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Skiflug-WM 2020: "Einfach geil": Zwei deutsche Favoriten starten euphorisch in die Skiflug-WM

Skiflug-WM 2020

"Einfach geil": Zwei deutsche Favoriten starten euphorisch in die Skiflug-WM

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    Markus Eisenbichler (2. v.l.) und Karl Geiger (2. v.r.), 2019 Teil der Mannschaft des Jahres bei der Sportler-Wahl in Baden-Baden, nehmen auch die Skiflug-WM im slowenischen Planica locker und frohgemut in Angriff.
    Markus Eisenbichler (2. v.l.) und Karl Geiger (2. v.r.), 2019 Teil der Mannschaft des Jahres bei der Sportler-Wahl in Baden-Baden, nehmen auch die Skiflug-WM im slowenischen Planica locker und frohgemut in Angriff. Foto: imago-images (Archivbild)

    Im Mannschaftshotel „Kompas“ in Kranjska Gora wird nichts dem Zufall überlassen. Die deutsche Skisprung-Nationalmannschaft wird hier wenige Kilometer von der Schanzenanlage im Seitental Planica – dem Hotelnamen folgend – eingenordet. Die Slowenen bieten dem Team von Bundestrainer Stefan Horngacher nicht nur Rundumservice und Gastfreundschaft, sondern auch noch eine extra Portion Motivation. Es war Markus Eisenbichler fast schon unangenehm, dass er bei einer Videoschalte mit 40 deutschen Journalisten ausgerechnet vor einer riesigen Fototapete platziert wurde, die ihn in nahezu perfekter Flugposition zeigt – vor strahlend blauem Himmel. Nein, so genau könne er sich gar nicht mehr erinnern, wann das war. „Vielleicht 2013 oder 14. Jedenfalls bin ich damals nicht so gut geflogen. Nur so 200, 210 Meter.“ Und dennoch, so Eisenbichler, dokumentiere dieses Foto eindrucksvoll die Faszination Skifliegen.

    Sein Gefühlsbarometer schlägt ungewöhnlich heftig aus, wenn er fast philosophisch anmerkt, er fühle sich beim Flug „wie Aladin auf dem fliegenden Teppich, bloß dass es irgendwann nach sieben oder acht Sekunden vorbei ist“. Dabei wolle er aus diesem Gefühl eigentlich gar nicht mehr raus. Aus der Schwerelosigkeit. Aus dem Freisein. „Die normalen Ängste und Sorgen des Alltags verschwinden plötzlich. Alles, was dich bedrückt, ist weg.“ Für Eisenbichler ist Fliegen pure Emotion. „Fast so gut wie Sex“, legte er in einem Interview mit der Welt nach. „Man kann die vielen Gedanken nicht sortieren, ist einfach extrem glücklich.“ Dazu passt, dass er seine Vorfreude auf die WM bajuwarisch-rustikal damit begründet, „dass die Schanz’n hier einfach geil is’.“

    Eisenbichler über Skiflug-WM: „Ohne Trubel drumrum ist die Konzentration vielleicht besser“

    Eisenbichler, der in den sozialen Netzwerken in dieser Woche nicht seinen missratenen und gefährlich anmutenden Sprung in Nischni Tagil aufarbeitete, sondern lieber seine feinsäuberlich gestutzte Gesichtsbehaarung präsentierte, sieht derzeit alles rosarot. Dass keine Zuschauer da sein werden, kein Problem: „Ohne Trubel drumrum ist die Konzentration vielleicht besser.“ Und dass die WM wegen Corona vom frühlingshaften März in den kalten Dezember verlegt wurde? Egal. „Im Gegenteil. Die Aufwinde im Frühjahr sind eher gefährlich. Bei meinem ersten Weltcup-Sieg in Planica 2019 war auch Rückenwind. Das kommt mir vielleicht sogar entgegen.“ Eisenbichler hat im März 2017 – ausgerechnet in Planica – mit 248 Metern den deutschen Rekord im Skifliegen geknackt. Er weiß: „Wenn ich mich auf mein Fluggefühl verlassen kann, dann haben es sogar die starken Norweger schwer.“ Bundestrainer Horngacher hievt den Weltcup-Führenden Halvor Egner Granerud in die Favoritenrolle, dämpft die Euphorie von Eisenbichler aber nicht: „Eisei ist hier immer gut geflogen. Er wird es auch dieses Mal tun.“

    Horngacher traut auch seiner Nummer zwei, Karl Geiger vom Skiclub Oberstdorf, jede Menge zu. Der 27-Jährige ist am Mittwoch wieder zur Mannschaft gestoßen, nachdem Horngacher ihm zuvor eine gute Woche Heimaturlaub verordnet hatte. Er solle sich doch um seine hochschwangere Frau Franziska kümmern. Bis zum Redaktionsschluss ließ Geigers überfälliger Nachwuchs auf sich warten. „Ich kann nur hier sein, weil wir uns gegenseitig ganz viel Rückhalt geben“, sagte Geiger. Er versicherte, im Kopf frei fürs Fliegen zu sein. Die Qualifikation am Donnerstag bewies das: Karl Geiger wurde Vierter hinter dem Österreicher Michael Hayböck und dem Norweger Granerud. Auf Platz eins stand, wen wundert’s, Markus Eisenbichler.

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