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Olympia 2014: Goldmedaillengewinner Loch: Felix, der Überglückliche

Olympia 2014

Goldmedaillengewinner Loch: Felix, der Überglückliche

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    Geschafft. Felix Loch jubelt über Olympia-Gold.
    Geschafft. Felix Loch jubelt über Olympia-Gold. Foto:  Tobias Hase (dpa)

    Nudeln. Sportlernahrung. Das kann Felix Loch kochen. Hat zumindest seine Freundin Lisa Ressle kürzlich erzählt. Ob es gestern Abend wieder Nudeln gegeben hat im Hause Loch/Ressle? Wohl nicht. Goldmedaillengewinner müssen nicht kochen, zumindest nicht am Abend ihres großen Triumphes. Dort werden sie bekocht, im Deutschen Haus in den Bergen rund um Krasjana Poljana. Der Treffpunkt für die Helden und ihre Bewunderer.

    Als alles geschafft war, das erste Gold für Deutschland in Sotschi eingetütet, die Siegerzeremonie beendet, rannte Loch zu Lisa Ressle. Er sprang ihr in die Arme, küsste sie und schenkte ihr die gerade erhaltenen Blumen. Emotionen pur. „Es ist einfach nur der Hammer“, sagte Loch, „das muss ich alles noch verarbeiten.“ Um Punkt 22 Uhr schossen die Russen ein imposantes Feuerwerk in den Himmel, kurz bevor Lochs vierter Lauf anstand. Eine verfrühte Ehrerbietung oder ein Versuch, den Deutschen abzulenken? Keines von beiden, das Feuerwerk gibt es jeden Abend um diese Uhrzeit. Und irritiert hat es Loch sowieso nicht.

    Loch war der große Favorit bei den Einsitzern im Rodeln. Und Loch hat geliefert. Er hat den Wettbewerb der Olympischen Spiele in Sotschi nach einem etwas schwächeren ersten Lauf mit drei weiteren hervorragenden Durchgängen vor der russischen Goldhoffnung Albert Demchenko dominiert. Mal wieder. Man ist es von den deutschen Sportlern in ihren Flitzern schon gewohnt. Bei Georg Hackl war das so, bei Loch hat sich nichts geändert. Zumal beide eine perfekte Symbiose bilden.

    Viel Spaß mit Georg Hackl

    Auf den ersten Blick passt es freilich nicht. Loch, der 1,91 Meter große Athlet mit den braunen Haaren, und Hackl, der 1,72 Meter große Bayer mit dem immer grauer werdenden Schopf. Es sieht lustig aus, wenn die beiden rund um Sotschi unterwegs sind. Auf den zweiten Blick passt es dann doch. Loch und Hackl haben eine Menge Spaß. Zumindest hat Loch einige Bilder via Twitter als Beweisfotos verbreitet. Zum Beispiel vor einer imposanten Bergkette mit dem Titel „Zwei Bayern unterwegs im Kaukasus“.

    Ja, ja die Bayern. Die spielen im Leben des 1989 im ostdeutschen Sonneberg geborenen Loch ohnehin eine entscheidende Rolle. Schon früh zog er mit den Eltern nach Bayern, dem Vater Norbert zuliebe, der früher selbst Olympiarodler war und heute Bundestrainer ist. Mittlerweile lebt Loch junior in Schönau am Königssee – und ist großer Fan des FC Bayern. 2010, nach seinem ersten Olympiasieg, wurde er mit einer Dauerkarte für die Allianz-Arena überrascht. Das beste Geschenk, das man Loch machen konnte. Gestern, drei Stunden vor dem Rennen, twitterten die Münchner ihre besten Wünsche für das Rennen. Es hat geholfen.

    Zu großen Teilen wird Lochs Rodel in Traunstein in einer Spezialfirma für Carbontechnik entwickelt. Erst wird im Windkanal getestet, dann sind drei bis fünf Arbeiter damit beschäftigt, alle Kunststoffteile nach Maß anzufertigen. „Auch Felix selbst ist bei der Entwicklung mit großem Eifer dabei“, sagt Franz Wimmer, der Firmeninhaber. Er und seine Mitarbeiter liefern die Sitzschale, zusammengebaut wird der Rodel letztlich in Berchtesgaden. Alles allerdings streng geheim, genaue Pläne gibt es nicht – zumindest nicht für die Öffentlichkeit. Es wäre ja auch noch schöner, wenn plötzlich andere Nationen die deutschen Erfolgsmodelle kopieren könnten.

    Der Schlitten war auch am Wochenende top. „Ich wusste, dass ich einen perfekten Schlitten hier brauche. Und ich hatte ihn. Zusammen mit Schorsch haben wir den Sommer über hart gearbeitet, offenbar haben wir alles richtig gemacht“, sagte Felix Loch. Der Schlitten alleine aber reicht nicht. Um auf den Rodel-Olymp zu kommen, braucht es besondere Typen. So wie Hackl früher oder Loch heute. 24 Jahre ist er alt, in seinem Lebenslauf hat er jetzt zwei Olympiasiege stehen. Zudem vier WM-Einzeltitel und drei Gesamt-Weltcupsiege in Folge.

    Schon mit fünf Jahren, so die Legende, raste er im roten Plastikschlitten den Eiskanal in Königssee hinunter, zu Hackl kam er immer, um mitzuhelfen und vor allem die Kufen anzufassen. Eine Faszination, die er sich bis heute bewahrt hat. „Er liebt das Rodeln, das ist eine emotionale Sache für ihn“, sagte Freundin Lisa Ressle in einem Interview.

    Sehr emotional war es auch gestern. Emotionaler als vor vier Jahren in Kanada. Mittlerweile scheint Gold im Rodeln für Deutschland zwar so selbstverständlich wie zwei Kufen unter den Schlitten. Die Konkurrenz in Sotschi aber war stark.

    Umso höher ist die Leistung von Felix Loch einzuschätzen.

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