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Guillotine statt Glanz: Russland sieht Rot

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Guillotine statt Glanz: Russland sieht Rot

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    Guillotine statt Glanz: Russland sieht Rot
    Guillotine statt Glanz: Russland sieht Rot Foto: DPA

    Die einstige Wintersport-Weltmacht wird im olympischen Medaillenspiegel von Vancouver durchgereicht und aus der Heimat mit ätzender Kritik überschüttet. Tiefpunkt: Die 3:7-Klatsche der Sbornaja im Eishockey- Prestigeduell mit Gastgeber Kanada. Immer lauter werden in der Staatsduma die Forderungen nach Ablösung von Sportminister Witali Mutko. Regierungschef Wladimir Putin kündigte eine scharfe Analyse an und drohte mit Konsequenzen. Die "Fehler und Misserfolge" müssten untersucht werden, sagte

    Auch Kremlchef Dmitri Medwedew scheint alles andere als amüsiert zu sein über die bisherige Bilanz. Nach Angaben Moskauer Medien hat der Präsident aus Verärgerung über die schwachen Leistungen eine seit langem für Freitag geplante Begegnung mit den Athleten in Vancouver abgesagt. Er will höchstens zur Schlussfeier nach Kanada reisen. Aber auch dies gilt als unwahrscheinlich, da er bereits einen Tag später einen Staatsbesuch in Frankreich beginnt. Die zumindest verkürzte Reise des Präsidenten gilt als sichtbarstes Zeichen der Unzufriedenheit im Riesenreich.

    Die magere Ausbeute von 15 Medaillen frustriert die Russen. Nur dreimal Gold, viermal Silber und sechsmal Bronze konnten die Russen vor den letzten drei Olympia-Tagen auf Eis und Schnee absahnen. Platz zehn. Zu wenig. Zwar war der Lack auch in Turin schon ab, doch 22 Medaillen (8/6/8) glänzten vor vier Jahren immerhin noch.

    Das Echo aus der Heimat dürfte Stimmung und Motivation im russischen Olympia-Team auch nicht gerade heben. "In anderen Ländern bemüht man sich, Sportler nach Niederlagen wieder aufzubauen. In Russland ist es so: Gewinnen wir, sind alle unsere Freunde. Verlieren wir, will man auf dem Roten Platz gleich die Guillotine aufstellen", beklagte Eishockey-Nationaltrainer Wjateschlaw Bykow.

    IOC-Präsident Jacques Rogge macht sich offenbar auch Sorgen, denn in vier Jahren wird Sotschi bei den XXII. Olympischen Winterspielen zum Nabel der Sportwelt. "Ich habe schon Gespräche mit der sportlichen und politischen Führung Russlands geführt und darauf hingewiesen, dass die Heimmannschaft in

    Während Experten eine schlampige Nachwuchsarbeit für den Absturz verantwortlich machen, nennen einige Medien das verschärfte Anti- Doping-Programm. Viel Positives gab es von den Russen bisher nicht. Eine Ursache sei die "verlorene Generation" der 90er Jahre, als auch der Sport am Tiefpunkt war. Der Zusammenbruch der alten Strukturen wirkt bis heute nach. Aus Stadien wurden in den 90ern Marktplätze, Profisportler wurden mit ein paar Kopeken abgespeist, hatte die Eisschnelllauf-Olympiasiegerin von Turin und heutige Duma-Abgeordnete Swetlana Schurowa in der Online-Ausgabe der "Komsomolskaja Prawda" beklagt.

    In den 90er Jahren wanderten etliche Spitzentrainer aus Russland in die USA ab, mit ihren fleißigen und hochmotivierten Eis-Eleven im Schlepptau. Trainer weg, Asse weg, Vorbilder weg. Das rächte sich. "Ich glaube, wir müssen alle russischen Trainer nach Russland zurückholen", forderte Eistänzer Maxim Schabalin, der mit Oxana Domnina nur auf dem Bronze-Platz landete.

    Trotz der Misere brennt im Weißen Haus in Moskau nachts (noch) kein Licht. Dabei hatte Ex-Präsident Putin bei der Verabschiedung der Sportler in

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