Nur nicht zu viel reden. Wenige Worte müssen genügen. Warum ausschweifend antworten, wenn auch ein klares Ja oder Nein als ausreichend scheinen? Emma Aicher kann schnell und gut Skifahren. Zuletzt hat die 21-Jährige in Abfahrt und Super-G je ein Weltcup-Rennen gewonnen. Bemerkenswert, weil unerwartet.
Groß darüber reden möchte Aicher nicht. Sie lässt Leistungen sprechen. Im Idealfall auch beim Weltcup-Finale in diesen Tagen in Sun Valley. Im Super-G am Sonntagabend wurde sie Neunte, es stehen noch Slalom und Riesenslalom zum Abschluss in den USA an. Aicher ist Allrounderin. Sie hat sich nicht wie ihre Konkurrentinnen auf bestimmte Disziplinen spezialisiert. Sie fährt ebenso schnell und mutig wie technisch stark und überlegt. Es hatte allerdings etwas gedauert, bis sie auch die Speedrennen richtig im Griff hatte.
Ein Lob vom DSV-Sportvorstand
Ihr Durchbruch kam bei der WM vor wenigen Wochen in Saalbach-Hinterglemm. Nach Platz sechs in der Abfahrt hatte DSV-Sportvorstand Wolfgang Maier gesagt: „Wenn ich sie hier fahren sehe, bin ich das erste Mal überzeugt, dass sie den Abfahrtssport einigermaßen kapiert hat.“ Klingt zunächst wenig wertschätzend, war aber als Lob gemeint. „Ich hatte kein einziges Mal das Gefühl, dass sie irgendwo rausfliegt oder ihre Siebensachen nicht beieinander hat“, erklärte Maier. In den Wochen zuvor sei das noch anders gewesen. Gerade in den schnellen Disziplinen war Aicher häufige frühzeitig ausgeschieden oder fern von Punkten abgeschlagen ins Ziel gekommen.
Das Potenzial aber haben sie im Deutschen Skiverband (DSV) recht schnell erkannt. Und auch dafür gesorgt, dass Aicher ihre Rennen unter deutscher Flagge bestreitet. Selbstverständlich war das nicht, hätte sie sich doch auf für Schweden entscheiden können. Aufgewachsen ist Aicher in Sundsvall, ihre Mutter ist Schwedin, ihr Vater Deutscher. Wenig später hatte die Familie einige Jahre in Engelberg in der Schweiz gelebt.
Die Alpen bieten gute Voraussetzungen
Ihren ersten internationalen Erfolg mit der Goldmedaille im Slalom der Altersklasse U16 im FIS Children Cup hatte sie noch im März 2019 für Schweden geholt. 2020 aber schloss sie sich dem Deutschen Ski-Verband an - weil die Alpen die besseren Trainingsmöglichkeiten bieten, wie sie betonte. Und weil der deutsche Verband sie unbedingt wollte. Mittlerweile lebt Aicher in Berchtesgaden - und ist die größte deutsche Ski-Hoffnung.
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