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Mesut Özil tritt zurück: Für ihn war Fußball niemals Arbeit

Rücktritt

Mesut Özil: Der Mann, für den Fußball niemals Arbeit war

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    Mesut Özil hat seine Fußballkarriere beendet.
    Mesut Özil hat seine Fußballkarriere beendet. Foto: Ina Fassbender, dpa

    Als er noch unumstrittene Weltklasse verkörperte, war er schon aus der Zeit gefallen. Außer diesem Sonderbegabten erlaubten es die Trainer rund um den Erdball vielleicht noch Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, das Defensivspiel der eigenen Mannschaft zu boykottieren. Ansonsten ja: Die Mannschaft ist der Star. Und: Gegenpressing, immerzu dieses Gegenpressing. Mesut Özil aber hing auf dem Feld von jeher der Ansicht nach, dass es eben Künstler und Arbeiter gibt – und es keinesfalls versucht werden sollte, den Fachbereich zu wechseln. 

    Er war der Letzte seiner Art. Und der Erste nach langer Zeit. Ehe Özil geschmeidig das Spiel der deutschen Nationalmannschaft lenkte, waren Michael Ballack, Jens Jeremies und Stefan Effenberg bestimmende germanische Mittelfeld-Akteure. Allesamt herausragende Spieler, aber sich nicht der Schönheit des Spiel verpflichtet fühlend wie Özil. Der freigeisterte auf dem Feld herum und sogar der gestrenge José Mourinho ließ ihn einige Jahre bei Real Madrid gewähren. Joachim Löw in der Nationalmannschaft ja sowieso. Der ehemalige Bundestrainer erfreute sich von jeher an Spielern wie Özil oder Toni Kroos, denen die Schwere ihrer Aufgabe nicht anzumerken ist.

    Lautes Gepolter bei Rücktritt von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft

    Löw war es auch, der von den Anschuldigungen Özils am meisten gekränkt war, als der unter lautem Gepolter aus der Nationalmannschaft zurücktrat und sagte, das Team habe ihn nicht gegen rassistische Anfeindungen geschützt. Özil wiederum hatte sich angreifbar gemacht, weil er vor der WM gemeinsam mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan posierte und ihm ein Trikot überreichte. Erdogan war später Trauzeuge bei Özils Hochzeit mit dem Model Amine Gülse.

    Für Özil war es lange kein Problem, sich in der deutschen und türkischen Gesellschaft gleichermaßen zu bewegen. So wie er lange Zeit problemlos in jeder Mannschaft seinen Platz fand. Bis das Spiel zu schnell und athletisch für ihn wurde. Verletzungen taten ihr Übriges. In dieser Saison stand Özil lediglich 70 Minuten auf dem Feld. Am Mittwoch hat der Weltmeister von 2014 sein sofortiges Karriereende bekannt gegeben. Wieder ein Künstler weniger.

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