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Schwimmen: Eine Schwimm-WM ganz unter dem Eindruck der Sommerspiele

Schwimmen

Eine Schwimm-WM ganz unter dem Eindruck der Sommerspiele

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    Verfehlte über 1500 Meter Freistil das Finale deutlich: Florian Wellbrock.
    Verfehlte über 1500 Meter Freistil das Finale deutlich: Florian Wellbrock. Foto: David J. Phillip, dpa

    Ein Jahr vor den Olympischen Sommerspielen diente die Schwimm-WM in Japan als erster Gradmesser für die Kräfteverhältnisse im internationalen Geschehen. Und es tut sich Erstaunliches, denn am Ende der Beckenwettbewerbe stehen nicht die USA an der Spitze des Tabellenspiegels. ganz im Gegenteil: Der Platz ganz oben, den die US-Boys und Girls ansonsten wie selbstverständlich für sich beanspruchen, ist Lichtjahre entfernt. Stattdessen thront Australien mit 13 Goldmedaillen (7 Silber/5 Bronze) am obersten Ende des Tableaus. Die

    China ist zurück im Konzert der großen Schwimmnationen

    Das führt zu der Erkenntnis, dass China zurück ist im Konzert der Großen und mit Qin Haiyang wieder einen Star hat. Der 24-Jährige dominierte alle drei Brust-Strecken, über 200 Meter stellte er gar einen neuen Weltrekord auf: 2:05,48 Minuten. Chinas Sport hat allerdings eine düstere Doping-Historie. Erst vergangenes Jahr berichtete die ARD, dass es Dopingproben aus China nur selten in die Labore unabhängiger internationaler Kontrolleinrichtungen schaffen. Wenn in China genommene Dopingproben zur Analyse ins Ausland gehen sollen, werde das offenbar immer wieder verhindert, berichtete die ARD. Stattdessen wird lieber vor Ort kontrolliert. Mit Blick auf das russische Staatsdoping lässt diese Praxis zumindest leichte Zweifel an der Integrität betroffener Sportlerinnen und Sportler aufkommen. Zumal, wenn sie derart überraschend und dominant bei einem Großereignis ins Rampenlicht schwimmen. Aus den internationalen Ergebnislisten des Weltverbands World Aquatics geht hervor, dass Qin Haiyang bei den chinesischen Meisterschaften im Mai auf seiner Weltrekordstrecke noch über zwei Sekunden langsamer war. Bei der WM im vergangenen Sommer benötigte er gar 2:13,35 Minuten für die 200 Meter Brust und landete auf Platz 22. 

    Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Leistungen der Litauerin Rūta Meilutytė. Sie stellte am letzten Tag der WM-Wettbewerbe einen Weltrekord über 50 Meter Brust (29,16 Sekunden) auf. Im Mai 2019 hatte der Schwimm-Weltverband mitgeteilt, dass die London-Olympiasiegerin drei Dopingkontrollen verpasst habe und ihr deswegen eine zweijährige Sperre drohe. Meilutytė beendete kurz nach dieser Nachricht aus persönlichen Gründen ihre Karriere – um sie dann doch fortzusetzen und jetzt Weltrekord zu schwimmen. 

    Michael Phelps wurde seinen letzten Weltrekord los

    Stichwort Weltrekorde: Derer gab es in Fukuoka einige zu sehen, darunter so überraschende wie den des eingangs erwähnten Qin Haiyang. Am spektakulärsten war allerdings, was gleich am ersten WM-Tag passierte. Da knackte der 21-jährige Franzose Leon Marchand den letzten Weltrekord des Rekord-Olympiasiegers Michael Phelps. Über 400 Meter Lagen unterbot er dessen alte Bestmarke um mehr als eine Sekunde auf 4:02,50 Minuten. 

    Marchand soll kommendes Jahr eines der Aushängeschilder Frankreichs sein, denn die Sommerspiele in Paris werfen längst ihre Schatten voraus. Traditionell ist es so, dass Gastgeber alles daran setzen, im eigenen Land möglichst erfolgreich zu sein. Bestes Beispiel war Großbritannien, das im Vorfeld der London-Spiele von 2012 sein komplettes Fördersystem umkrempelte und sich im Medaillenspiegel auf breiter Front verbesserte. Nicht ganz verstummt sind allerdings bis heute Gerüchte, dass es auch dabei möglicherweise nicht ganz sauber zuging. 2020 hatte die englische Zeitung Mail on Sunday enthüllt, dass 91 britische Olympiateilnehmerinnen und -teilnehmer für ihre Heim-Spiele eine experimentelle Substanz bekommen haben sollen, die eigentlich für US-Soldaten hinter den feindlichen Linien entwickelt worden war. Explizit verboten war das Gebräu offenbar nicht, dafür aber mindestens im Graubereich zwischen Medizin und Doping. Vorsichtshalber hätten die britischen Elitesportler eine Geheimhaltungserklärung unterschreiben müssen.

    Die Bilanz des deutschen Teams: einmal Bronze

    Angesichts dieser Auswüchse scheint es gut, dass Deutschland vermutlich so bald nicht Gastgeber Olympischer Sommerspiele sein wird. Zumindest im Schwimmsport täte allerdings eine (idealerweise auf legalen Methoden basierende) Generalsanierung aber dennoch gut, denn die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer kehrten mit nur einer Bronzemedaille aus Japan zurück. Das hatte vor allem damit zu tun, dass auch Florian Wellbrock, der momentan größte deutsche Schwimmstar, nur ein Mensch ist. Er hatte sich mal wieder ein mörderisches Programm aufgebürdet und wollte seinen zwei Titeln zum Auftakt im Freiwasser (zehn und fünf Kilometer) auch noch Edelmetall im Becken über 800 und 1500 Freistil folgen lassen. In beiden Rennen verpasste er jedoch das Finale und reiste enttäuscht aus Fukuoka ab. Genau ein Jahr bleibt ihm nun, um daraus die Lehren für Paris zu ziehen. 

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