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Olympia 2012: Steiners Schrecksekunde

Olympia 2012

Steiners Schrecksekunde

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    Der deutsche Gewichtheber Matthias Steiner geriet bei seinem Versuch in Rücklage. Die 196-Kilo-Hantel fiel ihm in den Nacken.
    Der deutsche Gewichtheber Matthias Steiner geriet bei seinem Versuch in Rücklage. Die 196-Kilo-Hantel fiel ihm in den Nacken. Foto: dpa

    Matthias Steiner bleibt der Mann für die außergewöhnlichen Olympiageschichten. Vor vier Jahren in Peking rührte der Gewichtheber nach seinem Sieg mit dem Bild seiner bei einem Autounfall verstorbenen ersten Ehefrau sein Publikum zu Tränen.

    Gestern saß seine zweite Frau auf der Tribüne und musste erleben, wie ihrem Mann die 196-Kilo-Hantel bei einem missglückten Versuch in den Nacken fiel. Der 29-Jährige sackte zusammen, blieb auf dem Bauch unter der Stange liegen und musste behandelt werden. Sofort verstellten Helfer den Blick auf die Bühne, doch Steiner stand nach einer Minute unter dem Beifall der Zuschauer in der ExCel-Messehalle wieder auf, hob die Hände und ging zurück in den Aufwärmraum.

    Schmerzen im Rücken

    Von dort gab es noch einmal Kamerabilder des Olympiasiegers, aber er kehrte nicht mehr auf das Podium zurück. „Matthias hat Schmerzen im Rücken. Um weitere Folgen auszuschließen, nehmen wir ihn aus dem Wettkampf und lassen ihn in einer Klinik genauer untersuchen“, teilte Mannschaftsarzt Bernd Wolfarth mit. „Die Gesundheit hat Vorrang. Zum Glück ist ihm offensichtlich nichts Schlimmes passiert. Aber es ist natürlich schade, denn er hätte das Zeug gehabt, wieder eine gute Leistung zu zeigen“, meinte Teamchef Michael Vesper in einer ersten Reaktion.

    Auch Heberkollege Almir Velagic war froh über den glimpflichen Ausgang des Unfalls. „Meistens schaut es für den Zuschauer ohnehin spektakulärer aus, als es in Wirklichkeit ist“, sagte das Schwergewicht (141 Kilo), das beim AC Kaufbeuren mit dem Heben begann und nun in Speyer lebt. „Ein erfahrener Gewichtheber entwickelt entsprechende Reflexe, dass er bei so einem Vorfall rechtzeitig ausweichen kann.“

    Matthias Steiner in Klinik

    Zur Sicherheit wurde er in eine Klinik gebracht und dort geröntgt. "Er kann gehen und sprechen. Das ist die Hauptsache, alles andere ist unwichtig", berichtete Steiners Ehefrau Inge. Es seien keine ernsthaften Wirbelschäden aufgetreten.

    "Im ersten Augenblick habe ich gedacht: Oh, Gott. Das sah so gefährlich aus, so etwas habe ich noch nie gesehen", sagte Bundestrainer Frank Mantek. "Er sagte mir sofort: Ich kann meine Beine spüren." Die verpasste Medaille war nur noch Nebensache. Der 150-Kilo-Hüne wollte kein gesundheitliches Risiko eingehen.

    Velagic knackt persönliche Bestleistung

    Nach Meinung von Velagic war Steiner trotz seiner schwierigen Vorbereitung und langer Zwangspause wieder gut in Form. „Matthias ist einer, der sich in einen Wettkampf reinsteigern kann.“ Daraus wurde nichts. Bevor Steiner ausstieg, munterte er seinen Kollegen noch einmal auf. „Almir, jetzt musst du die Fahne hochhalten“, gab er dem 30-Jährigen mit auf den Weg zurück an die Hantel. Der Olympiaachte von Peking hielt sich daran.

    Im Reißen begann er mit 186 und verbesserte sich auf 190 Kilo. Velagic ballte die Fäuste und machte vorsichtig Dehnübungen für die angespannten Oberschenkel. Als er anschließend die 192 meisterte, küsste er vor Begeisterung die Gewichte. Neuer persönlicher Rekord im Reißen.

    Auch im Stoßen strahlte der Sportsoldat Sicherheit aus. Über 229 steigerte er sich auf 234 Kilo und musste erst bei 238 passen. „Mit 426 habe ich meine Zweikampfbestleistung um ein Kilo gesteigert. Es ist ein schönes Gefühl, wenn einem das bei Olympia gelingt.“

    Von Muskelproblemen beeinträchtigt

    Mehr sei nicht möglich gewesen, da er erst in den vergangenen drei Monaten wieder voll trainieren konnte. Zuvor hatten ihn immer wieder Muskelprobleme beeinträchtigt. Die 426 Kilo reichten wie 2008 zum achten Platz. Damals hob Velagic jedoch 12 Kilo weniger.

    Als neuer Olympiasieger ließ sich der Iraner Behdad Salimikordasiabi mit 455 Kilo feiern – das sind sechs weniger, als Matthias Steiner bei den Olympischen Spielen vor vier Jahren gestemmt hatte.

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