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Skispringen: Vierschanzentournee: Andreas Wellinger ist auf der Jagd nach dem Goldenen Adler

Skispringen

Vierschanzentournee: Andreas Wellinger ist auf der Jagd nach dem Goldenen Adler

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    Andreas Wellinger vom SC Ruhpolding zählt zu den Favoriten bei der Vierschanzentournee..
    Andreas Wellinger vom SC Ruhpolding zählt zu den Favoriten bei der Vierschanzentournee.. Foto: Ralf Lienert

    Skispringen lebt von den Bildern und dem ewigen Traum des Menschen vom Fliegen. Für wenige Sekunden scheinen die Athleten den Gesetzen der Physik ein Schnippchen zu schlagen und schweben dahin. Der Sport lebt aber auch von seinen Typen. Hier der Tüftler Karl Geiger, dort der Stoiker Pius Paschke oder der forsche Jungspund Philipp Raimund. Die Rolle des Sonnyboys im Aufgebot des Deutschen Skiverbands nimmt Andreas Wellinger ein. Der Oberbayer aus Ruhpolding kennt nur gute Laune, egal wie schwierig die Situation ist. Ein lautes "Zefix", das dem für die Vierschanzentournee nicht berücksichtigten Markus Eisenbichler ständig entfleucht, würde Wellinger nie über die Lippen kommen.

    Wellinger hat allerdings auch keinen Grund zu fluchen. Nach einem für ihn idealen Sommer geht der 28-Jährige als vielleicht aussichtsreichster deutscher Starter in das erste Springen der Tournee am Freitag (Start: 17.15 Uhr/live in ARD und Eurosport). Seit Monaten ist der Tourneeauftakt an der Schattenbergschanze mit 25.000 Zuschauer ausverkauft. Bereits für die Qualifikation am Donnerstag hatten sich 16.000 Zuschauer angesagt. Seit 22 Jahren, seit dem Erfolg von Sven Hannawald, springen die Deutschen einem Erfolg bei der bedeutsamsten Springerveranstaltung der Welt hinterher. In der 72. Auflage soll es endlich klappen und Wellinger zählt nach seinen jüngsten Leistungen zum Favoritenkreis. Die Qualifikation gewann er vor dem Oberstdorfer Karl Geiger und tritt damit am Freitag im KO-Duell im ersten Durchgangen gegen den 50. vom Donnerstag an, den Finnen Kasperi Valto.

    Seit Wochen springt Wellinger in bestechender Form

    Seit Wochen springt der Oberbayer in bestechender Form. Er reiste als Zweiter des Gesamt-Weltcups hinter dem führenden Österreicher Stefan Kraft ins grüne Allgäu an. An Selbstvertrauen mangelt es ihm nicht. "Wir wollen, dass endlich mal wieder am 6. Januar ein Springer mit einer deutschen Fahne ganz oben stehen darf. Wir waren ja sehr, sehr oft nah dran", sagte Wellinger im Vorfeld. Für ihn werde es leichter, weil er wisse, was auf ihn zukomme. "Und weil ich mittlerweile schon oft in verschiedenen Situationen war: in der Außenseiterrolle oder auch in der Favoritenrolle."

    Der zweifache Olympiasieger hat in seiner zehnjährigen Karriere einige Tiefpunkte überwunden. Wellinger hatte sich in den vergangenen Jahren zuerst das Knie, später die Schulter schwer verletzt. In diesem Sommer kam der 28-Jährige problemlos durch und strahlt bislang große Zuversicht aus. "Ich glaube, es schaut insgesamt wirklich gut aus, weil ich einen guten Sommer gehabt habe und fit durchgekommen bin. Mit meinem Set-up und diversen Materialänderungen bin ich soweit gut aufgestellt."

    Das Deutsches Team geht neue Wege

    Immer wieder musste er sein Flugsystem neu aufbauen und hat es stets hinbekommen. In den vergangenen Monaten ist Bundestrainer Stefan Horngacher mit seinem Team neue Wege gegangen. Auf die Simulation der Tourneespringen wurde verzichtet. Auch die Sommer-Grand-Prix ließ das Team aus. Mit Training zu Hause und Entspannung in der Ferne legte Wellinger seine Basis für einen hoffentlich erfolgreichen Winter. Im April tankte er Sonne auf Mauritius, später noch auf Mykonos. Er genoss es "einfach mal weg von dem täglichen Business" zu sein. Auch in der Vorbereitung auf die Tournee verließ Bundestrainer Horngacher die eingetretenen Pfade. Das Team des Deutschen Skiverbands (DSV) residiert erstmals nicht mehr im Oberstdorfer Ortsteil Tiefenbach, sondern in Fischen. Dies habe zwar "sicher nichts" mit Aberglaube zu tun, sagte Horngacher. "Es macht einfach Sinn, wenn man 99 Prozent seiner Lehrgangstage hier verbringt, dass wir hier auch während der Tournee wohnen."

    Alles ist bereitet und Wellinger ist bereit. Er sagt, worauf es ab jetzt und danach in Garmisch-Partenkirchen (1. Januar), Innsbruck (3. Januar) und Bischofshofen (6. Januar) ankommt: "Konstanz und Reproduzierbarkeit der Sprünge sind der Schlüssel für einen Platz auf dem Podest." Die Fans werden tausendfach ihre Fahnen schwenken und die deutschen Adler mit lauten "Zieeeeh"-Rufen nach vorne schreien. Die Erwartungen sind riesig. Die Athleten müssen einen kühlen Kopf bewahren. "Die Tournee ist kein Wunschkonzert. Es sind acht Top-Sprünge auf vier Schanzen notwendig, um am Ende ganz oben stehen zu können", sagt Andreas Wellinger. Die Rechnung klingt simpel und doch warten die deutschen Springer seit über zwei Jahrzehnten darauf, dass sie mal wieder für einen von ihnen aufgeht.

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