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Didier Cuche: Der Kaiser von Kitz

Didier Cuche

Der Kaiser von Kitz

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    Nach dem Lauf kann Cuche seine Freude über den gelungenen Abschied nicht verbergen.
    Nach dem Lauf kann Cuche seine Freude über den gelungenen Abschied nicht verbergen. Foto: dpa

    Eigentlich war es so wie immer, wenn der alpine Skizirkus in Kitzbühel haltmacht. Zehntausende strömen jedes Jahr in die kleine Ortschaft nach Tirol und feiern ihre Stars. Die Reichen und Schönen kommen zusammen und feiern sich selbst. Und am Ende feiert Didier Cuche. So war es auch in diesem Jahr. Der Schweizer krönte sich unter den Augen des „Terminators“ Arnold Schwarzenegger zum Alleinherrscher über die Streif, diese berühmt-berüchtigte Abfahrtsstrecke. Sie gilt als die gefährlichste der Welt und ist in den 72 Jahren, seitdem hier Rennen gefahren werden, zur Legende geworden. Jetzt hat sie Cuche zur Legende gemacht. Er gewann am Samstag zum fünften Mal das diesmal verkürzte Abfahrtsrennen von

    Bislang hatte er sich die Bestmarke mit dem Österreicher Franz Klammer teilen müssen, der zwischen 1975 und 1984 viermal gewann. „Didier steht jetzt eine Stufe über mir“, zollte Klammer Cuche seinen Respekt. „Er ist der Kaiser von Kitz.“ Bester deutscher Abfahrer war Stephan Keppler, der mit der achtschnellsten Zeit ins Ziel kam. Damit war er knapp besser als sein Mannschaftskollege Fritz Dopfer am Sonntag. Beim Slalomsieg des Italieners Christian Deville fuhr Dopfer auf Rang neun.

    „Damit können wir zufrieden sein“, sagte DSV-Männer-Cheftrainer Karl-Heinz Waibel mit Blick auf Keppler. Dieser ärgerte sich nicht lange über seinen Fehler am Start, als ihm ein Stock aus der Hand glitt und er nachfassen musste. „Das waren wohl die Hundertstel, die mir am Ende zu einem Platz auf dem Podest gefehlt haben“, sagte er. „Aber so ist das eben. Platz acht ist okay.“

    Kraftpaket mit 37 Jahren

    Genau 48 Hundertstel fehlten Keppler auf den Sieger Cuche. Der hatte es einmal mehr am besten geschafft, der Streif seinen Willen aufzuzwingen. Das 37-jährige Kraftpaket wagte sich am weitesten heran an die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn und fand vor allem im unteren Teilstück die beste Linie. „Er ist einfach der beste Abfahrer“, sagte Keppler. „Da muss ich noch viel üben, bis ich so gut bin.“

    In das Loblied auf Cuche mischten sich aber bald die ersten Misstöne. Im Vorfeld des Slalomrennens am Sonntag hatte sich eine hitzige Diskussion entsponnen, in deren Mittelpunkt ein Artikel des größten Boulevardblatts Österreichs stand. Dessen Inhalt: Der Österreicher Manuel Hirscher und der Deutsche Felix Neureuther sollen beim Slalom von Zagreb (5. Januar) eingefädelt haben. Hirscher hatte das Rennen gewonnen, Neureuther war auf Platz zwei gefahren. Als der österreichische Cheftrainer Mathias Berthold nach ausgiebigem Videostudium bestätigte, dass die beiden nicht korrekt gefahren seien, schien der Skandal perfekt. Zumal die Boulevardzeitung durch eine anonyme SMS auf die vermeintlichen Torfehler aufmerksam gemacht worden war. In Kitzbühel wurde nun munter darüber spekuliert, wer deren Absender gewesen sein könnte. Eine beliebte Variante war, dass es ein Mitglied der österreichischen Mannschaft gewesen sein könnte, das dem derzeit überragend fahrenden Hirscher schaden wollte.

    Wenn Mücken husten

    Der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier nahm die Diskussion gelassen. „Das ist normal in Österreich. Die hören die Mücken husten“, sagte er. Nicht ganz so ruhig blieb Neureuther, der in Kitzbühel im ersten Lauf ausschied, als er auf das Thema angesprochen wurde. „Das kotzt mich ganz schön an, dass ich heute den ganzen Tag über diesen Einfädler sprechen muss“, schimpfte er in die Mikrofone der Journalisten. „Das Ding ist drei Wochen her. Wenn, dann sollen sie es gescheit sagen. Wenn was war, dann akzeptiert es jeder. Ich bin mir aber sicher, dass ich nicht eingefädelt habe.“ Er halte die Diskussion für überflüssig. Das gilt auch deshalb, weil die Wertung eines Rennens nach dem Verstreichen der 15-minütigen Einspruchsfrist offiziell wird. Spätere Proteste sind aussichtslos. Männer-Renndirektor Günter Hujara mühte sich gestern Nachmittag, die Wogen zu glätten. Er schaute sich die Szenen aus Zagreb noch einmal in Superzeitlupe an und befand anschließend, dass Hirscher und Neureuther keinen Fehler gemacht hätten. „Für mich ist es in beiden Fällen keine Disqualifikation. Die Fahrer haben inzwischen aber ein so hohes Tempo, dass es für die Torrichter fast unmöglich ist, das genau zu sehen, wenn sie nicht optimal stehen“, sagte Hujara.

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