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Fahnenträger André Lange: "Mächtig Gänsehaut"

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Fahnenträger André Lange: "Mächtig Gänsehaut"

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    Fahnenträger André Lange: «Mächtig Gänsehaut»
    Fahnenträger André Lange: «Mächtig Gänsehaut» Foto: DPA

    Kurz bevor der 36-jährige Oberhofer in die Luft gegangen war, hatte er vom Chef de Mission Bernhard Schwank telefonisch erfahren: Als Fahnenträger darf er die deutsche Mannschaft bei der Eröffnungsfeier der Winterspiele ins BC Place Stadium führen. "Das wird ein bewegender Moment für mich. Ich könnte mir vorstellen, dass mir richtig mächtig die Gänsehaut den Rücken runterläuft."

    Lange, der im Whistler Sliding Center den historischen Coup mit dem olympischen Hattrick im Viererbob und die Wiederholung des Doppelsiegs von Turin anpeilt, war mit seinen frisch gefärbten goldblonden Haaren stolz wie Oskar. "Es gibt nicht viele Dinge im Leben, die emotional so ergreifend waren." Genaue Anweisungen will er sich beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) noch holen. "Ich will jedenfalls die Fahne mit Würde ins Stadion tragen."

    Die Präsidialkommission des DOSB hatte Lange gleich aus mehreren Gründen auserwählt. "Er ist ein erfolgreicher und untadeliger Olympionike, er ist ein Sympathieträger für den Sport und unser Land, er verkörpert den modernen Athleten: ehrgeizig, aber nicht verkniffen", schwärmte DOSB-Präsident Thomas Bach. "Und er ist gleichzeitig ein glänzender Botschafter für unsere Münchner Olympia- Bewerbung 2018." Die Entscheidung für Lange zeige auch, dass der Bobsport "bei Winterspielen eine Bank ist", sagte Schwank und verwies auf 15 Gold- und jeweils elf Silber- und Bronzemedaillen der Eisbahnpiloten bei Winterspielen seit St. Moritz 1928.

    Damit ist Lange, der von seinen Freunden wegen seiner Pfunde zu jungen Rodlerzeiten liebevoll "Bärchen" genannt wird, der fünfte Bobfahrer in der Geschichte der deutschen Fahnenträger: Andreas "Anderl" Osterl führte 1956 in Cortina d'Ampezzo die Bundesrepublik an, 1976 in Innsbruck trug Wolfgang Zimmerer die BRD-Flagge und Meinhard Nehmer die DDR-Fahne ins Stadion. Erster gesamt-deutscher Fahnenträger 1992 in Albertville war Wolfgang Hoppe, der danach in Oberhof den Staffelstab an Lange übergab. "Das ist neben den olympischen Erfolgen eine Auszeichnung, mit der man in die Geschichtsbücher eingeht. Als Fahnenträger wird man geadelt", betonte Hoppe. 2006 in Turin war Biathletin Kati Wilhelm die Auserwählte, bei den Sommerspielen 2008 in Peking Basketball-Star Dirk Nowitzki.

    Lange wird seine 17-jährige Bobkarriere nach dem Vierer- Wettbewerb am 27. Februar "auf der sehr schwierigen Bahn" in Whistler beenden. "Das Gute ist ja, dass die Bären hier unten unter Naturschutz stehen, deshalb kann mir nichts passieren", scherzte er. Schließlich knabbern die Schwarzbären in Whistler gerne mal an der Isolierung der Bob- und Rodelbahn. 46 Weltcup-Siege, je acht Europa- und Weltmeistertitel und drei Olympiasiege machten Lange zum erfolgreichsten Bobpiloten des vergangenen Jahrzehnts. Obwohl die Überredungsversuche der Teamkollegen zum Weitermachen in den vergangenen Tagen zugenommen haben, blieb er hart. "Ich muss den Jungs leider immer wieder die gleiche Antwort geben. Denn diese Entscheidung aufzuhören, ist unumstößlich."

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