Und plötzlich stand Lalit Kumar mutterseelenallein da. Das ist eher ungewöhnlich vor einem 100-Meter-Finale, für das sich zuvor ja die acht schnellsten Läufer qualifiziert hatten. Warum also musste besagter Lalit Kumar bei den Leichtathletik-Landesmeisterschaften des indischen Bundesstaates Delhi allein laufen? Die indische Zeitung The Indian Express zitiert den Mann mit den Worten, dass seine Konkurrenten plötzlich allesamt über Krämpfe und sonstige Muskelbeschwerden geklagt hätten.
Das ist natürlich höchst bedauerlich und es zeichnet den mündigen Athleten aus, auf die Signale seines Körpers zu hören. Ins Grübeln könnte der geneigte Leser allerdings angesichts folgender Zusatzinformation geraten, denn justament am Tag des Finales waren plötzlich Dopingkontrolleure aufgetaucht.
Dopingmittel wie Epo kann man in Indien einfach in der Apotheke besorgen
In Indien sind verbotene Mittelchen wie Epo ganz einfach in der Apotheke nebenan zu bekommen. The Indian Express berichtet von einem Katz-und-Maus-Spiel, das sich entspann. Wie von Zauberhand bewegt, schafften es die krampfgepeinigten Körper zahlreicher Sportlerinnen und Sportler, sich zügig von der Wettkampfstätte zu entfernen. Quer durch die Disziplinen habe sich die Teilnehmerzahl am letzten Tag der Meisterschaften halbiert.
Ein Trainer sagte der Zeitung, dass eine Teilnehmerin des Junioren-Hindernislaufs auch nach dem Überqueren der Ziellinie einfach weiterlief. „Ein Dopingkontrollbeamter musste sie verfolgen, um an ihre Probe zu kommen.“ Beim Hammerwerfen der männlichen U16 tauchte nur noch ein Teilnehmer auf. Ob und wie viele Dopingsünder erwischt wurden, ist (noch) nicht bekannt. Klar ist nur, dass Lügen in diesem Fall vielleicht kurze, dafür aber ordentlich aufgespritze Beine hatten.