Natürlich macht RB Leipzig den Fußball nicht kaputt. Diese Kraft hat nicht einmal dieses omnipotente Unternehmen, dessen einziger Zweck es ist, möglichst viele Dosen seiner Limonade zu verkaufen. Darauf versteht sich Red Bull prächtig und aus marktwirtschaftlicher Sicht ist den Österreichern kaum ein Vorwurf zu machen. Wobei: eigentlich ja schon. Immerhin flirtete der mittlerweile verstorbene Boss Dietrich Mateschitz recht offensichtlich mit den Rechtspopulisten. Er wollte seinen Fernsehsender Servus TV abwickeln, als dort die arg progressive Idee aufkam, einen Betriebsrat zu gründen und dass auf dem Kanal allerhand Verschwörungstheoretikern allerhand Öffentlichkeit gegeben wurde: Mei, irgendwas ist halt immer.
Und irgendwas ist halt auch dieses RB Leipzig. Also ein Verein im engeren Sinn ja eigentlich schon mal nicht. Dazu würde die Möglichkeit einer aktiven Teilhabe gehören. Die gibt es nicht, der Klub sucht sich seine stimmberechtigten Mitglieder sehr genau aus, derzeit gibt es nur 23 davon. RB Leipzig ist auch kein Förderer des Jugendfußballs. Kein Spieler aus der eigenen Jugendabteilung steht im Profikader. RB Leipzig ist Teil eines geschickt gespannten Fußballimperiums, das über etliche Standorte verfügt und Spieler munter hin- und herschiebt. Der Klub ist so was wie ein charismatischer Bösewicht.
Fußball ist so viel mehr als Red Bull und Jürgen Klopp
Aber selbstverständlich schafft es die Brause-Dependance im Osten nicht, den Fußball zu zerstören. Ehrlicherweise ist das auch gar nicht das Ziel Red Bulls. Fans sehen in dem Konstrukt das ultimativ Böse, an dem der Volkssport zugrunde zu gehen droht. Ähnliches wird DAZN und Sky unterstellt, die sich doch tatsächlich die Milliarden-Zahlungen für TV-Lizenzen von den Kunden zurückholen wollen. Nun aber endlich die gute Nachricht: Sie alle werden den Fußball nicht zerstören. Weil Fußball so viel mehr ist als Profifußball. Und selbst Profifußball lässt sich nicht auf Red Bull reduzieren. Auch der FC Ingolstadt oder die SpVgg Greuther Fürth gehören beispielsweise zum Profikosmos.
Die größte Aufmerksamkeit aber gilt natürlich jenen Klubs, die Deluxe-Unterhaltung bieten. Dazu gehört auch Leipzig. Dass der Mutterkonzern Jürgen Klopp als sogenannten Head of Soccer verpflichtet hat, macht es wahrscheinlicher, dass die Dosisten größere Erfolge feiern werden. Klopp hat sich stets als Fußballromantiker gesehen - den Begriff für sich aber wohl anders definiert, als es viele Fans tun. Das war bereits anzunehmen, als er in Dauerschleife als Werbeträger im Fernsehen aufgetaucht ist. Klopp war Profi-Fußballer und anschließend Trainer von Profi-Mannschaften. Das bedeutet nichts anderes, als dass er Geld mit Fußball verdient. Das macht er nun eben in letzter Konsequenz bei Red Bull.
Klopp bieten sich bei Red Bull ungeahnte Möglichkeiten abseits der täglichen Aufregung auf dem Trainingsplatz und die Fußballmannschaften in New York, Salzburg und Leipzig werden sicherlich von der Expertise dieses charismatischen Mannes profitieren. Red Bull ist der neue Superschurke des Weltfußballs (was man bei all den Oligarchen und sinistren Figuren in den Verbänden erst einmal schaffen muss). Aber: Jede gute Geschichte braucht einen Bösewicht. In diesem Fall ist ihm sportlich einzig und allein Misserfolg zu wünschen. Am Ende gewinnt ja doch immer das Gute - das ist Pech für Klopp.
In Niederbayern ungewollt als Sohn eines CSU-Orts- und Fraktionsvorsitzenden aufgewachsen, flatterte unserer Familie jede Woche ein hetzendes, rechts gerichtetes Wochenblatt namens "Bayernkurier" ins Haus. Journalistisch niveaulos, die darin Schreibenden mussten nur rechte Gesinnung verbreiten, journalistische Qualität? Nicht wichtig. Die ungute Erinnerung daran kam spontan wieder auf, als ich Herrn Mehls Leitartikel in der nicht gerade links gesinnten Augsburger Allgemeinen las. Gesinnungsmacherei ohne journalistische Qualität. Außer Acht lassend, dass RB Leipzig und RB Salzburg in informierten Fachkreisen schon längst eine respektierte Größe sind. Und dass sich etwa der FC Bayern Spieler, Trainer und Funktionäre von diesen Vereinen holt: die Spieler Upamecano, Sabitzer und Laimer; Julian Nagelsmann als Trainer, Christoph Freund als neuer Sportdirektor (RB Salzburg), und Max Eberl als von Leipzig geholter neuer Sportvorstand. Man muss Red Bull nicht mögen. Aber Rheinmetall schon?
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