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Skispringen: Vierschanzentournee-Auftakt in Oberstdorf: Karl Geiger spürt die Vorfreude

Skispringen

Vierschanzentournee-Auftakt in Oberstdorf: Karl Geiger spürt die Vorfreude

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    Die Schanzen am Schattenberg und Oberstdorf sind gerüstet für den Tourneeauftakt.
    Die Schanzen am Schattenberg und Oberstdorf sind gerüstet für den Tourneeauftakt. Foto: Benedikt Siegert

    Die Kulisse passt, die Gipfelregion des Nebelhorns ist tief verschneit. Auch in Oberstdorf messen die Schneehügel in der Fußgängerzone bis zu einem Meter und schmelzen bei plus drei Grad langsam dahin. Sonnenschein und blauer Himmel – am Montag herrscht Bilderbuchwetter in der rund 10.000 Einwohner zählenden Gemeinde.

    Wer nicht zum Skifahren oder Langlaufen in der Natur unterwegs ist, bummelt durch die Gassen. Die Sonnenbänke sind ausgebucht mit Gästen aus aller Welt. Im Gegensatz zur Nordischen Ski-WM im Februar, als Hotels und Gaststätten geschlossen hatten, herrscht reges Treiben in der südlichsten Gemeinde Deutschlands. Am Montag bietet das „Gasthaus zum wilden Männle“ ab 18 Uhr wieder Hausmusik an. Mit der Ziehharmonika, wie der Ankündigung zu entnehmen ist.

    Vierschanzentournee in Oberstdorf: Wieder ein Springen ohne Zuschauer

    „Wir sind zufrieden. Die Gäste kommen, eher spontan, aber sie kommen“, sagt Peter Strauss, Hotelchef des „Löwen & Strauss“. Tourneebesucher können nicht unter den Hotelgästen sein. Denn seit Anfang Dezember ist klar, dass die 70. Auflage der Vierschanzentournee ohne Zuschauer stattfindet. Als der bayerische Ministerpräsident Markus Söder Anfang Dezember die neueste Version der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vorstellte und vornehmlich von Fußballstadien sprach, war Florian Stern schnell bewusst, welche Folgen das für ihn haben wird. „Mir war gleich klar, dass uns das auch treffen wird“, sagt der Geschäftsführer der Skisport und Veranstaltungs-GmbH. Die Vierschanzentournee mit der Qualifikation am Dienstag (16.30 Uhr/ARD) und dem Wettkampf am Mittwoch (16.30/ARD) findet vor leeren Tribünen statt. Wie bereits vor einem Jahr und wie die Springen bei der Nordischen WM.

    Der Wintersportort ist auf die Springergäste nicht angewiesen. Das Tourismusgeschäft zwischen Weihnachten und Neujahr brummt so oder so. Für den Wettkampf in der Arena am Schattenberg sind die Folgen dagegen gravierend. „Wenn die Zuschauer da sind, ist es schon cooler“, sagt Karl Geiger, gebürtiger Oberstdorfer und Mitfavorit auf den Gesamtsieg. Der 28-Jährige hatte die kürzeste Anreise aller Aktiven. Von seinem Elternhaus zum Mannschaftsquartier der deutschen Springer sind es nur wenige Kilometer. Seit Jahren mieten sich die Sportler im Alpenhotel Tiefenbach ein. „Heute war einiges los auf der Straße. Weihnachten war es eher ruhig in Oberstdorf. Ich habe schon das Gefühl, dass die Vorfreude da ist“, schildert Geiger die Eindrücke aus seiner Heimatgemeinde.

    Am Wettkampftag soll in Oberstdorf Regen kommen

    Organisationschef Stern erwartet, dass „wir bei der Qualifikation und auch beim Springen Druck auf das Veranstaltungsgelände bekommen“. Eingefleischte Skisprungfans werden von guten Aussichtspunkten versuchen, ein paar Blicke auf die Athleten am Schattenberg zu erhaschen, vielleicht auch mit Ferngläsern ausgerüstet. „Die Polizei und wir kennen die entsprechenden Stellen, wir werden darauf achten, dass sich keine größeren Menschenansammlungen bilden“, sagt Stern. Die vergleichsweise milden Temperaturen, angesagt sind bis zu fünf Grad, bereiten den Organisatoren kein Kopfzerbrechen. „Wir haben eine gute Grundlage mit einer ordentlichen Portion Naturschnee. Dazu konnten wir in der kalten Periode vor einigen Tagen ausreichend Kunstschnee produzieren“, erzählt der OK-Chef. „Auch der angekündigte Regen ist kein Problem, aber der prognostizierte Wind am Wettkampftag macht uns Sorgen.“

    Die Unberechenbarkeit macht jedoch einen Teil der Faszination der Vierschanzentournee aus. Skispringen ist Freiluftsport. „In den vergangenen Jahren haben wir die Veranstaltung immer gut über die Bühne gebracht“, gibt sich OK-Chef Stern zuversichtlich.

    Um die Zuschauer, ansonsten kommen rund 25.000 Besucher, muss sich Stern in diesem Jahr nicht kümmern. 900 Aktive, Trainer, Helferinnen und Journalisten müssen getestet, betreut und geleitet werden. Darin haben sie in Oberstdorf ausreichend Erfahrung. Die Gemeinde ist bereit für den 70. Tourneeauftakt. Und wahrscheinlich wünschen sich viele Menschen, dass sich das erfüllt, was auf einem Wunschzettel am Weihnachtsbaum vor der Pfarrkirche St. Johann steht: „Dass Gott uns allen Kraft gibt durchzuhalten.“

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