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Skispringen: Kein Erfolg für DSV-Skispringer bei der Nordischen Ski-WM in Planica

Skispringen

Kein Erfolg für DSV-Skispringer bei der Nordischen Ski-WM in Planica

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    Julian Schmid (rechts) ist verärgert über Jarl Magnus Riiber (links): "Das finde ich persönlich respektlos."
    Julian Schmid (rechts) ist verärgert über Jarl Magnus Riiber (links): "Das finde ich persönlich respektlos." Foto: Daniel Karmann, dpa

    Man muss auch gönnen können. Die deutschen Skispringer haben sich zum Abschluss der Nordischen Ski-WM im slowenischen Planica als faire Verlierer erwiesen. Sowohl am Freitagabend beim Einzel- als auch am Samstag beim Mannschaftsspringen von der Großschanze blieben Karl Geiger & Co. ohne Medaillen – und erkannten neidlos an, dass die Konkurrenz einfach besser war.

    Allen voran die gastgebenden Slowenen drückten den hochkarätigen Wettbewerbe den Stempel auf. Die deutschen Springer dagegen verloren ihre in der ersten WM-Woche eroberte Lufthoheit, leisteten sich – das kritisierte jedenfalls Bundestrainer Stefan Horngacher – im Teamspringen zu viele individuelle Fehler und landeten nur auf dem enttäuschenden fünften Platz – hinter Slowenien, Norwegen, Österreich und Polen.

    Markus Eisenbichler war bei der Nordischen Ski-WM enttäuscht

    Bei Markus Eisenbichler saß der Stachel der Enttäuschung am tiefsten. Der Oberbayer, der tags noch die Titelverteidigung als Ziel ausgegeben hatte, war nach seinem zweiten Sprung stinkig. Um den großen Rückstand aus dem ersten Durchgang aufholen zu können, hatte Horngacher zu taktischen Spielchen gegriffen, ließ von der Jury den Anlauf Eisenbichlers um zwei Luken verkürzen und hoffte auf reichlich Bonuspunkte. Statt der geforderten 131 Metern sprang der 31-Jährige 130,5 Meter und ärgerte sich im ARD-Interview über die Zockerei: „Es hätte vielleicht auch eine Luke gereicht. Mit mir war es auch nicht abgesprochen. Das ist ein bisschen schade.“ Nach dem Wettkampf gab’s reichlich Redebedarf zwischen „Eisei“ und Horngacher. Beide sagten danach unisono: „Wir mussten ja was probieren. Am Ende hätten auch zehn Punkte mehr nicht zu Bronze gereicht.“ Trotz der Nullrunde am zweiten Wochenende bleibt Deutschland, rechnet man die Frauen-Wettbewerbe dazu, mit sechs Medaillen aus sechs Bewerben die Springernation Nummer eins.

    • DSV-Spitze hochzufrieden: Keinen Grund, Trübsal zu blasen, sah auch Horst Hüttel, der Teammanager für Skisprung und Nordische Kombination. „Wir gehen hier mit zehn Medaillen raus, es haben uns zehn Tage lang alle Nationen der Welt gratuliert. An den letzten beiden Tagen haben jetzt halt wir einmal den anderen gratulieren dürfen.“ In Summe seien Verband und Athleten „mega zufrieden“, zwölf Medaillen hatten DSV-Athleten bei nordischen Titelkämpfen zuvor noch nie mit nach Hause gebracht. Andreas Schlütter, Sportlicher Leiter Langlauf, sprach von einer „grandiosen WM“. Die Erfolge von Peking seien bestätigen worden. Bei der WM 2025 in Trondheim wolle man der Übermacht Norwegen, seit 1999 Erster im Medaillenspiegel, näherkommen. „Wir haben Lunte gerochen“, so Schlütter.
    • Riiber – Rekordmann und Reizfigur: Das Finale bei den Kombinierern wurde zur großen Riiber-Show. Der 25-jährige Norweger, der vor der WM krankheitsbedingt eine längere Weltcup-Pause eingelegt hatte, sicherte sich in seinem vierten Wettkampf die vierte Goldmedaille – das gelang zuletzt dem Oberstdorfer Johannes Rydzek 2017 in Lahti. Riiber krönte sich damit zum König von Planica. Besonderes Lob erhielt er für seinen Fabelflug auf 147 Meter. Damit verbesserte er den neun Jahre alten Schanzenrekord des Slowenen Peter Prevc um sage und schreibe fünf Meter. Warum Riibers Bestmarke nicht anerkannt wird, weil solche Rekorde angeblich nur Spezialspringer verbessern können, bleibt ein Rätsel des Weltskiverbandes. Riiber jedenfalls startete mit über einer halben Minute Vorsprung in die Loipe, baute diesen leichten Schrittes aus und hatte so noch Gelegenheit, vor der Zieleinfahrt ins Stadion am höchsten Punkt kurz anzuhalten, sich umzudrehen, Ausschau zu halten und mit einer klaren Geste genüsslich zu signalisieren: „Weit und breit niemand in Sicht.“ Obwohl ihn diese Aktion etliche Sekunden kosteten, lief Riiber mit über einer Minute Vorsprung ins Ziel. Zweiter wurde sein Landsmann Oftebro, Dritter der Österreicher Lamparter.
    • Schmid findet’s „Scheiße“: Der Oberstdorfer Julian Schmid gehörte zu den geschlagenen Verfolgern von Riiber. Nach drei Silbermedaillen im Einzel, Team und Mixed ging der 23-Jährige diesmal leer aus, war auf Rang sechs aber erneut bester Deutscher. Vinzenz Geiger (14.), Rydzek (16.) und Manuel Faißt (20.) lagen nach dem Springen schon aussichtslos zurück. Als Schmid gefragt wurde, wie er die Geste von Riiber findet, sagte er unmissverständlich: „Scheiße, das verstehe ich überhaupt nicht. Das hat er nicht nötig. Das finde ich persönlich respektlos.“ Man könne solche Momente genießen, aber nicht auf so eine Art und Weise. Rydzek war anderer Meinung: „Wenn sich das einer erlauben kann, dann er.“
    • Weinbuchs geordneter Rückzug: Kombi-Trainer Hermann Weinbuch hört nach 27 Jahren endgültig am Ende dieser Saison auf. Das bestätigte der 62-Jährige mit leicht zittriger Stimme nach seinem letzten WM-Wettkampf. Er werde dem DSV noch bis Olympia 2026 erhalten bleiben, sagte Hüttel. Bei der Frage nach dem Nachfolger, der bis Sommer gefunden werden soll, will er mitbestimmen.
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