Schon mit elf Jahren hat Nicolas Meitinger sein erstes Turnier gespielt. Den perfekten Umgang mit dem Schläger hat er wohl von seinem Vater geerbt - Holger Meitinger war schließlich Eishockey-Nationalspieler. Unser Mitarbeiter Stephan Schöttl unterhielt sich mit Meitinger über seine Ziele als Golfprofi.
Frage: Sie werden als eines der größten deutschen Golftalente gehandelt. Belastet Sie das? Meitinger: Mit Sicherheit ist immer ein bestimmter Druck da, wenn man als nächster Superstar angesehen wird, obwohl man sich noch gar nicht richtig beweisen konnte. Schwer damit umzugehen ist es eigentlich nicht. Viel schlimmer ist es, wenn ich meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werde.
Frage: Ihr Vater war Eishockey-Profi. Warum haben Sie sich für den Golfsport entschieden? Meitinger: Eishockey fand ich immer interessant, aber ich konnte nie einen wirklichen Bezug dazu aufbauen. Golf war eigentlich anfangs auch nicht mein Sport, aber als Freunde meiner Eltern mich einmal mitgenommen haben, fand ich doch Spaß daran.
Frage: Haben Sie Ihre Entscheidung irgendwann einmal bereut? Meitinger: Wenn man eine Entscheidung trifft, dann muss man auch zu 100 Prozent dahinter stehen. Golf ist nicht wie Fußball oder andere Sportarten. Man muss mit Geist und Körper bei der Sache sein, um sein Bestes zu geben. Beim Fußball zum Beispiel schieß ich zehnmal vorbei und der nächste Schuss geht ins Tor und alle jubeln trotzdem. Beim Golf hingegen macht man einen schlechten Schlag und das ganze Ergebnis ist kaputt.
Frage: Sie sind mit 16 Jahren für zwei Jahre nach Amerika gegangen. Warum? Meitinger: In Amerika sind die Voraussetzungen optimal. Man kann das ganze Jahr über trainieren und muss sich keine Sorgen um schlechte Grüns oder Schnee machen.
Frage: Welchen Anteil hat diese Zeit an ihren jetzigen Erfolgen? Meitinger: Diese zwei Jahre haben mein Spiel sicherlich beeinflusst und verbessert. Es geht in Amerika eben mehr ums Golfspielen an sich und nicht um Technik und ähnliches.
Frage: Wie ist Ihr Verhältnis zu erfahrenen Spielern wie Bernhard Langer und was können Sie mit 23 Jahren noch von solchen Spielern lernen? Meitinger: Ein Verhältnis zu älteren Spielen gibt es nicht wirklich. Ich habe zwar Kontakt zu Sven Strüver, aber es ist nicht so, dass wir mal sonntags eine Runde spielen. Es sind mehr die jungen Spieler, die miteinander trainieren. Lernen kann man von den erfahrenen Spielern leider viel zu viel. Allein wenn wir mit dem so genannten "Playing Pro Team" unterwegs sind, merkt man, wie variantenreich dieser Sport ist. Manche Schläge kannte ich noch gar nicht.
Frage: Sie haben zwar schon einiges erreicht, die beste Zeit aber noch vor Ihnen. Welche Ziele haben Sie sich gesteckt? Meitinger: Es ist natürlich die Tourkarte, um dann irgendwann einmal nach Amerika zu gehen. Aber das sind große Hürden, die ich versuche, so schnell wie möglich zu überspringen.
Frage: Welche Eigenschaften sollte man als Golfprofi unbedingt besitzen? Meitinger: Talent, Ballgefühl und die körperlichen Voraussetzungen. Als Golfprofi muss man damit klar kommen, als Einzelgänger unterwegs zu sein und auch mal ganz alleine sechs Stunden auf der Driving-Range zu stehen. Dazu braucht man Trainingsfleiß und Disziplin.
Frage: Was sind die größten Unterschiede zu einem Amateur? Meitinger: Zu einem sehr guten Amateur gibt es kaum Unterschiede. Erst kürzlich hat ein Amateur auf der European Tour gewonnen. Es liegt zum größten Teil an der Erfahrung, sonst würden die älteren Spieler nicht immer noch gewinnen. Was zählt sind Platzkenntnis, ein klarer Kopf und die Tatsache, sich keinen Druck machen zu müssen.
Frage: Wie hoch ist die Trainingsintensität eines Profis? Meitinger: Das ist ganz einfach zu sagen: Beim ersten Sonnenstrahl geht es raus auf den Platz und wenn es dunkel wird, ist der Trainingstag beendet. Pausen sind natürlich gestattet (lacht).
Frage: Ist es möglich, als reisender Golfprofi ein geregeltes Privatleben zu führen? Meitinger: Es ist nicht einfach, aber es funktioniert. Ich hatte meine Probleme damit, weil ich gerne meine Lebensgefährtin bei mir habe. Aber das funktioniert beim Golf leider nicht, bis man ganz oben an der Spitze ist. Die Freunde, die man hat, sind dann auch eher Golfer.
Frage: Golf boomt in Deutschland. Bringt das dem Sport hierzulande eine rosige Zukunft? Meitinger: Ich denke nicht, dass der Boom sonderlich groß ist. Man sieht in jedem Land Golf im Fernsehen, nur in Deutschland muss man sich einen Bezahlsender leisten, um die Turniere verfolgen zu können. Ich glaube, dass der Sport zu den "normalen Leuten" gebracht werden muss. Es ist kein elitärer Sport mehr. Natürlich kostet es etwas mehr, aber in Golfclubs gibt es auch immer die notwendige Unterstützung für Jugendliche.
Frage: Welche Tipps haben Sie für Anfänger parat? Meitinger: Am Anfang auf jeden Fall putten, putten, putten. Das kurze Spiel ist ganz wichtig. Man sieht Jugendliche, die 220 Meter weit abschlagen, dann aber drei oder noch mehr Putts brauchen, um ins Loch zu treffen.
Frage: Welches Verhältnis haben Sie noch zu Augsburg? Meitinger: Augsburg ist im Herzen meine Heimat. Meine ganze Familie wohnt noch dort, also versuche ich natürlich, so oft wie möglich vorbei zu schauen. Weihnachten ist natürlich ein Muss. Und auch sonst komme ich nach Augsburg, wenn ich in der Nähe bin.