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Vierschanzentournee: Nach dem Springen in Oberstdorf schlüpft Geiger in die Rolle des Jägers

Vierschanzentournee

Nach dem Springen in Oberstdorf schlüpft Geiger in die Rolle des Jägers

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    Mit rund 3,40 Metern Rückstand auf den Japaner Kobayashi liegt der Oberstdorfer Karl Geiger noch gut im Rennen um den Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee.
    Mit rund 3,40 Metern Rückstand auf den Japaner Kobayashi liegt der Oberstdorfer Karl Geiger noch gut im Rennen um den Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee. Foto: Ralf Lienert

    Nach dem Springen ist vor dem Training. Am Donnerstagvormittag bat Bundestrainer Stefan Horngacher zu einer Krafteinheit im Teamhotel in Tiefenbach, einem Ortsteil von Oberstdorf. Danach folgte das Mittagessen und die Weiterreise nach Garmisch Partenkirchen. Die Anspannung bleibt hoch, doch die Favoritenrolle ist Karl Geiger erst einmal los. Ryoyu Kobayashi ist nach seinem Sieg nun der Gejagte. Geiger liegt als Fünfter noch gut im Rennen um den Goldenen Adler.

    Karl Geiger hat bei der Vierschanzentournee mental zu kämpfen

    Der 28-Jährige musste sich allerdings eingestehen, dass ihm die Situation vor dem Auftakt mehr zusetzte, als ihm lieb war. Der ruhige Karl, der mental so stabil wirkt, der sich seine Notizen bei jedem Springen in sein Buch macht, der so rational an die Sache geht, war ein wenig aus der Spur geraten. „Die Spannung war doch höher als gedacht“, sagte der gebürtige Oberstdorfer.

    Auch sein Trainer bemerkte, dass sein Topathlet mental zu kämpfen hatte. „Er war heute sehr unter Strom. Mit dem Gelben Trikot ist er noch nie an seine Heimschanze angereist. Das macht was mit den Menschen“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher und fügte an: „Trotz alledem hat er zwei sehr gute Sprünge gezeigt. Wir können sehr zufrieden weiter fahren nach Garmisch.“

    Geiger kann noch aufholen: Nur 3,40 Meter Rückstand

    Es sollte sich nicht ausgehen für Karl Geiger auf seiner Heimschanze. In der Wind-Lotterie und dem ständigen Lukenwechsel in der spannenden Endphase des Auftaktspringens der Vierschanzentournee, erwischte der 28-Jährige kein gutes Los. Das Ziel, den ersten Gesamtsieg seit Sven Hannawald vor zwanzig Jahren wieder nach Deutschland zu holen, behält das Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) im Blick. Der Rückstand ist aufzuholen. „3,40 Meter sind im Skispringen nicht so viel“, sagte Horngacher und machte seinem Topspringer Mut. „Der Karl hat Kobaysahi heuer schon mal ein paar Mal geschlagen. Im ersten Durchgang hat er ihn auch geschlagen. Im zweiten Sprung ist Kobayashi in diese Welle hereingekommen, wo es sehr gut zu springen war.“

    Der Japaner habe sich nicht wahnsinnig weit abgesetzt. Das gute Mannschaftsergebnis mit Markus Eisenbichler auf Rang sieben und Stephan Leyhe auf dem neunten Platz gefielen dem Bundestrainer ebenfalls. Weltcup-Rückkehrer Severin Freund benötigte dagegen ein paar beruhigende Worte. „Er war schon aufgebracht“, berichtete Horngacher. Nach einem weiten Satz im ersten Durchgang, der den 32-Jährigen unter die besten Zehn gebracht hätte, befand die Jury den Sprunganzug für nicht regelkonform. „Bei Regenwetter kann es mal passieren, dass das Stoffmaterial mehr aufgeht, wenn es mehr Feuchtigkeit aufnimmt. Da kann der Anzug mal einen Zentimeter zu groß sein“, berichtete der Bundestrainer.

    Wurde wegen eines nicht regelkonformen Anzuges disqualifiziert: Severin Freund.
    Wurde wegen eines nicht regelkonformen Anzuges disqualifiziert: Severin Freund. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Vorjahressieger Stoch hat bereits keine Chancen mehr auf den Gesamtsieg

    Freund, der sich erst mit starken Auftritten im zweitklassigen Continental Cup einen Startplatz für die Vierschanzentournee erkämpft hatte, habe ein gute Basis. „Severin ist ein Vollprofi und steckt das weg.“ Dreifach-Tourneesieger und Titelverteidiger Kamil Stoch dagegen strauchelte. Der Pole verpasste nach einem schwachen ersten Durchgang mit 118 Metern das Finale und ist im Rennen um den Gesamtsieg schon draußen.

    Kobayashi ist nach seinem Riesensatz auf 141 Meter nun der Topfavorit. „Skispringen ist sehr komplex, es gab Phasen, in denen es nicht so gut läuft, umso besser, dass es im zweiten Sprung richtig gut geklappt hat“, sagte der Zweite im Gesamt-Weltcup. Der 25-Jährige ließ sich in den vergangenen Wochen durch eine Corona-Infektion und die folgende Quarantäne nicht aus der Fassung bringen.

    Bundestrainer Horngacher: Es sind noch alle Türen offen

    An Silvester (14 Uhr) setzen die Springer auf der Olympiaschanze die Vierschanzentournee mit der Qualifikation fort. Am Neujahrstag (14 Uhr/jeweils live im ZDF und Eurosport) folgt der zweite von vier Wettkämpfen. Horngacher glaubt, dass Karl Geiger die Jäger-Rolle sehr gut taugt: „Ich denke, Karl hat die Spannung heraus gesprungen und kann befreiter nach Garmisch gehen. Es sind noch alle Türen offen.“

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