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Biathlon: Miriam Gössner: Auf Neuners Spuren

Biathlon

Miriam Gössner: Auf Neuners Spuren

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    Miriam Gössner ist nicht nur mit Magdalena Neuner befreundet, sie könnte demnächst auch deren Platz als Aushängeschild im Biathlon einnehmen.
    Miriam Gössner ist nicht nur mit Magdalena Neuner befreundet, sie könnte demnächst auch deren Platz als Aushängeschild im Biathlon einnehmen. Foto: Andreas Gebert

    Erst einmal weg, vorbei an den Kameras und Mikrofonen. Nur ein Reporter des norwegischen Fernsehens stellt sich Miriam Gössner derart energisch in den Weg, dass sie nicht mehr entkommen kann. In Bruchteilen einer Sekunde schaltet Gössner, deren Mutter Norwegerin ist, von zerknirscht auf freundlich und beantwortet die Fragen in perfektem Norwegisch. Dann verschwindet sie hinter einer Tür. Durchatmen. Warme Kleidung über den dünnen Rennanzug ziehen. Einen Schluck Tee trinken.

    Sechs Fehler kann selbst Gössner nicht reinlaufen

    Sechsmal hat sie gerade im Massenstartrennen des Weltcups in Ruhpolding die schwarzen Scheiben verfehlt. Trotz einer überragenden Laufleistung reichte es deshalb nur zu Rang acht. Unter allen 30 Teilnehmerinnen des Massenstarts hat nur die Tschechin Gabriela Soukalova ebenfalls sechsmal daneben geschossen – und kommt als Letzte ins Ziel. Gössner kann das im ersten Moment nur wenig trösten. Den Sprint am Freitag hatte sie noch gewonnen. Mit einem Fehlschuss.

    Es sind diese extremen Leistungsschwankungen, die Gössner noch von der absoluten Weltspitze, an der momentan die Norwegerin Tora Berger steht, trennen. Innerhalb kürzester Zeit pendelt die Garmisch-Partenkirchenerin am Schießstand zwischen Welt- und Kreisklasse.

    Gössner: Siegläuferin statt Talent

    Der Unterschied zur vergangenen Saison ist aber, dass es im Leben der Sportlerin Gössner inzwischen deutlich mehr Ausschläge nach oben, als nach unten gibt. Aus dem Talent ist eine Siegläuferin geworden. Und: Die 22-Jährige hat noch jede Menge Zeit, zu lernen. „Ihr fehlt einfach noch die Erfahrung, die zum Beispiel eine Andrea Henkel hat“, sagte Cheftrainer Uwe Müßiggang gestern, als er danach gefragt wurde, wie er Gössners Leistung einschätze. Wie schon in Oberhof, als sie einmal gleich alle fünf Schuss danebensetzte, hatte Gössner auch gestern im ersten Schießen nicht auf die neuen Windverhältnisse reagiert.

    Henkel (wurde am Ende 13.) dagegen veränderte sofort die Einstellung am Diopter, einem Teil der Visiereinrichtung ihres Gewehres, und blieb prompt ohne Fehler.

    Gössner schoss zweimal vorbei. „Ich habe nicht gedacht, dass der Wind so stark ist. Naja, hat dann aber doch nicht so geklappt. Ich hab das ein bisschen verschlafen.“

    Gössner erinnert an Magdalena Neuner

    Es sind Situationen und auch Aussagen wie diese, die stark an Magdalena Neuner erinnern. Gössner und die inzwischen im Ruhestand befindliche Neuner verbindet eine innige Freundschaft. Jahrelang teilten sie sich auf Wettkämpfen und in Trainingslagern das Zimmer. Und beide verbindet eine Art Hassliebe mit dem Schießen. Beide haben und hatten komplette Aussetzer am Schießstand.

    Auch gestern kann Frauen-Trainer Gerald Hönig nur den Kopf schütteln, als er das erste Schießen Gössners durch das Fernglas beobachtet. „Wer schlechter schießt, muss schneller laufen“, fasst Gössner später das Gegenmittel in wenigen Worten zusammen und lacht ihr fröhliches, ansteckendes Lachen.

    Der erste Ärger ist schnell verraucht. Wie einst Neuner, die ihren Ex-Kolleginnen gestern auf der Zuschauertribüne die Daumen drückte, strahlt Gössner eine beeindruckende Lockerheit aus. Sie weiß, dass sie läuferisch in einer eigenen Liga unterwegs ist. Schon mit einer durchschnittlichen Leistung am Schießstand kann sie ganz nach vorne laufen. Dieses Wissen gibt ihr Selbstvertrauen.

    WM-Titel sind möglich

    Schlechtere Ergebnisse, wie es ein achter Platz im gestrigen Massenstart mittlerweile ist, hakt sie schnell ab. „Wir sind keine Maschinen, wir machen alle mal Fehler. Bei mir waren es jetzt eben sechs“, sagt sie lapidar. Das sei schade und ärgerlich. „Aber hier ist die Weltspitze versammelt, die anderen können auch alle was. Ich werde im nächsten Rennen versuchen, wieder zurückzuschlagen.“

    Das nächste Rennen findet bereits am kommenden Freitag im italienischen Antholz statt. Der Weltcup in Südtirol ist gleichzeitig die Generalprobe für die Weltmeisterschaft, die am 6. Februar in Nove Mesto (Tschechien) beginnt. Bei 90 bis 95 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit sei Gössner inzwischen, sagt Cheftrainer Müßiggang. Schafft sie es, bis zur WM bei 100 Prozent zu sein, ist alles möglich. Sogar ein WM-Titel.

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