Angelique Kerber steht als erste deutsche Tennisspielerin seit 20 Jahren in einem olympischen Viertelfinale. Die Weltranglisten-Siebte aus Kiel setzte sich am Mittwoch im Achtelfinale mit einem nervenstarken Auftritt 7:6 (7:5), 7:6 (7:5) gegen Venus Williams aus den USA durch. Als bislang letzte deutsche Damen hatten Steffi Graf und Anke Huber 1992 bei den Spielen in Barcelona unter den letzten Acht gestanden.
Julia Görges ist dagegen ausgeschieden: Die Bad Oldesloerin musste sich der Russin Maria Kirilenko mit 6:7 (5:7), 3:6 geschlagen geben. Am Abend hat noch Sabine Lisicki im Achtelfinale gegen Russlands Superstar Maria Scharapowa verloren.
Kerber verwandelte nach 1:49 Stunden in London ihren zweiten Matchball gegen Venus Williams. Im Stile einer Weltklasse-Spielerin hatte sie im ersten Durchgang drei Satzbälle gegen die fünfmalige Wimbledon-Siegerin abgewehrt und im Tiebreak einen 1:5-Rückstand in ein 7:5 verwandelt. Die 32 Jahre alte Williams wird nach ihrer kraftraubenden Autoimmunerkrankung nur noch auf Platz 72 der Welt geführt. Die Einzel-Olympiasiegerin von Sydney 2000, die im selben Jahr sowie 2008 mit Schwester Serena auch Doppel-Gold holte, spielte dennoch eine starkes Turnier und leistete auch gegen Kerber erbitterte Gegenwehr.
Jetzt wartet Asarenka auf Kerber
Die 24-jährige Wimbledon-Halbfinalistin trifft an diesem Donnerstag auf die Weltranglisten-Erste und Australian-Open-Siegerin Victoria Asarenka. Den einzigen Vergleich mit der Weißrussin hat Kerber in diesem Jahr in Indian Wells verloren.
Görges, in der ersten Runde gegen die Weltranglisten-Zweite Agnieszka Radwanska siegreich, nahm trotz des Aus "sehr, sehr viel Positives" aus ihren ersten Olympischen Spielen mit. "Ich habe hier gegen Radwanska einen meiner größten Siege überhaupt gehabt. Und alles, was ich hier an Erfahrungen gesammelt habe - und Deutschland zu repräsentieren - wird mich in der Zukunft noch weiterbringen", sagte die 23-Jährige.
Die Turnier-Top-Favoriten und Wimbledon-Sieger Roger Federer und Serena Williams kamen souverän weiter. Der Weltranglisten-Erste Federer besiegte den Usbeken Denis Istomin mit 7:5, 6:3. Williams, der wie Federer noch olympisches Einzel-Gold fehlt, deklassierte die Russin Vera Swonarewa mit 6:1, 6:0. "Ich habe das Gefühl, dass ich noch besser spiele als beim gesamten Wimbledon-Turnier", sagte die jüngere Williams-Schwester. Vor gut drei Wochen hatte die 30-Jährige ihren fünften Wimbledon-Triumph gefeiert.
Der Serbe Novak Djokovic musste sich gegen Australiens Altmeister und einstigen Wimbledon-Champion Lleyton Hewitt mehr mühen, setzte sich aber mit 4:6, 7:5, 6:1 durch. Kim Clijsters, die nach den US Open ihre Karriere beenden will, darf bei ihren ersten Olympischen Spielen weiter auf eine Medaille hoffen: Die Belgierin besiegte im Duell der früheren Weltranglisten-Ersten ihre Freundin Ana Ivanovic aus Serbien mit 6:3, 6:4. (dpa)