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Skispringen: Skiverband hat große Pläne – nur für die Frauen nicht

Skispringen

Skiverband hat große Pläne – nur für die Frauen nicht

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    Bis Katharina Schmid bei der Vierschanzentournee an den Start geht, werden wohl noch Jahre vergehen.
    Bis Katharina Schmid bei der Vierschanzentournee an den Start geht, werden wohl noch Jahre vergehen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Sandro Pertile ist seit 2020 als Nachfolger von Walter Hofer Skisprung-Rennleiter beim Internationalen Skiverband Fis. Der 55-jährige Italiener zog bei einer Medienrunde in Bischofshofen eine positive Tournee-Bilanz („Ich bin extrem zufrieden“), überraschte dann aber, weil er bislang intern diskutierte Pläne zur Zukunft des Skispringens erstmals öffentlich machte. Pertile betonte, es handle sich noch um „Brainstorming“, also Gedankenspiele. In Anbetracht des Klimawandels und des weltweiten Interesses fürs Skispringen müsse der Verband „offen sein für Neues“. Die seit vielen Jahren geforderte Vierschanzentournee für die Frauen müsse aber noch warten.

    Zur Situation bei den Frauen Die weltbesten Frauen in die Vierschanzentournee der Männer zu integrieren, sei ein sehr komplexes, schwieriges Thema, bei dem laut Pertile fünf Aspekte berücksichtigt werden müssen: Sport, Logistik, Marketing, die Fernseh-Produktion und die Zuschauer. Seit mehr als drei Jahren sei man mit den Verbänden und den Tournee-Orten in Gesprächen. „Ich glaube, wir brauchen noch ein bisschen Zeit.“ Wenn das Flutlicht in Innsbruck stehe – dem Vernehmen nach soll das frühestens 2026 der Fall sein –, sei man flexibler, was die Terminfindung angehe. Option eins sei nach wie vor, den Wettkampf der Frauen am Qualifikationstag der Männer zu machen. Spätestens im Frühjahr soll es weitere Gespräche geben. „Am Ende brauchen wir den klaren Wunsch der beiden Skiverbände DSV und ÖSV.“ Er könne aber auch die Österreicher verstehen, die bislang aus sportpolitischen Gründen an ihren Standorten Hinzenbach und Villach festhalten. Zu den mageren Zuschauerzahlen bei der Two-Nights-Tour in Garmisch und Oberstdorf sagte Pertile: „Wir haben bei den Frauen einen Marketingwert von eins, bei den Männern von zehn. Vielleicht wäre es besser, weniger Damen am Start zu haben, dafür mehr Qualität.“ Die brauche es bei der Vierschanzentournee, der derzeit wertvollsten Veranstaltung im Skispringen. Pertile: „Wir sollten das nicht überstürzen. Die Frauen sollten noch besser werden.“

    Zum Ganzjahres- und Globalsport Pertile sieht das Skispringen im Aufwind. Es gäbe bei Olympia und Weltmeisterschaften weltweit ein großes Interesse. Schanzen dagegen seien auf der Weltkarte eher spärlich verteilt. „Wir denken an eine mobile Schanze mit einer Hillsize von 150 Metern.“ Die wäre größer als die Großschanze am Schattenberg in Oberstdorf (HS 137). Mit dieser gigantischen Stahlkonstruktion „könnten wir überall hin in der Welt. Wir verkaufen keine Ski und keine Anzüge, sondern Emotionen – und das kann auch in Brasilien sein.“ Im Maracana-Stadion in Rio könnte er sich das vorstellen. „Da könnten wir eine Riesenshow bieten.“ Die zweite Variante wäre, Indoor-Anlagen zu bauen, beispielsweise in Dubai – „wenn wir einen Investor finden“. Pertile fragt: „Warum sollen wir nicht – ähnlich wie im Eiskunstlauf – im Sommer eine Woche nach

    Erste Reaktionen Von den Plänen der Fis wussten die Sportler in Bischofshofen noch nichts. Sie äußerten sich sehr verhalten. Stephan Leyhe aus Willingen sagte: „Das ist schon sehr visionär. Ich springe lieber bei Schneefall in Oberstdorf vor 25.000 Zuschauern als in Brasilien im Sommer vor wenigen Zuschauern.“ Und Philipp Raimund aus Oberstdorf hat den Klimawandel im Hinterkopf: „Ich persönlich muss nicht nach Dubai fliegen, um Ski zu springen.“ Er findet: „IOC und Fis wollen das Teamspringen abschaffen. Sollen sie doch da erst mal was ändern.“

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