Na bitte, geht doch, signalisierte Karl Geiger. Bereits nach seinem ersten Sprung auf starke 135 Meter reckte der 29-Jährige den Daumen nach oben. Subtext der bekannten Geste: Natürlich kann ich ganz vorne mitspringen. Mit einem noch weiteren Satz im zweiten Durchgang auf 141,5 Meter ging es für die letztjährige Nummer eins im Team des Deutschen Skiverbandes weiter nach vorne. In der Endabrechnung des Weltcups in Titisee-Neustadt belegte der Oberstdorfer den dritten Rang und schaffte damit die erste Podestplatzierung dieses Winters. „Ich bin überglücklich. Ich hätte selbst noch nicht damit gerechnet, dass es für das Podium schon reicht“, sagte der Skispringer nach einem starken Heimauftritt.
Wegen Schneemangels mussten die Organisatoren die Schanze in Titisee-Neustadt komplett mit Schnee aus dem Sommerdepot präparieren. Dafür verteilte Geiger gute Noten: „Es ist ein bisschen wacklig. Aber bei jeder Weite ist es möglich, einen guten Telemark zu landen.“ Den Weltcupsieg im dritten Springen dieses Winters holte sich der Slowene Anze Lanisek vor Dawid Kubacki. Der Pole führt weiterhin im Gesamtweltcup. Geiger hat mit dem guten Resultat einen Satz nach vorne auf Platz acht gemacht.
Geiger ist bereit für sein Heimspiel in Oberstdorf
Offenbar rechtzeitig vor dem ersten Saison-Höhepunkt kommt der zweifache Bronzemedaillengewinner von Peking in Form. Am 29. Dezember steigt das Auftaktspringen der Vierschanzentournee vor seiner Haustüre in Oberstdorf. Die Arena ist mit über 25.000 Zuschauern längst ausverkauft. Und Geigers Formkurve weist genau zum richtigen Zeitpunkt nach oben, auch wenn noch nicht alles passt. „Ich bin auf dem richtigen Weg. Die Idee ist auch klar, was ich zu tun habe. Das gelingt mal besser, mal schlechter. Aber seit der Quali hier habe ich gute Sprünge gezeigt“, sagte Geiger nach dem Springen am Freitag.
Sein Zimmerkumpel Markus Eisenbichler ist dagegen noch auf der Suche nach seiner Form. Mit Sätzen auf 127,5 und 128,5 Meter landete der Siegsdorfer auf dem 21. Platz und haderte mit sich selbst: „Das Gefühl ist noch nicht da. Ich werde Schritt für Schritt weitermachen.“ Als zweitbester Deutscher wurde Constantin Schmid am Freitag Siebter. Stephan Leyhe (15.) und Pius Paschke (22.) sammelten immerhin Weltcup-Punkte.
Olympiasieger Wellinger muss kämpfen
Andreas Wellinger gelang das nicht. Der Olympiasieger von 2018 schied nach einem Sprung auf 121,5 Meter bereits nach dem ersten Durchgang aus. Wellinger war am Vortag im Training gestürzt und hatte sich leicht am Sprunggelenk verletzt. Am Samstag geht es mit dem ersten Mixed-Team-Wettkampf weiter (11:45 Uhr/Eurosport, teilweise ZDF). Am Sonntag folgt ab 15.45 der zweite Wettkampf der Männer.