Der alpine Ski-Weltcup steuert auf seine wichtigsten Rennen zu. Adelboden, Wengen, Kitzbühel, Schladming oder Garmisch-Partenkirchen. Große Namen voller Tradition. Und dann steht im Februar auch noch die WM in Courchevel und Méribel an. Der bisherige Saisonverlauf dürfte bei den deutschen Fahrerinnen und Fahrern eher gemischte Gefühle hinterlassen haben. Podestplätze sind rar gesät. Trotzdem hat es bereits das eine oder andere Achtungszeichen gegeben. Josef Ferstl fasste es so zusammen: „Wir sind so auf den Lauerplätzen fünf bis zehn, aber das bringt uns nicht wirklich weiter. Jetzt gehört es noch mal, die zwei, drei Prozent mehr draufzulegen, dass wir wieder mitmischen können.“ Die deutschen Top-Fahrer in der Übersicht.
- Kira Weidle Die Hochgeschwindigkeitsspezialistin vom Skiclub Starnberg ist es inzwischen gewohnt, in den schnellen Disziplinen die deutschen Farben zu vertreten. In St. Moritz hatte sie es am vergangenen Wochenende erstmals in diesem Winter aufs Podest geschafft. Im Abfahrtsrennen wurde sie Dritte, nachdem sie tags zuvor in einer verkürzten Sprint-Abfahrt nur als 24. ins Ziel gekommen war. In den vergangenen Jahren hat sich die 26-Jährige, die bis zum Abitur das Skiinternat in Oberstdorf besuchte Weidle, zu einer beständigen Top-Fahrerin entwickelt. Bisheriger Höhepunkt ihrer Karriere war der Gewinn der Silbermedaille bei der WM 2021 in Cortina d’Ampezzo. Und auch für die anstehende WM gehört sie zum engsten Favoritenkreis auf Edelmetall.
- Lena Dürr Der Knoten will in diesem Winter noch nicht platzen bei der 31-jährigen Münchnerin. Die Technik-Spezialistin hat in allen der vier bisherigen Weltcup-Slaloms einem guten ersten einen verpatzten zweiten Durchgang folgen lassen. So auch zuletzt in Sestriere, als sie als Vierte in den zweiten Lauf ging, dann aber noch auf Platz acht zurückfiel. Trotzdem ist die Technikerin vom SV Germering in Schlagdistanz zu den Podestplätzen. Dürrs Medaillensammlung bei Großereignissen speist sich bisher aus Erfolgen im Mannschaftsevent. Ihr ist an einem guten Tag jedoch auch ein WM-Erfolg in einem Einzelrennen zuzutrauen. Als beste Deutsche belegt sie momentan in der Slalom-Weltcupwertung Rang fünf.
Ski alpin: Thomas Dreßen will im Januar wieder zurück sein
- Thomas Dreßen Der einstige Kitzbühel-Sieger kehrte in diesem Winter nach langer Verletzungspause zurück – und deutete sofort an, dass wieder mit ihm zu rechnen ist. Gleich in seinem ersten Rennen nach zweieinhalb Jahr im kanadischen Lake Louise hatte er mit Rang acht die DSV-interne WM-Norm geknackt. Zwei Abfahrten und einen Super-G später war dann aber auch schon wieder Schluss, zumindest vorerst. Bei der Abfahrt in Gröden zog sich der 29-Jährige aus Garmisch-Partenkirchen einen Muskelverletzung im Oberschenkel zu. Voraussichtlich im Januar wird er wieder auf Skiern stehen. „Das Gute ist, dass Knie und Hüfte heil sind“, sagte er. Ziel dürfte sein, bis zum Hahnenkammrennen am 20./21. Januar zurück zu sein. Dort gelang dem Kraftpaket 2018 sein größter Triumph, als er sensationell die Abfahrt auf der Streif gewann.
- Andreas Sander Der 33-jährige Wahl-Allgäuer hat sein WM-Ticket ebenfalls schon gelöst. Im Super-G von Lake Louise landete er auf dem fünften Platz und war ansonsten auch schon einige Male in Reichweite der Podestplätze. Noch aber fehlte immer das entscheidende Quäntchen, um nach ganz vorne zu fahren. Ähnlich wie Team-Kollegin Weidle gelang dem gebürtigen Westfalen, der in Burgberg wohnt, der größte Karriereerfolg im Rahmen der vergangenen WM. In der Abfahrt holte er überraschend Silber und lag im Ziel nur um die Winzigkeit von einer Sekunde hinter Sieger Vincent Kriechmayr aus Österreich.
- Josef Ferstl Auch er gehört zum starken Speed-Team des Deutschen Skiverbandes. Mit Platz sechs in der Abfahrt von Gröden sicherte sich der Traunsteiner sein WM-Ticket. „Sechster Platz, super Platzierung. Die WM-Quali ist abgehakt“, befand der 33-Jährige danach. Die Erleichterung ist trotz gegenteiliger Beteuerungen bei allen Fahrern immer dann zu spüren, sobald die geforderte Top-8-Platzierung erfüllt ist. Beim Saison-Highlight will jeder dabei sein. Zumal Ferstl bisher noch ohne Edelmetall bei einem Großereignis ist. Seinen größten Erfolg feierte er auf einer der traditionsreichsten Weltcup-Strecken: 2019 gewann er den Super-G in Kitzbühel.
Die Leistungen von Romed Baumann sind wechselhaft
- Romed Baumann Viele Jahre startete der gebürtige Tiroler für Österreich, wurde dort dann aber aussortiert und wechselte 2019 zum DSV. Im Herbst seiner Karriere zählt der 36-Jährige nun zu den erfahrensten und beständigsten Athleten im deutschen Team. Auch er trug zum guten Abschneiden des DSV bei der WM in Cortina d’Ampezzo bei, als er Silber im Super-G gewann. Parallel zu seinen Kollegen ist aber auch sein bisheriger Saisonverlauf noch stark wechselhaft. Mit Platz sechs schaffte er in Lake Louise sein bislang bestes Saisonergebnis.
- Alexander Schmid Er ist der bisher beständigste deutsche Skifahrer. Der Techniker aus Fischen im Oberallgäu ist auf den Riesenslalom spezialisiert, punktet dort auch regelmäßig, muss aber noch auf eine Podestplatzierung warten. 2021 war er Teil der deutschen Mannschaft, die im Team-Wettbewerb Bronze gewann. Schmid hatte zuletzt in Alta Badia mit den Rängen acht und fünf im Riesenslalom überzeugt und seine starke Form unterstrichen. Eben dort hatte der 28-Jährige im Vorjahr mit Platz drei sein bisher einziges Weltcup-Podest geschafft.
- Linus Straßer Der begnadete Techniker und Slalomspezialist wurde vor wenigen Tagen Vater einer Tochter. Die letzten Wochen seien nicht so leicht gewesen, sagte er jüngst der SZ, denn das Warten auf die Geburt habe sich hingezogen. „In der Zeit war es nicht leicht, den vollen Fokus aufs Skifahren zu richten.“ Jetzt aber will der 30-jährige Münchner angreifen. In der vergangenen Saison war er mit drei Platzierungen unter den ersten Drei einer der besten DSV-Fahrer. In diesem Winter hatte er bislang nur zwei Gelegenheiten, sein Können zu zeigen. Beim Slalom in Val d’Isere wurde er 13., eher er am Donnerstagabend in Madonna di Campiglio aufs Podium fuhr. Als Dritter unterbot er gleichzeitig auch die WM-Qualifikationsnorm. Dort wird er dann zu den Medaillenkandidaten zählen.