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Sven Hannawald: Der Mann, der sein Zeug machte

Sven Hannawald

Der Mann, der sein Zeug machte

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    Vor genau zehn Jahren gewann Sven Hannawald als erster und bisher einziger Sportler alle Springen der Vierschanzentournee.
    Vor genau zehn Jahren gewann Sven Hannawald als erster und bisher einziger Sportler alle Springen der Vierschanzentournee. Foto: dpa

    Die Geschichte des Sven Hannawald ist einzigartig. Es ist eine Geschichte vom Aufstieg und Fall. Sie beginnt damit, wie Hannawald als Erster alle Springen der Vierschanzentournee gewann, in diesen rauschhaften Tagen vor zehn Jahren. Als halb Deutschland vor dem Fernseher saß und mitfieberte. Als die Skisprungbegeisterung fanatische Züge annahm. Vergangen.

    Die Zeiten haben sich geändert. Die vorwiegend weiblichen Hannawald-Fans von damals lachen inzwischen ein Lachen ohne Zahnspange. Das Skispringen hat neue Helden geboren. Die kommen aus Österreich, sprechen über Mentaltraining wie andere übers Geschirrspülen und gewinnen die Weltcups im Dutzend.

    Aber auch sie, die in ihrer Heimat die Superadler genannt werden, haben (noch) nicht geschafft, was Hannawald damals schaffte. Vier Springen, vier Siege. „Es freut mich natürlich, dass das noch Bestand hat“, sagt Hannawald, der die Tournee in diesem Winter als TV-Experte begleitet und inzwischen selbst zum Mythos geworden ist.

    Hannawalds mentale Leistung gipfelte in einem Satz

    Hannawald würde so etwas nie von sich behaupten. Er ist bescheiden, ein angenehmer Gesprächspartner. Wenn er von damals erzählt, tut er das in einem ruhigen, unaufgeregten Ton. Fast so, als wäre auch er nur Zuschauer gewesen. Vieles sei damals zusammengekommen, was die perfekte Tournee möglich machte. Gutes Material, eine gute Vorbereitung, Selbstvertrauen.

    Aber auch Faktoren, die nicht planbar seien. „Ich hatte einfach meine Form und habe trotzdem Fehler gemacht. Wenn aber die Gegner sehen, dass du einen Lauf hast, machen sie auch Fehler, weil sie es erzwingen wollen.“ Hannawald schaffte es damals, sich ganz auf seine eigene Leistung zu konzentrieren, was in dem legendären Satz gipfelte: Ich mach’ mein Zeug.

    Das ist Sven Hannawald

    Geboren: 9. November 1974

    Geburtsort: Erlabrunn

    Verein SC Hinterzarten

    Seine größten Erfolge

    Gewinner der Vierschanzentournee 2001/2002

    Weltmeister 1999 (Team) und 2001 (Team)

    Skiflugweltmeister 2000 und 2002 (beides Einzel)

    Olympiasieger 2002 (Team),

    olympisches Silber 1998 (Team) und 2002 (Normalschanze)

    insgesamt 18 Weltcupsiege

    Für seinen Vierfachtriumph bekam er 50 000 Franken überwiesen. Die Zeiten haben sich geändert. Demjenigen, der Hannawalds Kunststück wiederholt, winkt bei der 60. Auflage der Tournee die Rekordprämie von einer Million Schweizer Franken (rund 800 000 Euro). „Klar, das hätte ich damals auch gern bekommen“, sagt Hannawald, erinnert aber im gleichen Atemzug und mit einem breiten Lachen im Gesicht an Dieter Thoma, der 1989/90 die Tournee gewann. „Der hat für seinen Sieg einen Präsentkorb bekommen. Wenn ich also sehe, was ich bekommen habe und jetzt die Million, dann ist das grob die richtige Relation.“

    Seinem Sieg bei der Vierschanzentournee 2001/2002 ließ Hannawald den Weltmeistertitel im Skifliegen (Harrachov) und Olympia-Silber im Einzel (Salt Lake City) folgen. Im Gesamtweltcup wurde er Zweiter. Es war der erfolgreichste Winter seiner Karriere.

    Hannawald litt am Burnout-Syndrom

    Es folgten dunkle Jahre. Gerüchte über psychische Probleme und Magersucht kamen auf. Hannawald wog bei einer Körpergröße von 1,84 Metern nur noch 64 Kilo. Im April 2004 wurden aus Gerüchten Tatsachen. Hannawald litt am Burnout-Syndrom. Der Druck des Siegenmüssens und das Leben im grellen Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit hatten ihn verschlissen. Er zog sich zur Behandlung in eine Allgäuer Spezialklinik zurück. Ein knappes Jahr später kam das Unvermeidliche: Hannawald gab bekannt, dass er sich den Strapazen des Spitzensports nicht mehr aussetzen wolle und seine Karriere beenden werde.

    Heute wirkt Hannawald mit sich im Reinen. Der Motorsport ist seine neue Liebe. Der 37-Jährige fährt Autorennen der ADAC GT Masters. Er nennt es seine Nachfolge-Aufgabe,  die ihm lange gefehlt habe. „Ich hatte eine schöne Vergangenheit und eine vernebelte Zukunft. Das hat sich mit dem

    Seitdem das so ist, hat sich auch seine Beziehung zum Skispringen wieder entspannt. „Jetzt kann ich über die alten Zeiten reden, ohne dass ich ein schlechtes Gefühl habe.“ Seine Geschichte hat er seitdem oft erzählt. Wie er als Erster alle Springen der Vierschanzentournee gewann, in diesen rauschhaften Tagen vor zehn Jahren. Wie er fiel und wie er wieder aufstand.

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