Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Senior Thomas Wandschneider sorgt bei Paralympics für Aufsehen

Glosse

Wenn die Alten den Jungen gefährlich werden

Bill Titze
    • |
    • |
    Der 60-jährige Thomas Wandschneider hat Rollstuhl-Badminton Bronze gewonnen.
    Der 60-jährige Thomas Wandschneider hat Rollstuhl-Badminton Bronze gewonnen. Foto: Francois-Xavier Marit, dpa

    Das Alter ist in diesen Zeiten nicht unbedingt ein Wert für sich. „Alter weißer Mann“ gilt als Chiffre für die angebliche Rückständigkeit der „Boomer-Generation“, im US-Präsidentschaftswahlkampf sorgte ein mögliches Duell zwischen zwei betagten Herren für tiefe Sorgenfalten auf junggebliebenen Stirnen. Und auch im (Profi-)Sport zieht man mit über 30 nicht mehr wirklich die Scouts anderer Vereine an. Zumindest im paralympischen Rollstuhl-Badminton wäre das aber ratsam.

    Thomas Wandschneider gehört mit seinen 60 Jahren nicht gerade zur Generation Z. In Paris zeigte er jetzt aber, dass so etwas sportlichen Erfolg nicht verhindert. Sein Rivale im Viertelfinale der Paralympischen Spiele, Tong Yang, gehört mit seinen 24 Jahren auf alle Fälle zu dieser Altersgruppe. „Alle meine Kinder sind älter als er“, macht Wandschneider den Altersunterschied von 36 Lenzen plastisch. Der Deutsche ließ sich von der Jugendlichkeit seines Gegners aber nicht abschrecken. Im Gegenteil: In einem Marathon-Match über 103 Minuten rang er den Chinesen nieder. Es war das längste Badminton-Spiel der Paralympischen Spiele, am Ende gewann Wandschneider Bronze. Die Franzosen feierten den Deutschen mit Standing Ovations. Wandschneiders Erfolgsrezept: exzessives Training. 80 Prozent seines Lebens verbringt er im Auto, um auch ja keine Trainingseinheit zu verpassen.

    Boris Becker könnte mit etwas Training Alexander Zverev gefährlich werden

    Für die Unter-30-Fraktion im Sport klingt das beängstigend. Würden ein paar Korbwurf-Trainingseinheiten Michael Jordan ausreichen, um Victor Wembanyama den Status als Basketball-Jahrhunderttalent streitig zu machen? Könnte Boris Becker nach einer Hechtsprung-Übung Alexander Zverev am Netz den Schneid abkaufen? Für das Leben der ach so fitten Jungspunde könnte das nicht nur auf sportlicher Ebene drastische Konsequenzen haben. Auch finanzielle Einbußen drohen, der Werbemarkt wäre deutlich umkämpfter. Boris Becker ist ja ohnehin schon ein lästiger Konkurrent, wenn es um Verträge mit der Bankenbranche geht. Nicht auszudenken, wenn mit sportlichen Erfolgen auch Paul Breitner wieder so richtig sexy für, sagen wir mal, Alkoholwerbung würde. Da klingen Thomas Wandschneiders Worte nach dem gewonnenen Paralympics-Viertelfinale gegen den 24-jährigen Chinesen fast wie eine Drohung: „Ich habe ihn einfach müde gemacht.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden