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Protest im US-Sport: Sitzen, Knien, Unterhaken: Solidarität für NFL-Profis

Protest im US-Sport

Sitzen, Knien, Unterhaken: Solidarität für NFL-Profis

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    NFL-Spieler der New England Patriots protestierten während der US-Nationalhymne.
    NFL-Spieler der New England Patriots protestierten während der US-Nationalhymne. Foto: Michael Dwyer (dpa)

    Washington (dpa) - Zahlreiche Sportler, Trainer und Funktionäre gaben ein starkes Zeichen gegen Donald Trump und dessen Attacken gegen NFL-Profis. Nur der US-Präsident zeigte sich unbeeindruckt.

    Am Morgen (Ortszeit) wiederholte der Republikaner auf Twitter, seine Kritik an knieenden Footballspielern habe nichts mit Rassismus zu tun. Es geht um "Respekt für unser Land, die Flagge und die Nationalhymne. Die NFL muss das respektieren!" Außerdem pries Trump den Motorsportverband Nascar, denn dieser würde knieende Sportler niemals dulden.

    Am Freitag und am Wochenende hatte Trump in einer Rede und in einer Serie von Tweets NFL-Teambesitzer aufgefordert, Spieler zu feuern, die während der Nationalhymne nicht stehen. Vor den NFL-Partien am Sonntag gingen knapp 200 Spieler aus der amerikanischen Football-Liga beim Abspielen der US-Nationalhymne erneut auf die Knie oder blieben auf der Spielerbank sitzen und protestierten so an den Seitenlinien der 14 Spielstätten von London bis Los Angeles gegen soziale Ungerechtigkeit. Zugleich reagierten sie auch auf Trumps Äußerungen. Drei Teams kamen sogar erst nach der Hymne aus ihren Umkleidekabinen.

    Beim Spiel zwischen den Tennessee Titans und den Seattle  Seahawks weigerten sich beide Mannschaften, vor dem Ende der Nationalhymne das Spielfeld zu betreten. "Wir werden für die Ungerechtigkeit, die farbige Menschen in diesem Land erfahren, nicht stehen", schrieben die Profis der Seahawks in einer Mitteilung. Man verbünde sich, "um gegen die vorzugehen, die uns unsere grundlegenden Freiheiten verbieten wollen".

    New Orleans Saints Trainer Sean Payton ging nach dem ersten Saisonsieg seiner Mannschaft gegen die Carolina Panthers den  US-Präsidenten am härtesten an. "Ich will, dass dieser Kerl einer der klügeren Menschen im Raum ist, und es scheint, wie jedes Mal, wenn er seinen Mund aufmacht, ist es etwas, das unser Land teilt und nicht zusammenführt." Am Montag sagte Superstar Tom Brady von den New England Patriots: "Auf keinen Fall stimme ich damit überein, was er (Trump) gesagt hat. Ich dachte, es war einfach spaltend."

    Einige Spieler nahmen Bezug auf Trumps Äußerung, der die protestierenden Sportler als "Hurensöhne" bezeichnet hatte. "Ich bin der Sohn einer Königin", sagte Grady Jarrett von den Atlanta Falcons. Sein Kollege Dean Jackson von den Tampa Bay Buccaneers nannte Trumps Beschimpfung eine "eklatante Respektlosigkeit".

    Auch wenn sich Spieler, Teambesitzer und Liga-Funktionäre beinahe geschlossen gegen Trump stellten, auf den Zuschauerrängen gingen die Meinungen weit auseinander. In einigen Stadien gab es Buhrufe für die protestierenden Spieler. "Das sind Fans, die Respekt für unsere Flagge fordern!", twitterte Trump. Allerdings gab es in anderen Arenen auch Applaus für die Aktionen. In allen US-Medien war das Thema am Montag eines der größten. Auf Twitter gab es unter dem Hashtag #StandForOurAnthem (etwa: "Steht zu unserer Hymne") eine breite Debatte.

    Die verbale Auseinandersetzung zwischen Trump und den Spielern der wirtschaftsstärksten Liga der USA hat sich längst auf andere Sportarten ausgedehnt. Auch Trainer, Funktionäre und Sportler aus anderen US-Profiligen machten klar, was sie von den Aussagen ihres Präsidenten hielten. Vor dem ersten Finalspiel der Frauen-Basketball-Liga WNBA verließen die Los Angeles Sparks beim Ertönen der Nationalhymne die Arena. Die Minnesota Lynx blieben in der Halle, die Spielerinnen hakten sich jedoch als Zeichen der Solidarität unter.

    Zu Beginn der gemeinsamen Vorbereitung auf die Saison in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga mussten sich Spieler, Trainer und Funktionäre bei den Medienterminen mehr mit Politik als mit ihren sportlichen Ambitionen auseinandersetzen.

    Der Besitzer der Charlotte Hornets, der frühere NBA-Superstar Michael  Jordan, zeigte sich ebenfalls solidarisch mit den NFL-Spielern. "Eines unserer grundlegenden Rechte, auf das dieses Land gegründet ist, war die Freiheit der Sprache, und wir haben eine lange Tradition des gewaltfreien, friedlichen Protests", sagte er. "Diejenigen, die dieses Recht friedlich ausüben, sollten nicht verteufelt oder verdammt werden."

    Trump hatte zuletzt die traditionelle Einladung für NBA-Meister Golden State Warriors ins Weiße Haus zurückgezogen und Warriors-Superstar Stephen Curry angegriffen. LeBron James, Star der Cleveland Cavaliers, unterstützte Curry und charakterisierte den Präsidenten auf Twitter als "Penner". Zudem fügte er hinzu, dass der "Besuch im Weißen Haus eine Ehre war, bis Du aufgetaucht bist".

    Twitter-Account Trump

    New York Times Artikel

    weiterer New York Time Artikel

    Associated Press Artikel

    Michael Jordan bei charlotteobserver.com

    Sean Payton bei New Orleans Saints

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