Pep Guardiola hat mittlerweile vier Monate Zeit gehabt, sich an die Eigenheiten zu gewöhnen, die das Traineramt beim FC Bayern mit sich bringen. Dazu gehört ein Besuch in der Landestracht der bajuwarischen Ureinwohner auf dem Oktoberfest. Des Weiteren bedarf es einer Batterie an Rechtfertigungen für Siege, die nicht mit mindesten drei Toren Unterschied gewonnen wurden.
Guardiola widerspricht Uli Hoeneß
Guardiola hat beides gemeistert. Seine katalanischen Wadln kamen in der Lederhose gut zur Geltung. Und nach mühsamen Siegen wie jenen gegen Pilsen (1:0) oder Berlin (3:2) versprach er, dass seine Mannschaft künftig besser agieren werde. „Ich weiß, welchen Verein ich trainiere“, sagte Guardiola mit einer Mischung aus Stolz und Resignation auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr).
Rund zehn Minuten später offenbarte Guardiola aber, dass auch er noch Wissenslücken hat. Er widersprach Uli Hoeneß. Der hatte den Trainer dafür gelobt, dass dieser sein Repertoire im Vergleich zu seiner Zeit beim FC Barcelona um einen „Plan B“ erweitert habe. Anstatt den Ball permanent auf künstlerisch wertvolle Art ins Tor kombinieren zu wollen, setze Guardiola mit Mario Mandzukic auch auf das Prinzip Brechstange.
Guardiola widersprach: „Egal ob Müller oder Mandzukic – wir haben immer mit einem echten Stürmer gespielt. Wir müssen erst noch einen Plan B finden“, so Guardiola.
Bayern muss Schweinsteigers Ausfall kompensieren
Dass die Münchner gegen den FC Augsburg damit anfangen, ist unwahrscheinlich. Man hat schon genug damit zu tun, den Ausfall von Bastian Schweinsteiger zu kompensieren. Weitere weitreichende Veränderungen will Guardiola seinem Team gegen die Augsburger wohl nicht zumuten. Da die Schwaben „sehr gute Beine in der Defensive“ hätten, dürften die Münchner auch gegen den FCA mit Flanken einen Abnehmer im Sturmzentrum suchen.
Gelingt das, bleiben die Bayern wahrscheinlich im 37. Ligaspiel in Folge ungeschlagen und hätten den Rekord des Hamburger SV damit übertroffen. Eine zusätzliche Motivation sei dies laut Guardiola aber nicht. Und dass die Augsburger möglicherweise besonderen Ansporn verspüren, jene Bestmarke zu verhindern, freut ihn. „Wir brauchen Spiele auf hohem Niveau. Nur dann können wir uns verbessern.“
Beim FCA sind alle Spieler fit
Stark verbessert hat sich ohne Zweifel der FC Augsburg. Trainer Markus Weinzierl sprach beim gestrigen Medientreff gar von einer „sensationellen Entwicklung im vergangenen Jahr“. Das bestätigt ein Blick auf das Punktekonto. Im November 2012 quälte sich der FCA nach elf Spieltagen mit sechs Zählern als Tabellenletzter durch den Herbst, genau zwölf Monate später sind es 13 Punkte. Doch nicht nur diese Bilanz zeigt, wie sehr die Augsburger sich gesteigert haben, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung.
In Fußball-Deutschland gelten die Schwaben mittlerweile als fester Bestandteil des Oberhauses. Doch trotz aller Lobeshymnen, die auch im Vorfeld des bayerischen Derbys aus München herüberschwappen, kennt Weinzierl nur ein Ziel: „Wir wollen nicht absteigen“. Dabei schätzt er die Aufgabe in der Allianz Arena ganz realistisch ein. „Die Bayern sind haushoher Favorit“, sagt er. „Wir werden mutig spielen und versuchen die Zweikämpfe zu gewinnen.“ Personell hat der Augsburger Trainer vor diesem Prestigeduell die Qual der Wahl, denn seine Spieler sind alle fit.
Im Tor wird auch in München statt dem Österreicher Alexander Manninger wieder der Schweizer Marwin Hitz stehen. „Es war eine knappe Entscheidung, das Bauchgefühl hat auch eine Rolle gespielt. Marwin hat gegen Mainz sehr gut gespielt und bleibt drin“, argumentiert Weinzierl.