Im Profi-Sport geht es auch immer ein wenig um die Reputation. Um Respekt, um Aura, manche sagen auch: um die Furcht, die der Gegner vor dem scheinbar unüberwindlichen Gegenüber hat. Eine Auswahl der Spitznamen der etwas anderen Art - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Oliver Kahn: „Der Titan“ OIiver Kahn legte während seiner Karriere recht großen Wert darauf, dem Gegner schon weit vor Anpfiff zu signalisieren, dass gegen ihn nichts zu holen sei. Die WM 2002 lieferte gleich mehrfach Anschauungsbeispiele dafür, dass das recht gut klappte. Im Vorrundenspiel gegen Kamerun etwa bekam ein gewisser Salomon Olembé den Ball. Der Angreifer der Afrikaner hatte nur noch den deutschen Keeper vor sich, lief und lief – und stolperte den Ball letztlich in die Arme des grimmigen deutschen Schlussmanns. Nach dem Spiel gab Olembé zu Protokoll: „Das Tor wurde immer kleiner, Kahn wurde immer größer.“ Irgendwann in dieser Zeit entstand der Name, der Kahn bis übers Karriereende bleiben sollte: Titan.
Denis „Robo“ Reul: Stattliche 1,93 Meter und – je nach Quelle - 103 bis 112 Kilogramm bringt Denis Reul in die Statistik ein. Es sind Attribute, die der 35-Jährige in knapp 800 Spielen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) recht gewinnbringend für sich einsetzen konnte. Der Verteidiger, der lange für die Adler Mannheim spielte und seit diesem Sommer für die Augsburger Panther aufs Eis geht, ist in jeder Spielzeit einer der besten Blocker von Schüssen. Auch in dieser Saison wirft sich bislang keiner so oft in die Schüsse des Gegners. Wohlgemerkt: Wir reden von bis zu 150 Stundenkilometern schnellen Pucks, die wie Projektile aufs Tor gehämmert werden. Reul blockt sie mit allem, was er hat (das ist viel) und verzieht auch in diesen Szenen wie so oft keine Miene - und hat sich den Spitznamen „Robo“ deswegen mehr als verdient. Den Respekt seiner Mitspieler genießt „Robo“ ohnehin: Bei seinem neuen Klub Augsburg wurde er, wie zuvor in Mannheim, zum Kapitän ernannt.
Jack Lambert „Graf Dracula“: Jack Lambert, legendärer Linebacker der Pittsburgh Steelers in den 70er und 80ern, erhielt den Spitznamen „Count Dracula in Cleats“ – „Graf Dracula in Stollenschuhen“ - aufgrund seines Furcht einflößenden Auftretens auf dem Footballfeld. Mit seiner dürren, hochgewachsenen Statur, seinem zahnlosen Grinsen und seiner gnadenlosen Spielweise erinnerte er an eine vampirähnliche Figur, die Gegner erbarmungslos „aussaugte“. Lambert war bekannt für seine Härte, seine Fähigkeit, Tackles mit brutaler Präzision zu setzen, und seine bedrohliche Präsenz. Macht in der Summe einen durchaus verdienten Ruf als einer der einschüchterndsten Verteidiger seiner Zeit.
Eddie Merckx - „Der Kannibale“: Als Inbegriff des unendlichen Ehrgeizes gilt der Mann, der erst im Alter von 16 Jahren aufs Rad stieg: Eddie Merckx nutzte den Urlaub seiner Eltern 1961 dafür, um erstmals an einem Rennen in der Nachbarschaft teilzunehmen. Noch im selben Jahr landete er den ersten Sieg. Merckx, in dessen Jugend lange nichts auf eine Profi-Sport-Karriere hindeutete, lebte von seinem schier übermenschlichen Willen und der Bereitschaft, sich zu quälen. Es gibt kein Rennen, das der Belgier nicht gewonnen hat. Je fünfmal gewann er die beiden wichtigsten Rundfahrten, die Tour de France und den Giro d‘Italia. An seiner Übermacht zerbrach mehr als eine Generation an Spitzenfahrern. Merckx - so die drakonische Sichtweise - verschlinge seine Gegner geradezu, wie ein Kannibale. Als er 1969 die Tour mit einem Vorsprung von beinahe 18 Minuten gewonnen hatte, gehörte ihm nicht nur das gelbe Trikot, sondern auch der Sieg in der Punkte-, Bergpreis- und Kombinations-Wertung.
Andoni Goikoetxea: „Der Schlächter von Bilbao“: Die 80er-Jahre waren eine wilde Zeit im Fußball. Gelbe Karten gab es erst bei einem offenen Knochenbruch, in der Bundesliga wurde Ewald Lienen der Oberschenkel vom Stollen seines Gegenspielers Norbert Siegmann aufgeschlitzt. Der ungekrönte König aller Treter aber spielte damals in Spanien: Andoni Goikoetxea Olaskoaga trat in Diensten von Athletic Bilbao auf alles, was sich bewegte und ein gegnerisches Trikot anhatte. Innerhalb kurzer Zeit hätte der Verteidiger beinahe nacheinander die Karrieren von Bernd Schuster und Diego Maradona beendet. Vor allem das Foul am argentinischen Superstar ist an Brutalität kaum zu überbieten: Mit Anlauf und von hinten traf er den damaligen Barca-Spieler auf Wadenhöhe. Maradona sollte später in seiner Biografie über den Moment des Fouls schreiben: „Ich hörte das Geräusch wie das eines Holzes, das bricht.“ Ein Foul, das ihm mehrere Beinamen einbringen sollte: „Sensenmann“ oder „fliegender Rasenmäher“. Der prägnanteste sollte sich halten: „Der Schlächter von Bilbao“. Rückwirkend sollte er für 18 Spiele gesperrt werden. Auf dem Feld gab es damals nur die Gelbe Karte. Wie gesagt, es waren die 80er.
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