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Olympia in Vancouver: Georg Hackl über das Risiko in der Röhre

Olympia in Vancouver

Georg Hackl über das Risiko in der Röhre

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    Georg Hackl.
    Georg Hackl.

    Am Sonntagabend wird in Whistler der Rodel-Olympiasieger gekürt - es könnte ein Deutscher sein. Doch wie sicher ist die Bahn jetzt, nach dem tödlichen Unfall am Freitag? Marcus Bürzle sprach mit Georg "Schorsch" Hackl.

    Herr Hackl, trotz des tödlichen Unfalls des Georgiers Nodar Kumaritaschwili wird bei den Olympischen Spielen in Vancouver weitergerodelt. Finden Sie das in Ordnung?

    Hackl: Auf jeden Fall. Dort, wo der Sportler rausgeschleudert wurde, musste die Seitenwand erhöht werden. Da mussten hohe Holzplatten angebracht werden, dann fliegt der Rodler nicht mehr raus, sondern prallt gegen die Platte, fällt zurück auf die Bahn und rutscht weiter.

    Das gemacht worden. Was halten Sie davon, dass die Männer jetzt auch weiter unten starten?

    Hackl: Aus meiner Sicht ist das nur eine Lösung, um Laien und Nichtkenner zufrieden zu stellen. Das kann so einen Unfall nicht gänzlich ausschließen.

    Haben Sie so einen tragischen Sturz schon einmal erlebt?

    Hackl: Stürze sind bei uns Rodlern an der Tagesordnung. Das habe ich selbst erlebt. Im Lauf vor dem Unglück ist Armin Zöggeler, der weltbeste Rodler, spektakulär gestürzt. Normal steht man auf, schüttelt sich und fährt noch mal. Stürze gehen meist sehr glimpflich aus.

    Warum war das am Freitagvormittag anders?

    Hackl: Weil ein Fall eingetreten ist, den niemand in der Rodelwelt für möglich gehalten hätte. Ich auch nicht. Sonst hätte man im Vorfeld etwas dagegen getan.

    Es gibt die Vermutung, dass der Georgier zu unerfahren für die extrem schnelle Olympiastrecke war.

    Hackl: Dass wir Rodler uns bei Olympia blamiert haben mit Fahrern, die den Anforderungen überhaupt nicht genügt haben, das hatte es ja zuletzt in Salt Lake City gegeben. Der Rodelverband hat danach Kriterien aufgestellt, die sicherstellen, dass nur wirkliche Könner bei Olympia teilnehmen können. Und keine Olympiatouristen.

    Wie haben Sie den Unfall erlebt?

    Hackl: Bei mir ist der Georgier noch schön vorbei gefahren. Ich stand neben einem Kameramann, der den Unfall dann in seiner Kamera beobachtet hat. Er hat sofort gesagt: Der ist tot.

    Warum endete dieser Unfall so tragisch

    Hackl: Weil Nodar Kumaritaschwili aus der Bahn geschleudert wurde.

    Welchen Einfluss hat die Geschwindigkeit? Ist sie zu hoch?

    Hackl: Ob er mit 154 oder 135 Stundenkilometer gegen diesen Pfeiler prallt, ist wurscht. Der ist mit 60 Stundenkilometern genauso tot.

    Die Bahn ist also nicht schuld?

    Hackl: Es ist eine Bahn, die wesentlich schneller ist als alle anderen Bahnen, die wir kennen. Es war am Anfang eine sehr hohe Anforderung für die Athleten. Aber es ist die Aufgabe für die Athleten, diese Anforderungen zu meistern. Das haben sie geschafft, die beherrschen alle die Bahn, einschließlich des Georgiers. So ein lächerlicher Fahrfehler, der passiert 100 Mal am Tag.

    Was war denn sein Fahrfehler?

    Hackl: Er ist zu spät in die letzte Kurve eingefahren. Dann hat er einen ungünstigen Einfahrwinkel und dann geht es gleich hoch in die Kurve. Dort verliert der Schlitten an Geschwindigkeit und fällt ab. Und wenn er unten ist, dann will der Schlitten wieder hoch. Die Krümmung der Innenbande ist verantwortlich dafür, dass der Fahrer hochgeschleudert wird. Auf der linken Seite ist die Kurve zu Ende - und er fliegt raus.

    Ist nicht der eigentliche Fehler nicht, dass außerhalb der Bahn ein Stahlträger steht?

    Hackl: Wir gehen davon aus, dass die Sportler bei Stürzen in der Bahn bleiben. Deshalb legen wir kein so großes Augenmerk auf die Aufbauten drumherum. Nach unserem Ermessen hätte das nicht passieren können. Es hat ihn auch noch so ausgehoben, dass er wie ein Hochspringer im Fosbury-Flop gerade so über die Erhöhung der Bande geschleudert wurde. Es sind ganz viele unglückliche Umstände zusammengekommen.

    Ist Rodeln ein gefährlicher Sport?

    Hackl: Nein, weil wir solche Fälle sehr, sehr selten haben. Es passieren immer und überall auf der Welt unglückliche Unfälle. Wenn Sie ein LKW überfährt, ist das genauso unkalkulierbar. Man versucht aber, alles nach menschlichem Ermessen zu tun, um so etwas auszuschleißen.

    Würden Sie überhaupt auf dieser Bahn fahren wollen?

    Hackl: Ich würde gerne fahren, es ist die schnellste Bahn der Welt. Aber das könnte ich nur, wenn ich noch im Trainingsprozess wäre. Es gibt im Rodeln einfach keine Bremse. Wenn du oben losfährst, dann musst du da durch.

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