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Russland 1-1-1: Noch Eiszeit statt Wintermärchen

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Russland 1-1-1: Noch Eiszeit statt Wintermärchen

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    Russland 1-1-1: Noch Eiszeit statt Wintermärchen
    Russland 1-1-1: Noch Eiszeit statt Wintermärchen Foto: DPA

    Vier Jahre vor den "Heimspielen" im Schwarzmeer-Kurort Sotschi sind die Wintersportler aus dem Riesenreich zwischen Brest und Wladiwostok noch nicht auf Betriebstemperatur gekommen. Nach 24 der 86 Entscheidungen haben die Russen bei den XXI. Olympischen Winterspielen in Vancouver erst drei Medaillen abgesahnt. Und dabei waren Gold und Silber durch Nikita Krijukow und Alexander Panschinski im klassischen Langlauf-Sprint sogar eine überhaupt nicht erwartete "Zugabe".

    1-1-1: Mit einem "Dreier" nach gut einem Viertel der Medaillenentscheidungen kann sich die einst so mächtige Wintersportnation nicht zufriedengeben. Vor vier Jahren waren die Russen in Turin mit 22 Medaillen noch die Nummer vier der Winter-Welt hinter Deutschland (29), den USA (25) und Österreich (23). Nun muss schnell die Wende her. Denn wer will schon warten, bis die "Sbornaja" am Schlusstag vielleicht jenes Eishockey-Gold holt, das Gastgeber Kanada eigentlich schon fest eingeplant hat?

    In der Heimat regt sich jedenfalls schon leise Kritik. "Warum wir den Start verschlafen haben?" - die russische Zeitung "Komsomolskaja Prawda" wagt einen Erklärungsversuch. Eine Ursache sei die "verlorene Generation" der 90er Jahre, als auch der Sport am Tiefpunkt war. Der Zusammenbruch der alten Strukturen wirkt bis heute nach. Aus Stadien wurden in den 90ern Marktplätze, Profisportler wurden mit ein paar Kopeken abgespeist, beklagte die Eisschnelllauf-Olympiasiegerin von Turin und heutige Duma-Abgeordnete Swetlana Schurowa in der Online- Ausgabe der Zeitung.

    "Gangster" hätten damals sogar öffentliche Schwimmbäder vereinnahmt und ihre Hunde in den Becken baden lassen, erklärte der russische Geschichtsprofessor an der Universität von San Diego, Robert Edelman, in der "Vancouver Sun". Nach Ansicht des Sportjournalisten Wladimir Geskin verfügt der russische Sport erst jetzt über jene Einrichtungen und genieße die Unterstützung, die er zu seinen Glanzzeiten in der Sowjetunion Ende der 80er Jahre hatte. "Vielleicht sind wir in vier Jahren, wenn Olympia nach Sotschi kommt, zurück", sagte Geskin.

    Exempel Eiskunstlauf, seit Jahrzehnten eine russische Domäne und einst El Dorado für tausende Talente. Doch erstmals seit 46 Jahren verpassten die Paarläufer aus Moskau und St. Petersburg das abonnierte Gold. Schlimmer noch: Die zierliche Japanerin Yuko Kavaguti, erst im Vorjahr auf eigenen Wunsch eingebürgert, lief mit ihrem Partner Alexander Smirnow um 16 Punkte am Bronze-Platz vorbei. In den 90er Jahren wanderten etliche Spitzentrainer aus Russland in die USA ab, mit ihren fleißigen und hochmotivierten Eis-Eleven im Schlepptau. Trainer weg, Asse weg, Vorbilder weg. Das rächte sich.

    Oder doch Doping? Immer wenn in der Vergangenheit Sportbetrüger ertappt wurden, waren russische Athleten dabei. Allein seit dem letzten Winter sind elf von ihnen - Biathleten, Langläufer und ein Nordischer Kombinierer - positiv getestet worden. Danach wurde das Kontrollnetz rund um Russland immer enger gezogen, und in Vancouver stehen die Sportler unter besonderer Beobachtung.

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