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Ski alpin: Thomas Dreßen vor der WM-Abfahrt: "Wir können nur gewinnen"

Ski alpin

Thomas Dreßen vor der WM-Abfahrt: "Wir können nur gewinnen"

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    Lange lief es nicht gut für Thomas Dreßen. Antreten will er trotzdem.
    Lange lief es nicht gut für Thomas Dreßen. Antreten will er trotzdem. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft hätte kaum schlechter laufen können für Thomas Dreßen. Nach fast zweijähriger Verletzungspause war er in diesem Winter gerade erst wieder in den Weltcup zurückgekehrt. Es fehlt ihm an Wettkampfpraxis. Im Vorfeld der WM stürzte er dann auch noch im Training und prellte sich Knie und Schulter. Damit nicht genug. Kaum im Mannschaftshotel in der Nähe von Courchevel angekommen, setzte den 29-Jährigen auch noch ein Magen-Darm-Virus außer Gefecht. „Ich bin froh, dass ich in meinem aktuellen Zustand hier sitzen kann“, sagte er am Donnerstagabend in einer kleinen Presserunde. Noch am Montag sei er komplett niedergestreckt gewesen. Der Dienstag verlief nicht wesentlich besser. Erst am Mittwochmorgen habe er kurzfristig entschieden, die Abfahrtsstrecke in Courchevel besichtigen zu können. Das erste Training absolvierte er mit Überkleidung und nicht im Rennmodus.

    Am Sonntag will Dreßen trotz einiger Probleme bei der Abfahrt antreten

    Trotz oder vielleicht genau wegen all dieser Hindernisse wirkt Dreßen, als sei mit ihm zu rechnen, wenn am Sonntag (elf Uhr) die WM-Medaillen in der Abfahrt der Männer vergeben werden. Dabei hat er offiziell noch nicht einmal einen Startplatz sicher. Andreas Sander und Romed Baumann hat Männer-Cheftrainer Christian Schwaiger fest nominiert. Um die anderen beiden Plätze streiten sich vier Fahrer. Einer ist Dreßen. „Wir schauen uns die Leistungen der Athleten an und machen dann einen Trainerentscheid“, kündigte Schwaiger an. Am Samstagnachmittag sollen die Sportler informiert werden.

    Vieles deutet aber darauf hin, dass Dreßen zum DSV-Quartett gehören wird. Trotz langer Verletzungspause ist er das Aushängeschild der deutschen Speedfraktion. Das operierte und jetzt erneut geprellte Knie habe beim ersten Training am Mittwoch keine Probleme gemacht. Dem internen Konkurrenzkampf um die Startplätze sieht er gelassen entgegen. „Es ist mein Anspruch, dass ich vorne mitfahren will. Und wenn die Trainer nicht das Gefühl haben, geht das normalerweise mit meinem Gefühl d'accord. Dann bin ich der Erste, der sagt, dass es mir nicht zusteht.“ Er sei keiner, der Ausreden suche. „Wenn ich am Start stehe, dann bin ich zu hundert Prozent fit.“

    Mit der neuen Abfahrtsstrecke in Courchevel hat sich Dreßen offenbar schnell angefreundet. Sie trägt den Namen „L'Eclipse“, was übersetzt Sonnenfinsternis bedeutet. Damit wird auf die wechselnden Lichtverhältnisse angespielt, mit denen die Fahrer auf dem 3100 Meter langen Weg ins Ziel zurechtkommen müssen. Durchschnittlich 30 Prozent beträgt das Gefälle, selbst die berüchtigte Streif kommt nur auf 27 Prozent. In der Spitze erreichen die Fahrer Geschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern und werden rund zwei Minuten unterwegs sein. Für Dreßen kommt es bis Sonntag darauf an, einen Weg zu finden, „wie ich da mit meinem Fahrstil schnell sein kann. Ich habe schon ein ganz gutes Gespür für die Strecke bekommen. Ich finde, sie hat einen richtig coolen Fluss.“

    Deutsche Speedspezialisten hoffen bei der WM auf Medaillen

    Bleibt die Frage nach den Erfolgsaussichten. Für den Trainer Schwaiger ist die Sache klar. „Ich bin da, weil ich eine Medaille gewinnen will“, sagt er mit Nachdruck in der Stimme. Er wüsste nicht, warum man zu einer WM fahren solle, um dort Zehnter werden zu wollen. Gleichzeitig sei aber auch klar, dass die Deutschen absolute Außenseiter sein. James Crawford sei aber das beste Beispiel dafür, dass das nicht wichtig ist. Schwaiger: „Der war vor einer Woche 14. im Europacup. Jetzt ist er Weltmeister. Es ist so viel möglich, wenn an dem Tag alles passt. Unsere Jungs haben das drauf. Wenn der Tag passt, können wir um eine Medaille mitfahren. Und wenn wir es nicht auf die Reihe bringen, dann werden wir eben Zehnter.“ 

    Das Feld ist allerdings extrem ausgeglichen. Schwaiger rechnet mit einem „gnadenlosen Gemetzel. Da gibt es nur hopp oder top.“ Dreßen scheint bereit dafür. Er habe noch ein paar technische Dinge, an denen er arbeiten müsse, wirkt aber zuversichtlich. Natürlich sei eine Medaille das übergeordnete Ziel. „Aber es macht einen Unterschied, ob du am Start stehst mit dem Ziel, Bestzeit zu fahren. Oder, so wie ich es vorhabe: Ich will meine beste Leistung bringen.“ Das sei das, was er in den eigenen Händen habe. Und: „Die anderen müssen auch erst mal ihre Sachen runterbringen.“ Ganz am Ende führte Dreßen dann noch die WM von vor zwei Jahren als Mutmacher an. Mit den beiden Silbermedaillen von Sander und Baumann habe man damals alle überrascht. In der aktuellen Situation wäre ein Erfolg wohl noch überraschender. Dreßen formuliert es so: „Wenn eine Mannschaft nichts zu verlieren hat, dann sind wir das. Wir können nur gewinnen.“ Dementsprechend müsse er das Rennen angehen. „Dass ich mich auf mich konzentriere, meine Leistung bringe, und dann schauen wir mal, was rauskommt.“ Jetzt muss er nur noch nominiert werden. 

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