keiner mehr wirklich. Zehnte Meisterschaft in Folge, na toll. Wird entgegengenommen wie der 20 Prozent Rabattgutschein des Möbelhauses. Will sagen: Dauersiege, immer neue Rekorde, konkurrenzloses Wirken – macht alles nicht glücklich. Oft sind es die kurzen Freuden, die wirklich in Erinnerung bleiben. Erinnert sei an die Vier-Minuten-Meisterschaft Schalkes. Die Euphorie hätte der Klub keine Viertelstunde länger ausgehalten. Kürze, Würze.
Dass die kurzen Freuden oftmals die erinnerungswürdigsten sind, ist dem Sport nicht allein gegeben. Boris Becker beispielsweise hat sich zuvorderst natürlich einen Namen gemacht als Tennisspieler, ein paar Jahre später dann als Geschäftsmann mit Hang zum Unforced Error. In der Übergangsphase aber von Center Court zum Business-Treff stoppte er kurz in der Besenkammer. "Das war eine Aktion, die dauerte fünf Sekunden", so Becker.
Was Becker und den FC Schalke eint
Weil sich aber der liebe Gott über jedes Kind freut, wie es der dem außerehelichen Beischlaf nicht gänzlich abgeneigte hl. Franz weissagte, hat Becker die kleine Anna in sein Herz aufgenommen.
Ob des interessanten Spätwerks Beckers wird oft vergessen, dass er zuvor ein herausragender Tennisspieler war. Zeitweise sogar der beste des Planeten. Immerhin zwölf Wochen wies ihn die Weltrangliste als Führenden aus. Kein Vergleich zu Novak Djokovic (361 Wochen), aber immerhin zwölfmal länger als Patrick Rafter. Derzeit darf sich Daniil Medwedew als bester Spieler der Welt bezeichnen – kommenden Montag aber wird er nach nur drei Wochen wieder von Djokovic abgelöst. Der Russe aber mag sich nicht grämen. Es sei besser, "die Nummer eins für eine Woche zu sein, als es gar nicht zu erreichen". Besser kurze Freude als gar keine. Egal ob Besenkammer, Schalke im Jahr 2001 oder die Tennis-Weltrangliste.