Dass er gleich bei der Tour des Alpes Maritimes sein Debüt als Rennrad-Profi gibt, das hatte sich Marco Brenner erhofft, aber nicht unbedingt erwartet. „Das ist schon ein ziemlich schweres Rennen mit prominenter Besetzung. Da sind richtige Granaten dabei“, freut sich der Jung-Profi des WorldTour-Rennstalls DSM (früher Sunweb). Anscheinend hat der 18-jährige Augsburger in seinen ersten Trainingswochen Team-Coach Michiel Elijzen so überzeugt, dass er ihn für das renommierte Drei-Etappen-Rennen in der französischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur von Freitag bis Sonntag nominiert hat.
Bei der UAE-Tour fahren die Radrenn-Stars
Zwar haben alle Top-Teams ihre Spitzenfahrer Ende Februar zur lukrativen UAE-Tour in den Vereinigten Arabischen Emiraten abgestellt, doch angesichts des durch Corona ausgedünnten Terminkalenders nützen elf WorldTeams mit bekannten Fahrern wie dem Dänen Jakob Fuglsang (Astana), dem Franzosen Guillaume Martin (Cofidis), dem Iren Dan Martin (Israel Start-up) oder dem Vorjahres-Sieger Nairo Quintana aus Kolumbien die 53. Auflage der Tour des Alpes (Kategorie 2.1.) in Südfrankreich, um ihre Form zu überprüfen.
Marco Brenner ist der jüngste Fahrer bei der Tour des Alpes Maritimes
Mittendrin ist auch Marco Brenner. Er ist mit 18 Jahren und 177 Tagen (Stand Montag) der mit Abstand jüngste Teilnehmer unter den fast 200 Startern. „Ich freue mich richtig darauf, bin aber auch schon ein wenig aufgeregt.“ Eine Gemütslage, die Brenner schon lange vor einem Rennen nicht mehr erlebt hat. In der U19-Altersklasse galt er bei jedem Start als Siegerkandidat. Egal, ob auf deutscher, europäischer oder internationaler Ebene. Brenner wird als einer der heißesten Aktien im Straßenradrennsport gehandelt. Darum hat ihn DSM auch gleich mit einem für Neulinge finanziell üppigen Vier-Jahres-Vertrag ausgestattet.
Anfang Januar ging es dann zum ersten Trainingslager an die spanische Costa Blanca. 14 Tage sammelte er erste Eindrücke in diesem hochprofessionellen Umfeld mit seinen 17 Kollegen aus dem WorldTour-Team. „Ich bin super aufgenommen worden“, sagt Brenner. Und auch sportlich scheint der 18-Jährige den Wechsel in den Erwachsenenbereich problemlos hinzubekommen. „Körperlich bin ich sehr zufrieden. Ich hatte nie das Gefühl, überfordert zu sein.“
Zwischen vier und sechs Stunden dauerten die täglichen Trainingseinheiten und führten zwischen 130 und 200 Kilometer durch das Hinterland an der spanischen Küste. Bei einer Rennsimulation wurde er sogar Zweiter. Geht es nun so weiter wie im Juniorenbereich, als es für Brenner oft kein Problem war, den bis zu zwei Jahre älteren Konkurrenten mit seiner kämpferischen und angriffslustigen Fahrweise davonzufahren?
Sicher nicht, doch es zeigt, dass Brenner die hohen Erwartungen, die er auch selbst hat, durchaus erfüllen kann. Allerdings weiß er noch nicht, welche taktische Rolle für ihn im siebenköpfigen Team mit dem Australier Michael Storer, 23, und dem Niederländer Martijn Tusveld, 27, an der Spitze, vorgesehen ist. „Deshalb erwarte ich jetzt auch nicht so viel“, gibt sich Brenner zurückhaltend.
Die drei Etappen über 186 Kilometer, 175 Kilometer und 136 Kilometer gelten als selektiv und bergig. „Die Tour des Alpes Maritimes ist ein anspruchsvolles Etappenrennen, welches das Peloton auf jeder Etappe mit großen Höhenunterschieden konfrontiert“, sagte DSM-Coach Michiel Elijzen, der von seinen Fahrern “ein aggressives Rennen“ erwartet mit dem Ziel, “gute Tagesergebnisse zu erzielen.“ Marco Brenner ist dazu bereit.
Georg Zimmermann belegte bei der Vuelta Platz 21
Georg Zimmermann, der zweite WorldTour-Profi aus dem Augsburger Raum, muss hingegen noch ein wenig warten. Der 23-jährige Neusässer bereitet sich mit seinem neuen Team, dem belgischen WorldTour-Rennstall Intermarché-Wanty-Gobert Matériaux, im spanischen Benidorm auf die neue Saison vor. „Ich fühle mich hier sehr wohl. Wir haben eine sehr offene Atmosphäre im Team“, sagt Zimmermann. In der vergangenen Saison war er für den CCC-Rennstall unterwegs und sorgte mit Platz 21 bei der spanischen Vuelta für Aufsehen in den Radsportkreisen. Zimmermann startet nun am 3. März mit dem kleineren Eintagesrennen Trofeo Laigueglia an der ligurischen Küste in Italien für seinen neuen Rennstall in die Saison.
Georg Zimmermann ist für Mailand - San Remo vorgesehen
Danach bleibt Zimmermann mit seinem Team den ganzen März in Italien. Am 6. März ist er für das WorldTour-Rennen Strade Bianche mit Start und Ziel in Siena nominiert, dann geht es weiter zur Rundfahrt Tirreno – Adriatico (10. bis 16. März), ehe am 20. März der Klassiker Mailand – San Remo auf ihn wartet. Das längste Profiradrennen der Welt mit 290 Kilometern.
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