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Fußball: Rückhalt für Angeklagten: Hoeneß und die Bastion Bayern

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Rückhalt für Angeklagten: Hoeneß und die Bastion Bayern

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    Auf den Rückhalt beim FC Bayern kann sich Uli Hoeneß verlassen.
    Auf den Rückhalt beim FC Bayern kann sich Uli Hoeneß verlassen. Foto: Tobias Hase (dpa)

    Nicht einmal jetzt, da er zum Angeklagten geworden ist und sich im Frühjahr 2014 vor dem Münchner Landgericht einem Steuerprozess stellen muss, bröckelt die Unterstützung im größten und berühmtesten deutschen Fußballclub.

    Der FC Bayern bleibt für den Präsidenten eine Bastion, auch wenn dessen privates Verfahren den Verein belastet und der Ausgang des Steuerprozesses Konsequenzen haben wird. Aber selbst der mit Promi-Managern deutscher Großunternehmen besetzte Aufsichtsrat steht fürs erste weiter fest an der Seite von Hoeneß - und nimmt dafür auch heftige Kritik in Kauf.

    Für den 61-jährigen Hoeneß ist die Unterstützung "keine Überraschung". "Aufsichtsrat, der Verwaltungsbeirat und die Fans haben mir von Anfang an den Rücken gestärkt. Das hat mir und meiner Familie in den letzten schwierigen Monaten natürlich extrem geholfen", erklärte er während der Reise zum Champions-League-Spiel der Münchner bei Viktoria Pilsen.

    Hoeneß ist nicht irgendwer beim FC Bayern. Er ist der Patron und das Gesicht des berühmtesten, reichsten und erfolgreichsten deutschen Fußballclubs, der im 113. Jahr seines Bestehens so gut dasteht wie nie zuvor. Auf der Jahreshauptversammlung in der kommenden Woche wird der Bundesliga-Krösus nach der vergangenen Triple-Saison erstmals einen Umsatz von über 400 Millionen Euro verkünden können. Und auf der Bühne dürfte Hoeneß im Glanz der Champions-League-Trophäe, der Meisterschale und des DFB-Pokals den Stimmungstest der Mitglieder gewinnen, auch wenn er in diesem Jahr nicht zur Wiederwahl steht.

    Hoeneß hat den Rekordchampion zur Erfolgsmaschine geformt. Seine Verdienste werden intern über die von ihm selbst eingestandenen Spekulationsgeschäfte mit einem geheimen Schweizer Konto gestellt.

    Sein Image als Gutmensch und moralische Instanz hat Hoeneß, der auch in höchsten politischen Kreisen als Berater und Gast geschätzt war, durch eigenes Verschulden eingebüßt. Im Verein jedoch, der sein Lebenswerk ist, genießt er unverändert Ansehen und Macht. Gleich nach der Enttarnung seiner Steueraffäre hatte er eine wichtige Botschaft nach innen gesandt, als er Verbindungen zum FC Bayern kategorisch bestritt: "Dieses Konto war ganz allein Uli Hoeneß."

    Während der großen Bayern-Triumphe am Ende der vergangenen Saison hielt sich der Präsident oft im Hintergrund. Er versteckte sich aber nicht, mied nicht das Stadion und auch nicht die Öffentlichkeit. Nach Pilsen reiste er mit und präsentierte sich gut präpariert, als das Gericht die Zulassung der Anklage wegen Steuerhinterziehung publik machte. "Man musste damit rechnen, ob es mir passt oder nicht", sagte er bei der Ankunft am Teamhotel umringt von Reportern.

    Hoeneß ließ auch die vermutliche Verteidigungslinie mit seinen Anwälten erkennen. Er sei "überrascht", dass seine Selbstanzeige von den Behörden bislang nicht als wirksam erachtet worden sei. "Wir werden in den nächsten Monaten bis zum Prozess im März alles tun, um das Gericht von unseren Argumenten zu überzeugen", kündigte er an. Von der Wirksamkeit der Selbstanzeige hängt wohl am Ende alles ab.

    Auch seine Zukunft beim FC Bayern? Die Unterstützung von Vorstand, Mannschaft und Fans war zu erwarten. Aber auch der mit Top-Managern gespickte Aufsichtsrat stellte sich sofort "einvernehmlich" hinter seinen Vorsitzenden. In einem Rechtsgutachten ließ das Gremium sogar feststellen, dass "das Gesetz für Mitglieder des Aufsichtsrats kein Amtsverbot wegen einer strafrechtlichen Verurteilung" vorsehe.

    Selbst im Falle einer Verurteilung könnte Hoeneß demnach Aufsichtsratschef bleiben, hieß die Botschaft. Die öffentlich für ihre Loyalität gescholtenen Chefs deutscher Großunternehmen, die Sponsoren des Vereins und im Fall von Adidas und Audi sogar Anteilseigner der FC Bayern AG sind, überlassen damit Hoeneß mögliche persönliche Konsequenzen in der Zukunft. Bis dahin tut der Rückhalt der Bastion FC Bayern dem Präsidenten gut - rechtlichen Beistand wird Hoeneß in den kommenden Monaten aber noch dringender benötigen. (dpa)

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