Sporthilfe-Aufsichtsratschef Christian Seifert hält den Föderalismus im deutschen Sport durchaus für problematisch. «Weil es offenkundig sehr schwerfällt, die Besten bestimmter Sportarten an einem Standort zu konzentrieren, so wie es in England und Frankreich intensiver geschieht», erklärte der 55-Jährige in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».
Es müsse die Frage gestellt werden, ob es ein ausreichendes Bekenntnis in Deutschland zu echter Elite und zur Konzentration von Mitteln dort gebe, wo es nötig sei. «Gibt es das? Nein», betonte Seifert.
«Ehrlich vor der eigenen Haustür kehren»
Bei den Olympischen und paralympischen Spiele in Paris hätte man feststellen müssen, «dass deutsche Bestleistungen nicht mehr automatisch reichen, um international unter den Besten zu sein», meinte der ehemalige langjährige Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga. «Wenn man so will, ist das fast ein kleines Abbild des aktuellen Deutschlands in der Welt.»
Man müsse «ehrlich vor der eigenen Haustür kehren und fragen, was im deutschen Spitzensport falsch gelaufen ist in den vergangenen Jahren». Die Stiftung Deutsche Sporthilfe unterstütze daher auch die Verabschiedung des geplanten Sportfördergesetzes und die Bildung einer übergeordneten Sportagentur.
Seifert erklärte weiter, dass in sehr vielen Sportarten Organisationen gebe, die sich auf den Spitzensport konzentrieren würden. Der Deutsche Olympische Sportbund sei den umgekehrten Weg gegangen, als sich 2006 Deutscher Sportbund und Nationales Olympisches Komitee vereint hätten. «Er muss sich einerseits um eine moderne Trimm-Dich-Bewegung, um Sportentwicklung, die gewaltige Aufgabe Breitensport kümmern und andererseits die Leistungssportentwicklung bis zur Goldmedaille verantworten. Dieser Spagat auf oberer Ebene, diese Spannweite erscheint mir persönlich zu groß», sagte er.
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