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Wintersport kompakt: Titel und Tränen

Wintersport kompakt

Titel und Tränen

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    Freude bei Isabella Laböck. Sie gewann bei der Snowboard-WM Gold.
    Freude bei Isabella Laböck. Sie gewann bei der Snowboard-WM Gold. Foto: dpa

    Felix Neureuther legte Marcel Hirscher in Kitzbühel freundschaftlich den Arm über die Schulter. Ein Podestplatz war den beiden besten Slalom-Fahrern der Welt bei der WM-Generalprobe im Torlauf schon vor dem letzten Starter gewiss. Als dann noch der Italiener Stefano Gross als Führender zurückfiel, feierten der zweitplatzierte Partenkirchener und der Sieger aus Österreich wieder an der Spitze des Klassements.

    Beide sind die Favoriten für den Saisonhöhepunkt vom 5. bis 17. Februar. „Ein Zweikampf Hirscher gegen Neureuther ist es nicht – es sind schon noch andere sehr gut unterwegs“, warnte Neureuther, fühlt sich eine Woche nach seinem Sieg in Wengen aber gewappnet. „Es ist eine gute Generalprobe für Schladming, weil ich gesehen hab, dass ich dem Druck standhalten konnte.“

    Schwarzenegger feiert den Sieger

    Vor zehntausenden Zuschauern am Ganslernhang hatte Hirscher einen Traumlauf an die Spitze hingelegt. Arnold Schwarzenegger im Publikum reckte eine der Fäuste in die Höhe, Neureuther packte seine Sachen in der Box des Führenden zusammen. „Es war heute sehr schwer, ich bin im zweiten Lauf extrem taktisch gefahren. Ein zweiter Platz ist sehr gut“, betonte der 28-Jährige. Und auch wenn Alpin-Chef Wolfgang Maier zu hohe Erwartungen nicht mag: die Hoffnung auf die erste deutsche alpine Männer-Medaille seit Florian Eckerts Bronze 2001 ist im Verband größer denn je. Bei der Abfahrtsparty am Samstag vor mehr als 40 000 Zuschauern wurde auf Streif-Gewinner Dominik Paris (Italien) angestoßen. Stephan Keppler als einziger deutscher Abfahrer verpasste auf Platz 28 die WM-Norm.

    Keine zehn Sekunden nach dem Start war die WM-Generalprobe fürMaria Höfl-Riesch in Maribor schon gelaufen. Wie Viktoria Rebensburg im Riesenslalom musste sich die 28-Jährige schon im ersten Lauf ihrer Spezialdisziplin am Sonntag aus dem Rennen verabschieden. „Es ist total unglücklich, irgendwie habe ich einen Schlag bekommen und konnte dann nicht mehr reagieren“, sagte Höfl-Riesch. Für die Medaillenhoffnungen beginnt der Countdown auf die WM – Rebensburg fuhr nach Hause an den Tegernsee, Höfl-Riesch will gesund werden und verzichtet auf den Parallel-Slalom am Dienstag in Moskau. Trotz Bronchitis bereute Höfl-Riesch den Start in der Heimat von Tina Maze, die bei ihrem Slalom-Sieg umjubelt wurde, nicht: „Ein Nuller tut weh, aber mit den Voraussetzungen, bei denen ich hier gefahren bin, vier Tage bettlägerig, nur ein Tag Training – der vierte Platz im Riesenslalom war die Reise wert.“

    Nordische Kombination Eric Frenzel ist drauf und dran, dem großen Ronny Ackermann sportlich den Rang abzulaufen. Weltmeister ist der erst 24-jährige Frenzel schon. Doch nun schaffte er etwas, was dem jetzigen Auswahltrainer Ackermann in seiner langen Karriere auch nur einmal gelang: Vier Weltcup-Einzelsiege in Serie. Nimmt man den Sieg im Teamsprint noch hinzu, hat Frenzel mittlerweile fünf Erfolge nacheinander errungen. Selbst beim Heimspiel in Klingenthal blieb Frenzel „cool“ und distanzierte die Konkurrenz nach Belieben.

    Zu seinen glänzenden Laufleistungen kamen wieder stabile Flüge von der Schanze, die mit Sprungsiegen belohnt wurden. „Mit dieser nervlichen Belastung muss man erst mal klar kommen“, lobte Bundestrainer Herrmann Weinbuch. Vor Familie, Freunden und Fans schien der Druck jedoch keine Bürde zu sein. „Es ist schon etwas anderes, wenn man mit zwei Siegen im Gepäck nach Hause kommt. Der Erwartungsdruck von mir selbst, aber auch von außen, ist doch etwas anderes. Man ist ganz einfach nervöser“, gab Frenzel einen kleinen Einblick in sein Seelenleben. Seine Bilanz: Zwei weitere Weltcupsiege, das Gelbe Trikot des Weltcup-Führenden, aber auch die Favoritenrolle für die Weltmeisterschaften in vier Wochen in Val di Fiemme.

    Skifliegen: Schlierenzauer arbeitet am Legendenstatus

    Skifliegen Nach dem Flug seines Lebens riss Michael Neumayer euphorisch die Fäuste in den Abendhimmel von Vikersund und erntete bei der Siegerehrung auch von Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer anerkennenden Beifall. Im Spätherbst seiner Karriere feierte der 34-Jährige am Sonntag auf der weltgrößten Schanze mit Rang zwei sein bestes Ergebnis und den erst dritten Podestplatz nach zwei dritten Rängen 2008 in Garmisch-Partenkirchen und 2010 in Willingen. „Das ist traumhaft. Ein Platz auf dem Stockerl ist immer toll. So oft ist mir das ja nicht gelungen. Ich bin total happy. Es war ein verdammt geiles Wochenende für mich“, jubelte Neumayer über seinen Coup.

    Nach 223 Metern im ersten Versuch setzte der Routinier im Finale noch eins drauf und holte sich mit 231 Metern den im Vorjahr an Richard Freitag (230 m) verlorenen deutschen Rekord zurück. Beim souveränen Sieg von Weltmeister Robert Kranjec aus Slowenien ließ Neumayer damit sogar Überflieger Schlierenzauer hinter sich.

    Der Österreicher hatte am Vortag bei einer geschichtsträchtigen Flugshow auf dem Monsterbakken mit seinem 46. Weltcuperfolg den Siegrekord des Finnen Matti Nykänen egalisiert. „Das ist natürlich eine geile Geschichte und ein unglaublicher Meilenstein in meiner Karriere. Es macht mich sehr stolz. Das ist eine Sensation, die man erst begreifen muss“, erklärte der 23 Jahre alte Vierschanzentourneesieger nach Flügen auf 216,5 und 240 Meter. Nach seinem dritten Rang am Sonntag richtete Schlierenzauer den Blick sofort auf das nächste Ziel. „Mit 47 Siegen ist man die alleinige Nummer 1, und darauf arbeite ich hart hin.“

    Laböck widmet Sieg ihrem toten Bruder

    Snowboard-WM Bei der Siegerehrung musste Weltmeisterin Isabella Laböck kurz mit den Tränen kämpfen. Gerührt und voller Stolz genoss die 26-Jährige bei der WM in Kanada die Klänge der Nationalhymne nach ihrem Coup im Parallel-Riesenslalom. „Den Sieg widme ich meinem vor zehn Jahren verstorben Bruder. Ich habe es mir damals geschworen, den Titel für ihn zu holen. Das bedeutet mir sehr, sehr viel“, betonte die Bayerin.

    Auf dem Weg zur Schule war ihr großer Bruder Dominik im Dezember 2002 Opfer eines Unfalls geworden. Der Bruder, der Isabella Laböck erst zum Snowboardsport gebracht hatte. „Er war der Anfang aller Dinge, ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich jetzt stehe, nämlich ganz oben an der Weltspitze als Weltmeisterin“, erinnerte die Sportlerin aus Prien an den Beginn ihrer Karriere im Alter von sechs Jahren.

    Bob-WeltmeisterschaftAuf der ältesten Natureisbahn der Welt hat sich Francesco Friedrich zum jüngsten Zweierbobsieger gekrönt. Mit 22 Jahren und 270 Tagen unterbot er den Altersrekord aus dem Jahr 1935 durch den Schweizer Reto Capadrutsch. Nach vier Läufen verwies Friedrich mit seinem Anschieber Jannis Bäcker den Schweizer Favoriten Beat Hefti mit 0,56 Sekunden Vorsprung auf Rang zwei. „Ich habe nur meinen Job gemacht. Wir waren gut vorbereitet, haben das Material optimiert und sind konstant gut gefahren. Und am Ende wollte ich auch noch den Starterpreis mitnehmen“, sagte der Friedrich. „Ich hätte eher gedacht, er macht bei dem großen Vorsprung einen auf Sicherheit, doch dann zünden die beiden oben in 4,98 Sekunden noch einen Startrekord. Unglaublich, man muss die Jungen einfach drauf loslassen“, meinte Cheftrainer Christoph Langen. (dpa)

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