Jeder Mannschaftssportler sagt es. Der Erfolg des Teams ist wichtiger als eine wie auch immer geartete individuelle Auszeichnung. Selbst nach einem verlorenen Elfmeterschießen im Viertelfinale des Waikiki-Beach-Cups in der Wintervorbereitung sagt der herausragende Stürmer (der vom geldgebenden lokalen Gebrauchtwagenhändler zum Man of the Match bestimmt wurde), die persönliche Auszeichnung interessiere ihn nicht, wenn seine Mannschaft verliert. Kann man glauben. Muss man nicht.
Leon Draisaitl ist zurecht Sportler des Jahres in Deutschland
Die Amerikaner haben eine entspanntere Einstellung zu persönlichen Ehrungen. Fans sind stolz, den besten Spieler der Liga in ihren Reihen zu wissen. Spieler formulieren ihren Wunsch, einmal die Trophäe für den besten Könner überreicht zu bekommen. Leon Draisaitl hat es zuletzt zu beachtlicher Routine darin gebracht, gleichsam bescheiden aufzutreten und sich ehrlich über Preise zu freuen. Ein Pokal für die meisten Tore und Vorlagen aller Spieler. Einen, weil er von den Journalisten zum besten Akteur der Liga gewählt wurde und einen, weil es ihnen die Spieler gleichtaten. Er scheint für die Edmonton Oilers ziemlich gepflegtes Eishockey zu spielen.
Nun wählten auch noch die deutschen Sportjournalisten Draisatl zum Sportler des Jahres. Verdient allemal. Erst zum zweiten Mal wurde einem Mannschaftssportler diese Ehre zuteil. Der erste war mit Dirk Nowitzki ein Basketballer, der es ebenfalls in Nordamerika zu einiger Berühmtheit gebracht hatte.
Sportler des Jahres: Schön, dass es nicht nur den Fußball gibt
Lothar Matthäus, Philipp Lahm oder Markus Baur – Kapitäne von Weltmeistermannschaften – bekamen nicht diese Art der Anerkennung. Ihnen fehlt nichts.
Leon Draisaitl ist mittlerweile eine internationale Marke. Das trifft auf Malaika Mihambo nur teilweise zu – und auf Sophia Popov überhaupt nicht. Die Weitspringerin Mihambo freute sich zum zweiten mal in Folge, von nun an als Sportlerin des Jahres zu gelten. Diesmal für den im globalen Vergleich eher überschaubaren Erfolg, die deutsche Meisterschaft errungen zu haben.
Ohne Corona hätte sie die Olympischen Spiele für eine imposantere Vorleistung nutzen können. Popov genügte der – zweifellos schwer zu erringende – Sieg bei den British Open der Golferinnen, um auf Platz zwei gewählt zu werden. Frauen-Golf und Männer-Eishockey: Schön, dass es eben nicht nur Fußball gibt.
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