Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Tennis: Raus mit Applaus: Kohlschreiber scheitert bei BMW-Open in München

Tennis

Raus mit Applaus: Kohlschreiber scheitert bei BMW-Open in München

    • |
    Erst am Ende des dritten Satzes habe er sich den Schneid abkaufen lassen, meinte Philipp Kohlschreiber nach seiner Niederlage beim Tennisturnier in München.
    Erst am Ende des dritten Satzes habe er sich den Schneid abkaufen lassen, meinte Philipp Kohlschreiber nach seiner Niederlage beim Tennisturnier in München. Foto: Bernd Feil, dpa

    Es war eine fast zweieinhalbstündige Achterbahnfahrt der Gefühle, auf die Philipp Kohlschreiber die Zuschauer mitnahm. Die Ränge des Center Courts auf dem Gelände des MTTC Iphitos waren bei herrlichem Frühlingswetter gut gefüllt und die Sympathien lagen eindeutig beim dreifachen München-Sieger. Der hatte es in der ersten Runde der BMW Open in einem deutsch-deutschen Duell mit Daniel Altmaier zu tun bekommen. Mal wieder ein Generationenduell, mit denen sich Kohlschreiber inzwischen gut auskennt. Im reifen Sportleralter von 38 Jahren trifft das auf fast jedes Spiel gegen die meist deutlich jüngere Konkurrenz zu. So auch an diesem Montagnachmittag, Altmaier und Kohlschreiber trennen 15 Jahre. Auf dem Platz war davon nichts zu sehen. Während der Jüngere auch der Dynamischere war, präsentierte sich Kohlschreiber einmal mehr als eleganter Spieler mit schnellen Beinen.

    Aus diesen Unterschieden bezog das Duell auch seinen Reiz. Der erste Satz endete erst im Tie-Break zugunsten Altmaiers, den zweiten dominierte dann plötzlich der Augsburger mit 6:3. Dann wieder eine unerwartete Wendung, denn bei Kohlschreiber stieg die Fehlerquote danach auf einmal rapide an. Präzision und Länge kamen ihm abhanden, ein ums andere Mal gingen zuvor sicher geschlagene Bälle ins Aus. Der Augsburger trat in einen regen Austausch mit sich selbst. Er fluchte, schimpfte, schüttelte den Kopf, winkte ab. Schnell nahm ihm Altmaier den Aufschlag ab, gewann den Satz (6:1) und damit das Spiel.

    War das Kohlschreibers letzter Einzel-Auftritt in München?

    Ob das nun sein letzter Auftritt in München gewesen sei, wurde Kohlschreiber anschließend gefragt. Auch mit diesem Thema kennt er sich inzwischen aus. Keine Fragerunde, in der es nicht auch ums Karriereende geht. Souverän, mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen, moderierte er die Fragen weg. Er sei kein Fan davon zu sagen, dass er gerade auf seiner Abschiedstournee sei. Dafür spiele er noch immer zu gern und zu gut Tennis. Aber natürlich könne es auch gut sein, dass es das letzte Mal München war. Wer weiß das schon so genau?

    Und tatsächlich: Kohlschreiber hatte auch gegen Altmaier seine Klasse immer wieder aufblitzen lassen. „Erst gegen Ende des dritten Satzes hat er mir den Schneid abgekauft. Am Ende bin ich dann ein kleines bisschen auseinandergefallen. Bis dahin war es aber ein guter Fight.“ In München wird Kohlschreiber nun noch im Doppel mit Max Rehberg spielen.

    French Open und Wimbledon stehen jetzt noch auf dem Plan

    Wie es danach weitergeht, ist offen. Klar ist nur, dass Kohlschreiber keine Lust mehr hat, sein komplettes Leben auf irgendwelchen Turnieren zu verbringen und Woche für Woche im Hotel zu leben, obgleich die Liebe zum Sport noch immer groß ist. Auch im Training lässt er es inzwischen ruhiger angehen. Früher habe er zweimal am Tag auf dem Platz gestanden, heute eben nur noch einmal. „Ich bin nicht mehr ganz der Profi, der ich früher war.“ Trotzdem ist der Ehrgeiz weiterhin groß. „Ich bin Sportler und will jedes Spiel gewinnen. Deshalb kotzt es mich auch an, dass ich heute verloren habe. Denn ich finde, ich hätte nicht verlieren müssen.“

    Die Teilnahme an den Turnieren in Stuttgart und Halle könne er sich jetzt noch vorstellen. Die Qualifikation der French Open und in Wimbledon wolle er ebenfalls anpacken, sagte Kohlschreiber. Und dann? Die zweitklassige Challenger-Tour wird er sich sicher nicht mehr antun. „Das mag ich einfach nicht mehr.“

    Angesichts des nahenden Karriereendes und des ständigen Fragens danach bleibt Kohlschreiber seit Monaten auffallend gelassen und unsentimental. Auch in München. Dort haben ihn die Zuschauer mit warmem Applaus verabschiedet. Wahrscheinlich zum letzten Mal.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden