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Ballack: Kein Schwarzsehen - Rugby als Ablenkung

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Ballack: Kein Schwarzsehen - Rugby als Ablenkung

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    Ballack: Kein Schwarzsehen - Rugby als Ablenkung
    Ballack: Kein Schwarzsehen - Rugby als Ablenkung Foto: DPA

    "Schwarz darf man jetzt nicht sehen", befahl der 33-Jährige am Tag nach dem jäh beendeten Traum von seiner dritten und letzten Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft im DFB-Trainingscamp in Sizilien. "Unser Team wird eine gute WM spielen, davon bin ich fest überzeugt."

    An Krücken humpelt er durch das luxuriöse Rocco Forte Verdura Resort am Mittelmeer und versucht, den jungen Kollegen mit seiner Anwesenheit und auch in Gesprächen Mut zu machen. "Es gibt nicht nur mich in Deutschland. Es gibt viele andere gute Fußballer, die hier zusammen sind", sagte Ballack in einem dpa-Interview und betonte: "Was jetzt wichtig ist: Man muss mein Fehlen schnell abhaken."

    Das versucht auch Joachim Löw: Am Tag nach dem Ballack-Schock suchte der Bundestrainer mit seinem Personal im Trainingscamp die Rückkehr zur Normalität. Akribisch setzte er unter blauem Himmel die Arbeit auf dem Rasen fort, schulte Abwehr- und Angriffs-Gruppe getrennt in Basis-Übungen wie Ballmitnahme und Zweikampfverhalten.

    Hängenlassen gibt es nicht! "Wir können nach wie vor eine gute WM spielen", sagte auch Löw, der an vorderster Front Zuversicht ausstrahlen und vorleben muss. Auch gelacht wird schon wieder auf dem Platz, am Nachmittag gab es eine besondere Abwechslung: Neuseelands Rugby-Legende Jonah Lomu führte Poldi & Co. ins Spiel mit dem Leder- Ei ein. Denn Kämpfen wird in Südafrika mehr denn je gefragt sein.

    "Michael Ballacks WM-Ausfall ist sportlich für uns ein großer Schlag. Aber es nützt nichts, dem jetzt vier Wochen nachzuweinen", betonte Teammanager Oliver Bierhoff. Eine kollektive Trotzreaktion sei nun für Südafrika gefragt: "Man muss noch enger zusammenrücken. Jeder Spieler weiß, dass er jetzt noch mehr Gas geben muss."

    Dass Ballack trotz der Verletzung mit Familie nach Sizilien reiste, bewertete Bierhoff als "riesige Geste" des Leitwolfes. "Ich möchte den Jungs das Gefühl geben, dass der Kapitän weiter an Bord ist", sagte Ballack. Es sei das Beste, nach Sizilien gekommen zu sein, damit "die Jungs jetzt nicht das Ziel aus den Augen verlieren".

    Mit Jérome Boateng, dem Halbbruder von Kevin-Prince Boateng, der Ballack mit seinem brutalen Foul verletzt hatte, sprach Ballack im Teamhotel auch schon "kurz" und warb um Unterstützung für den Hamburger. Auch gegen Übeltäter Kevin-Prince wolle er nicht "nachkarten". Ballacks Berater Michael Becker prüft dagegen ein juristisches Vorgehen nach dem Tritt, den er nicht nur als "feige und hinterlistig" bewertet, sondern sogar "vorsätzlich" einstuft.

    Vom Streben nach dem vierten WM-Titel mag sich noch keiner verabschieden. "Der Traum für Fußball-Deutschland ist immer, Weltmeister zu werden", betonte Bierhoff. Löws neue Marschroute, nur noch in "Etappenzielen" zu denken, sei "ganz richtig". Sehnsüchtig wird jetzt das Eintreffen der sieben Bayern-Profis erwartet. "Wir drücken ihnen die Daumen, dass sie als Champions-League-Sieger mit breiter Brust und gesund zu uns kommen", erklärte Bierhoff.

    Erst am Pfingstmontag in Südtirol wird es soweit sein. Dann wird Ballack traurig aus der Ferne zuschauen. "Die Zeit bei der WM als Zuschauer wird natürlich hart werden", weiß der deutsche Topstar, der noch zuvor am 3. Juni beim letzten WM-Test in Frankfurt gegen Bosnien-Herzegowina sein 100. Länderspiel machen wollte.

    Ob der 33-Jährige nach der Fußverletzung auch im Nationalteam noch einmal einen Anlauf Richtung Europameisterschaft 2012 nimmt, darauf wollte er sich unter dem Eindruck des geplatzten WM-Traums noch nicht festlegen. "Ich muss das alles sacken lassen, neu sortieren, neu bewerten", sagte der 98-malige Nationalspieler. Bierhoff sieht die Comeback-Chance gegeben: "Die gute Nachricht in der schlechten Nachricht ist, dass seine Karriere durch die Verletzung nicht gefährdet ist. Sicherlich ist die EM 2012 für ihn machbar."

    Auch für Löw stehen viele knifflige Entscheidungen an, von der Torwart- über die Kapitänsfrage bis hin zur personellen Lösung des Ballack-Vakuums im Mittelfeld. Der verletzte Kapitän hält den nun in den Brennpunkt gerückten Münchner Bastian Schweinsteiger "absolut für stabil genug, dass er diese Rolle gut ausfüllt". Löw bastelt mit seinem Stab rund um die Uhr an einem neuen WM-Schlachtplan. "Wir müssen daran arbeiten, eine gute Lösung zu finden", sagte er.

    "Wir haben vielleicht nicht die Mannschaft mit den besten Einzelspielern, aber wir haben eine sehr gute, charakterstarke Mannschaft", sagte Schweinsteiger, der die Ballack-Rolle auf dem Platz aber wohl anders ausführen wird. "Bastian ist nicht der Lautsprecher, er ist unheimlich kollegial", betonte Bierhoff.

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