Die Vierschanzentournee der Skispringer ist der unumstrittene Höhepunkt im Kalender der Skispringer. Noch mehr in einem Winter ohne Olympia und ohne Weltmeisterschaften sind die vier Springen in Oberstdorf (29. Dezember), Garmisch-Partenkirchen (1. Januar), Innsbruck (3. Januar) und Bischofshofen (6. Januar) der wichtigste Wettkampf. Das Zuschaueraufkommen an den Schanzen ist groß, und vor den TV-Geräten sowieso. Das Auftaktspringen auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf ist seit Wochen ausverkauft. Die Zeit der Pappkameraden als Zuschauer auf den Tribünen in der Corona-Zeit ist vorbei. Für den Oberstdorfer Karl Geiger wird es ein Heimspiel.
Das vielleicht zweitwichtigste Springen der Weltcup-Saison findet an diesem Wochenende statt - die Generalprobe für die Vierschanzentournee im schweizerischen Engelberg. Die Männer (Samstag und Sonntag) wie auch die Frauen (Freitag und Samstag) gehen in dem malerischen und tief verschneiten Ort in den Schweizer Bergen an den Start. Wer dort "sein Sach beinander" hat, wie die Skispringer gerne sagen, ist auch für den Wettkampf im Allgäu gut gerüstet.
Skispringer Geiger probierte im Sommer viel aus
Geiger reist mit großer Zuversicht an, weil sein Formaufbau offensichtlich stimmt. Im Sommer hatte der Allgäuer viel ausprobiert und getüftelt, bis ihn Bundestrainer Stefan Horngacher wieder einfing und sanft in die richtige Spur lenkte. Nun zeigt die Leistungskurve offensichtlich genau im richtigen Augenblick nach oben. Beim jüngsten Weltcup am vergangenen Wochenende in Klingenthal feierte Geiger einen Doppelsieg und sagt vor der Reise in die Schweiz: "Ich freue mich riesig. Ich mag die Schanze in Engelberg. Ich habe dort meinen ersten Weltcupsieg gemacht. Und in den letzten Jahren war es immer ein gutes Pflaster mich. "Wegen der Höhenlage auf gut 1000 Metern komme es darauf an, "gut abzudrücken", wie der Oberstdorfer sagt.
Mit Andreas Wellinger ist in der Schweiz wie auch danach bei der Tournee zu rechnen. Der zweifache Olympiasieger kann nach einem Sommer ohne Verletzung auf gute Ergebnisse aufbauen. In bisher sechs Saisonwettkämpfen schaffte es Wellinger schon viermal aufs Podest. Obwohl der Ruhpoldinger schon so viele Jahre mit dem Springerzirkus um die Welt fliegt, wirkt der 28-Jährige noch immer neugierig und motiviert. "Die Voraussetzungen sind geschaffen. Ich habe es letzte Saison zweimal geschafft, ganz oben stehen zu dürfen. Ziel wäre, das häufiger zu machen", sagt Wellinger. Neben den beiden Topspringern nominierte Bundestrainer Horngacher noch Martin Hamann (SG Nickelhütte Aue), Stephan Leyhe (SC Willingen), Pius Paschke (WSV Kiefersfelden) und den Oberstdorfer Philipp Raimund.
Ski-Duell mit den starken Österreichern
Es läuft in der Schweiz auf das ewig junge Duell mit den Österreichern heraus. Es gilt, Stefan Kraft, den zum Winter-Auftakt dominierenden Springer, in Schach zu halten. Zuletzt in Klingenthal schaffte es der Österreicher erstmals in dieser Saison nicht aufs Stockerl. Doch der ÖSV-Athlet ist erfahren genug, um sich wieder nach vorne zu katapultieren. Und eines hat der 30-Jährige den deutschen Adlern voraus - er weiß, wie man die Vierschanzentournee gewinnt. Während die DSV-Mannschaft und das Trainerteam vom Gesamtsieg reden und träumen, holte sich der Springer aus Schwarzach im Pongau 2015 den Goldenen Adler als Tourneegewinner ab. 22 Jahre nach dem Triumph von Sven Hannawald soll es dieses Jahr endlich klappen mit dem ersehnten Tourneesieg für die Deutschen.