So wichtig war der Supercup noch nie: Beim ersten Gigantentreffen der Saison zwischen den Branchenriesen Borussia Dortmund und FC Bayern München am Samstag (20.30 Uhr/ZDF und DAZN) geht es zwei Wochen vor dem Bundesliga-Auftakt gleich um einen Titel.
Vor allem aber ist das Spiel ein Ausrufezeichen in Richtung Konkurrenz und für ganz Fußball-Deutschland. So gewinnt der Supercup plötzlich extrem an Bedeutung.
"Das Interesse ist größer denn je. Alle sprechen mich drauf an", stellt Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke vor dem Heimspiel fest und verspricht: "Beide werden versuchen, ein erstes Statement zu setzen." Sechs Jahre war der FC Bayern mehr oder weniger konkurrenzlos zum Meistertitel marschiert. Nachdem der BVB das Titelrennen in der Vorsaison bis zum letzten Spieltag offenhielt und die Meisterschaft nun klar als Ziel ausgegeben hat, ist das Duell der beiden wieder ein echtes Gipfeltreffen auf gefühlter Augenhöhe.
"Wir wollen unseren Fans zeigen, dass wir von Beginn an da sind und dass wir Großes vorhaben", sagt BVB-Kapitän Marco Reus, soeben zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. Bayerns Nationalspieler Leon Goretzka erklärt: "Ich habe richtig Bock auf das Spiel. Da wird man sehen, wo wir stehen." Sein Teamkollege David Alaba meint: "Wir fahren dahin, um zu gewinnen. Das kann schon ein Zeichen sein."
Ein Sieg des BVB könnte die Euphorie nach der guten Vorsaison, den Transfers von Julian Brandt, Mats Hummels, Thorgan Hazard und Nico Schulz sowie der guten Vorbereitung weiter schüren und die Münchner verunsichern. Umgekehrt könnte ein Sieg der Bayern die endlosen Wechsel-Diskussionen um Leroy Sané sowie den öffentlichen Rüffel der Bosse an Trainer Niko Kovac wegen dessen Aussagen zum Thema zumindest überlagern und die Kräfteverhältnisse erst einmal geraderücken. Es geht also um mehr als das Image angesichts der Live-Übertragung in mehr als 200 FIFA-Mitgliedsländern.
Das alles gibt dem Spiel, dessen Wert für viele wegen des Termins vor dem Saisonstart zweifelhaft ist, eine gehörige Brisanz. Liverpools Trainer Jürgen Klopp erzählte dieser Tage vor dem englischen Supercup noch: "In Deutschland habe ich diesen Titel zwei Mal gewonnen, und niemanden hat es interessiert." Das war 2013 und 2014.
Heute sagt Watzke: "Durch den engen Zieleinlauf der beiden Teams in der vergangenen Saison hat das Spiel natürlich für viele deutsche Fußball-Fans wieder eine andere Wertigkeit." In der Vergangenheit sei das Stadion nach ein, zwei Wochen ausverkauft gewesen. "Diesmal waren es ein paar Stunden. Die Leute fiebern darauf hin. Und bei allem, was ich aus München höre, wird es auch dort ernstgenommen."
Bayern-Trainer Kovac bestätigt das bedingt. "Ich persönlich denke, es ist ein schöner Pokal, ein wichtiger Pokal", sagt er: "Die Stimmung wird aber nicht zu positiv oder zu negativ ausfallen." Was ihn stört: "Wenn wir gewinnen, redet keiner drüber. Wenn wir verlieren, ist es ein Thema."
Brisanz wird es aber schon vor dem Anpfiff geben. Denn der frühere Weltmeister Hummels wird erstmals seit seiner Rückkehr wieder vor 80.000 Zuschauern im Dortmunder Stadion für den BVB auflaufen. Dann wird sich zeigen, ob die BVB-Fans dem Innenverteidiger den Wechsel im Jahr 2016 vom Revierclub nach München verziehen haben. "Ich gehe fest davon aus, dass Mats nicht mit Pfiffen empfangen wird", sagt Sebastian Kehl, Leiter der BVB-Lizenzspielerabteilung.
"Ich habe das Gefühl, 90 Prozent aller Fans freuen sich über seine Rückkehr." Kovac glaubt: "Mats ist ein intelligenter Mensch, der weiß, dass er morgen im Fokus steht. Er wird aber seine Leistung bringen und uns nichts schenken." Das werden sich beim ersten Gigantentreffen wohl beide nicht. Weshalb Nationalspieler Joshua Kimmich schmunzelnd erklärt: "Beide Mannschaften werden sehr offensiv ausgerichtet sein. Ich tippe auf ein 6:6."
Voraussichtliche Aufstellungen:
Borussia Dortmund: Hitz - Piszczek, Akanji, Hummels, Schulz - Witsel, Dahoud - Sancho, Reus, Bruun Larsen - Götze
FC Bayern München: Neuer - Kimmich, Süle, Boateng, Alaba - Goretzka, Thiago, Sanches - Müller, Lewandowski, Davies
Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin) (dpa)
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