Auf den ersten Blick haben Fußball und die Formel 1 wenig gemeinsam. Dort die Mannschaft, die nur als Team Erfolge feiern kann, wie die deutsche Nationalelf in Brasilien. Hier die vielleicht größten Egoisten des Sports allein hinter dem Steuer.
Doch Nico Rosberg sieht das ganz anders: „Auch wir von Mercedes werden nur Erfolg haben, wenn wir als Team funktionieren“, sagt der Pilot. Auch Motorsport ist Mannschaftsport, der Fahrer, die Mechaniker und Ingenieure müssen als Gruppe funktionieren, sonst gewinnt der Gegner. Den WM-Titel kann der gebürtige Wiesbadener in Hockenheim noch nicht holen. Aber mit einem Sieg, dem ersten Erfolg seit Michael Schumacher vor acht Jahren hier im Badischen, könnte er einen weiteren Schritt zur Meisterschaft machen.
Die Aussichten der vier deutschen Formel-1-Piloten
Vier deutsche Piloten gehen beim Großen Preis von Deutschland an den Start. Jeder Fahrer hegt vor dem Rennen am Sonntag (14 Uhr, live in RTL und Sky) seine eigenen Wünsche.
Der Topfavorit Wäre da nicht der giftige und stichelnde Brite Lewis Hamilton, könnte man den Familien-Schmuck getrost auf den Sieg von Nico Rosberg setzen. Der Mercedes-Fahrer kommt erstmals als WM-Führender mit 165 Zählern an die Strecke. Außerdem soll ihm der Erfolg der Löw-Kicker Glück bringen. Vier goldene Sterne für die vier Fußball-Titel hat sich Nico Rosberg auf seinen Helm lackieren lassen. Nach drei Siegen und vier zweiten Plätzen in dieser Saison strotzt er vor Selbstbewusstsein: „Ich bin hierher gekommen, um zu gewinnen“, sagt der 29-Jährige, der in den vergangenen Tagen seine berufliche und private Zukunft in geordnete Bahnen lenkte. Sein Mercedes-Vertrag wurde „langfristig“ verlängert. Über die Laufzeit geben beide Seiten keine Auskunft. In Monte Carlo hat der Deutsche standesamtlich seine Partnerin Vivian geheiratet. Der Hockenheim-Sieg wäre die Krönung der Rosberg-Festtage.
Der Enttäuschte Den Deutschland-Grand-Prix hat Sebastian Vettel bereits gewonnen – allerdings vor einem Jahr auf dem Nürburgring. Seine Motivation, hier in Hockenheim erstmals zu triumphieren, ist riesig. „Schließlich liegt meine Heimatstadt nur rund 30 Minuten von hier entfernt.“ Auf dem Hockenheim-Ring ist der junge Sebastian im Go-Kart um die Kurven gebrettert, hier hat er nach eigenem Bekunden sein erstes Autorennen gefahren. „Das ist eine der Strecken, die ich unbedingt gewinnen will.“ Allein, das
Der Aufsteiger Von Siegen kann der deutsche Hulk, so der Spitzname des kräftigen und großen Nico Hülkenberg nur träumen. Doch vor dem zehnten von 19. WM-Läufen, also zur Halbzeit, sagt er zufrieden: „Wir hatten einen guten Start und viele Punkte gesammelt, jetzt möchte ich noch mehr Zähler holen.“ Platz sieben der Gesamtwertung unmittelbar hinter Weltmeister Vettel kann sich für „Hulk“ sehen lassen.
Der Nachzügler Null Punkte zur Halbzeit sind für Adrian Sutil und das Mittelklasseteam Sauber schwach. „Das Auto ist besser als zu Beginn der Saison.“ Wirklich? Alles andere wäre eine Bankrott-Erklärung. Entsprechend niedrig setzt Sutil sein Ziel für Hockenheim an: Unter die besten Zehn zu fahren, wäre schon klasse.