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Ricardo Pietreczko: Wie seine Freundin Lena ihm bei der WM-Sensation gegen Scott Williams half

Darts-WM 2025

Das Darts-Märchen von Ricardo Pietreczko geht weiter

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    Jubelt nach der nächsten Überraschung: Ricardo Pietreczko.
    Jubelt nach der nächsten Überraschung: Ricardo Pietreczko. Foto: Zac Goodwin/PA Wire, dpa

    Im Moment des Erfolgs konnte Ricardo Pietreczko selbst nicht so richtig glauben, was ihm soeben gelungen war. Immer wieder unterbrach sich der 30-Jährige im Interview bei Sport1 selbst mit einem Lachen. Ein Traum sei für ihn wahr geworden mit dem Achtelfinaleinzug bei der Darts-WM. Ein Coup, der vor ihm nur Gabriel Clemens in den Jahren 2021 und 2023 gelungen war. „Ich kann es gar nicht so richtig in Worte fassen. Es war so deutlich, obwohl das Spiel eigentlich nicht so deutlich war.“ Tatsächlich fand das Spiel gegen Scott Williams, immerhin WM-Halbfinalist des Vorjahres und Bezwinger von Ex-Weltmeister Rob Cross, in vielen Bereichen auf einem ähnlichen Niveau statt. Der Average – also die durchschnittlich pro Wurf erzielte Punktzahl – war bei Williams (94,29) und Pietreczko (97) nicht weit auseinander. In den entscheidenden Phasen war der Nürnberger aber immer zur Stelle. Speziell bei den Würfen auf die Doppelfelder, die zum Gewinnen eines Legs benötigt werden, war „Pikachu“ zur Stelle, mit einer starken Erfolgsquote von 52 Prozent. Das Ergebnis wirkte am Ende aber eben recht klar: 4:1 für Pietreczko.

    Dazu kommt: Mit Williams sah sich Pietreczko, der sich stelllenweise noch etwas zu sehr von Emotionen beeinflussen lässt, dem wohl größten Provokateur des Turniers gegenüber. Williams lies auch diesmal wenig aus, gestikulierte etwa nach einem knapp gewonnenen Leg aufreizend lässig, indem er sich gespielt den Schweiß von der Stirn wischte, oder suchte immer wieder die Kommunikation mit dem Publikum. Die überwiegend englischen Zuschauer im Alexandra Palace hatten das Spiel zwischen ihrem Landsmann und dem Deutschen zu einer Sache des nationalen Interesses erklärt und immer wieder die Nationalhymne angestimmt. Die deutschen Fans, die traditionell stark vertreten sind im Londoner „Ally Pally“, hatten mit Sprechchören wie „Jetzt geht's los“ gekontert, um den letzten verbliebenen deutschen Starter zu unterstützen. Sollte sich auszahlen.

    Ricardo Pietreczkos Durchbruch bei der Darts-WM

    Pietreczko selbst schien von alledem nur wenig Kenntnis zu nehmen, ging konzentriert zu Werke und ging kaum auf die Nebengeräusche des Matchs ein. „Er ist unheimlich gut mit dem Verhalten von Williams klargekommen“, befand etwa Sport1-Experte Max Hopp. Pietreczko erklärte seine Taktik am Mikro wie folgt: „Mir hat sehr viel geholfen, dass ich immer wieder zu Lena heruntergeschaut habe.“ Lena Welc, die Lebensgefährtin des 30-Jährigen, spielt selbst Darts und ist deswegen auch in Fachfragen seine Ansprechpartnerin. Sie saß im Publikum und sei für ihn zu einer Art Rettungsanker in der tobenden Menge geworden, sagte Pietreczko: „Sie nickt, wenn ich was gut gemacht habe oder schüttelt den Kopf, wenn sie mit etwas nicht einverstanden ist. Und wenn sie mir so gesagt hat: Das hier ist einfach nicht dein Leg, dann war das auch okay. Dann wusste ich: Dann gehört das nächste eben mir.“ Genauso kam es an diesem Samstag. Nur ab und an brachen die Emotionen aus ihm heraus, etwa nach einem gewonnenen Satz.

    So mancher würde angesichts dieser im besten Wortsinne reifen Leistung Pietreczkos von einem Entwicklungssprung sprechen. Der gebürtige Berliner, der sich noch im Frühjahr bei einem Turnier mit Luke Littler angelegt hatte, wirkt bei seiner zweiten WM-Teilnahme gefestigt wie selten. Innerhalb der deutschen Darts-Szene wird Pietreczko einen Sprung nach vorn machen, sowohl was seine öffentliche Wahrnehmung als auch seine Stellung in der Weltrangliste angeht.

    Der nächste Gegner von Ricardo Pietreczko: Nathan Aspinall.
    Der nächste Gegner von Ricardo Pietreczko: Nathan Aspinall. Foto: Zac Goodwin/PA Wire/dpa

    Pietreczkos Gegner Nathan Aspinall ist die Nummer zwölf der Welt und Publikumsliebling

    Schon jetzt ist klar, dass er dank seiner guten Leistung bei der WM Gabriel Clemens als die bisherige Nummer zwei überholen wird. Um Martin Schindler, der vor dem Turnier auf Platz 22 der Welt gelistet war, zu überholen, müsste „Pikachu“ es sogar ins Finale schaffen und in einem potenziellen Halbfinale Luke Littler aus dem Weg räumen. Nun steht aber erst mal das Achtelfinale an – und auch das wird am Montagnachmittag gegen Nathan Aspinall fordernd genug.

    Der Engländer, Nummer zwölf der Welt, ist einer der Publikumslieblinge im Alexandra Palace – und das nicht nur wegen seiner Einlaufmusik „Mr. Brightside“ von „The Killers“, das in Großbritannien eines der erfolgreichsten Lieder der Charts ist. Auch das Aufeinandertreffen zwischen „The Asp“ und Pietreczko dürfte von den Fans zu einer Sache zwischen England und Deutschland erhoben werden. Pietreczko wird im explodierenden Ally Pally erneut nach seiner Freundin Lena Ausschau halten. Hält er auch am Montag (ab 13.40 Uhr, Sport1 und DAZN) die Konzentration oben, scheint vieles möglich zu sein.

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