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Schwimmen: Was ist dieser Europameistertitel wert?

Schwimmen

Was ist dieser Europameistertitel wert?

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     Melvin Imoudu jubelt nach seinem Sieg im 100-Meter-Brustschwimmen der Männer bei den Europameisterschaften im Schwimmen. Foto: Darko Bandic/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    Melvin Imoudu jubelt nach seinem Sieg im 100-Meter-Brustschwimmen der Männer bei den Europameisterschaften im Schwimmen. Foto: Darko Bandic/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Darko Bandic

    Der sportliche Stellenwert einer Europameisterschaft wenige Wochen vor dem Beginn Olympischer Sommerspiele ist zumindest fraglich. Das gilt auch für die Schwimm-EM, die dieser Tage in Belgrad stattfindet. Viele Stars der Szene ziehen lieber im Trainingspool ihre Bahnen oder schwimmen bei Einladungsmeetings. Antrittsprämien sind in einer Sportart wie dem Schwimmen bisweilen attraktiver als Medaillen. All das dürfte Melvin Imoudu herzlich egal gewesen sein, als er am Dienstagabend seine Goldmedaille um den Hals gehängt bekam. Über 100 Meter Brust hatte er im Finale den Türken Berkay Omer Ogretir (59,23) und Andrius Sidlauskas (59,27) aus Litauen hinter sich gelassen. Erstmals in seiner Karriere blieb Imoudu dabei unter der 59-Sekunden-Schallmauer und schlug nach 58,84 Sekunden an. Doch was ist diese Zeit wert?

    In den USA und Australien werden gerade die Olympia-Tickets vergeben

    Um diese Frage zu beantworten, lohnt ein Blick in die USA und nach Australien. Dort finden gerade die nationalen Olympia-Trials statt. Die beiden Schwimmnationen sind traditionell auf den Spitzenplätzen der Medaillenspiegel internationaler Großveranstaltungen zu finden. Wer dort ein Ticket für Paris ergattern will, hat oft stärkere Konkurrenz als bei Europameisterschaften. Das Niveau ist extrem hoch. Bester Beweis dafür ist, dass bei den US-Trials schon der zweite Weltrekord geschwommen wurde. Regan Smith hatte sich in der Nacht zu Mittwoch die Weltbestmarke über 100 Meter Rücken zurückgeholt. In 57,13 Sekunden war sie zwei Zehntel schneller als die Australierin Kaylee McKeown. 

    All das wertet die Leistung von Imoudu auf, denn in beiden Nationen hätte er mit seiner Leistung von Belgrad das Finale gewonnen. In den USA siegte Nic Fink im Rennen um die Olympiatickets in einer Zeit von 59,08 Sekunden. In Australien war Sam Williamson in 58,95 Sekunden der schnellste Mann im Wasser. 

    In der Jahresbestenliste rangiert Adam Peaty ganz oben

    Anders stellt sich die Situation beim Blick auf die Jahresbestenliste dar. Dort rangiert Imoudu aktuell auf Platz zehn, zeitgleich mit dem Italiener Nicolo Martinenghi - der bei der EM auf einen Start verzichtete. An der Spitze des Rankings rangiert der britische Superstar und Weltrekordhalter Adam Peaty, der gleich dreimal in den Top-Ten auftaucht und ebenfalls auf die EM verzichtet. Nach einer längeren Pause ist er gerade rechtzeitig zu den Olympischen Spielen wieder in Topform und hat heuer unter anderem schon eine 57,94 vorgelegt. Ihm folgt der Chinese Haiyang Qin (58,24), der zu jenen 23 chinesischen Schwimmerinnen und Schwimmern gehört, die bereits im Jahr 2021 einen positiven Dopingtest abgegeben haben. Dieser wurde allerdings (bislang) nicht sanktioniert, da die Welt-Antidopingagentur (Wada) der Argumentation Chinas Glauben schenkt, das verbotene Herzmittel Trimetazidin sei während eines Trainingslagers über verunreinigte Nahrungsmittel in die Körper der Sportler gelangt. Bekannt wurde der Fall erst jetzt durch Recherchen der ARD und der New York Times

    Vier deutsche Medaillenkandidaten verzichten auf die EM

    Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass alle Leistungen im Vorfeld Olympischer Spiele mit Vorsicht zu genießen sind. Niemand weiß, wer in welchem Trainingszustand an den Start gegangen ist. Erst in Paris werden auch die Topstars der Szene komplett ausgeruht und in ihrer bestmöglichen Verfassung auf den Block steigen. Gelingt es Imoudu allerdings, die Zeit von Belgrad in Paris zu wiederholen, ist er auf jeden Fall ein Kandidat für das Finale. Aus Sicht der deutschen Mannschaft könnte der Europameistertitel allerdings ein seltenes Highlight gewesen sein. An diesem Mittwoch beispielsweise war Deutschland in keinem Finale vertreten. Mit Isabel Gose, Angelina Köhler, Lukas Märtens und Florian Wellbrock sind allerdings die vier aussichtsreichsten Medaillenkandidaten des DSV für Olympia gar nicht erst nach Belgrad gereist.

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