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Die stille Genießerin: Beckert verbreitet Hoffnung

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Die stille Genießerin: Beckert verbreitet Hoffnung

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    Die stille Genießerin: Beckert verbreitet Hoffnung
    Die stille Genießerin: Beckert verbreitet Hoffnung Foto: DPA

    Team- Gefährtin Daniela Anschütz-Thoms war hingegen noch Stunden nach dem 3000-Meter-Rennen eher zum Heulen zumute. Ganz dicht lagen im Olympic Oval der Eisschnellläufer Freud und Leid im Erfurter Lager beieinander. "Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge", gestand Erfolgs-Coach Stephan Gneupel ehrlich ein.

    Insgesamt blieben die Emotionen von Stephanie Beckert eher im Verborgenen. Still genoss sie ihre Silbermedaille. Ein Lächeln huschte erst über ihr Gesicht, als sie auf die Familie angesprochen wurde. "Natürlich habe ich schon telefoniert. Sie sind alle völlig aus dem Häuschen. Da wird jetzt immer noch gefeiert."

    In der Straße Am Goldacker von Kerspleben ist die eislauf-verrückte Familie Beckert zu Hause. Und der Straßenname soll nun Omen für das 5000-Meter-Rennen sein, in dem die 21-Jährige noch stärker eingeschätzt wird. Vier Geschwister drücken dafür daheim die Daumen, nur Bruder Patrick durfte sie auf ihrem ersten Olympia-Trip begleiten. Allen hat Mutter Angela, früher selbst Eisschnellläuferin, die Liebe zu ihrem Sport in die Wiege gelegt. "Die ganze Familie hat mir geholfen, wenn es mal nicht lief. Ich vermisse sie hier so sehr. Und auch meine Hündin Trixie", dachte die Blondine in der Stunde des Erfolges an ihre Lieben in der Heimat.

    Mit einer furiosen Schlussrunde in 31,65 Sekunden hatte Beckert im Duell mit der Kanadierin Kristina Groves Platz zwei aus dem Feuer gerissen. "Aber ich wusste, da kommen noch zwei Top-Läuferinnen. An eine Medaille habe ich da immer noch nicht gedacht", gestand sie. Als dann für Trainingsgefährtin Anschütz vor der letzten Runde Platz zwei an der Anzeige aufleuchtete, schien die Vorsicht begründet. Doch Anschütz brach nach einem bis dahin herausragenden Rennen ein, verlor auf den letzten 400 Metern rund 1,8 Sekunden auf ihre Erfurter Rivalin. Drei Hundertstel fehlten ihr schließlich zu Bronze.

    "Ich habe die Scheiße so an der Backe kleben. Ich bin unendlich traurig", meinte die 35-Jährige, nachdem ihr auch im siebten Anlauf der Griff nach einer olympischen Einzelmedaille versagt geblieben war. Zerknirscht saß sie auf der Bank, als Siegerin Martina Sablikova mit der tschechischen Fahne das Oval auf und ab lief. Mit Bahnrekord von 4:02,53 Minuten hatte die spindeldürre Läuferin aus Velky Osek das erste olympische Eisschnelllauf-Gold für ihr Land geholt.

    Zu den ersten Gratulantinnen Beckerts zählte ihr großes Idol Gunda Niemann-Stirnemann, die in Richmond als Co-Kommentatorin für das ZDF arbeitet. "Gunda hat mich begeistert, seit ich zehn war. Auch wegen ihr bin ich damals vom Eiskunstlauf zum Eisschnelllauf gewechselt", erklärte die Newcomerin. Niemann hat die Schlittschuhe lange an den Nagel gehängt, Claudia Pechstein ist gesperrt, Anni Friesinger-Postma will 2011 zurücktreten: Stephanie Beckert scheint derzeit die einzige, die in ihre riesigen Fußstapfen treten könnte. Auch die Grundlagen für eine professionelle Vermarktung sind gelegt: Beckert wird künftig vom Friesinger-Management um Klaus Kärcher betreut.

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