Für Deutungen jeglicher Art zeigte sich der Mensch schon immer empfänglich. Man muss zum Zweck der Vorhersage nicht zwingend ins griechische Delphi reisen, weit vorn in der Gunst steht seit jeher das Tier-Orakel. So dürfen auch heute noch Kraken den Turnierverlauf von Fußballern weisen oder Eber den Weg deutscher Handballer bei einer EM vorgeben.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde Schuhen die Gabe nachgesagt, die Zukunft zu prognostizieren. Dienstleute suchten ein göttliches Zeichen, ob sie weiterhin bei ihrem Dienstherrn angestellt sein würden. Das sah so aus: Die Person saß mit dem Rücken zur Tür, zog den Schuh halb aus und warf ihn mit einem Kick über sich selbst an eine Tür. Zeigte die Spitze des Schuhs hinaus, sah es eher schlecht aus mit dem Job. Zeigte die Spitze in den Raum, war die Erleichterung groß. Über Wahrheitsgehalt und Trefferquote indes ist wenig bekannt.
Joel Monteiro landet mit seinem Schuh einen Volltreffer
Einen Volltreffer mit seinem Schuh landete auf jeden Fall Joël Monteiro, Fußballer in Diensten der Young Boys Bern. Wenn man so will, hatte es dem Spieler buchstäblich und sprichtwörtlich die Schuhe ausgezogen. Erst trat ihm Gegenspieler Mirlind Kryeziu auf die Ferse und zog ihm den Schlappen dabei aus; Sekunden später rang Kryeziu Monteiro nieder, doch der Strafstoßpfiff blieb aus. Diese Ereignisse versetzen Monteiro in einen Zustand emotionaler Dysbalance. Kurzum: Monteiro warf den Schuh in Richtung seines Gegenspielers. Später bekundete der Berner, er wollte den Züricher Abwehrspieler nicht treffen. Tat er aber. Bedenkt man die rund zwölf Meter Entfernung, durchaus eine Leistung. Kryeziu kippte aus den Latschen und sackte zusammen, als hätte ihn Mike Tyson mit seiner Eisenfaust niedergestreckt.
Die Sachlage war ziemlich eindeutig. Kryeziu war Monteiro ziemlich auf den Senkel gegangen, dieser wiederum konnte die Sache niemand anderem in die Schuhe schieben. Mutmaßlich soll der emotionale Ausbruch Monteiros damit zusammengehängt haben, dass er am Spieltag mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. So wurde aus dem Treter ein Werfer. Womöglich wäre es nicht zum Wutausbruch gekommen, hätte jemand Monteiro vor dem Spiel gefragt, wo denn der Schuh drücke.
Nicht mehr nachzuvollziehen ist, in welche Richtung die Spitze des geworfenem Objektes nach der Landung zeigte. Da Monteiro unter dem Pantoffel des Schiedsrichters stand, zählte nur dessen Interpretation. Er half dem Spieler in die Schuhe und stellte ihn mit Rot vom Platz.
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