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Randbemerkung: Wenn die Blätter immer später fallen

Randbemerkung

Wenn die Blätter immer später fallen

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    Ging auch im Pokal in Stuttgart mit einer Niederlage vom Platz: Union-Trainer Urs Fischer.
    Ging auch im Pokal in Stuttgart mit einer Niederlage vom Platz: Union-Trainer Urs Fischer. Foto: Tom Weller, dpa

    Es scheint, als habe der Klimawandel nun auch schon unmittelbare Auswirkungen auf die Halbwertszeit von Bundesligatrainern. Denn es deutet sich an, dass ein über Jahrzehnte eingespielter Prozess seine Bedeutung verliert. Weil es auf unserem Planeten immer wärmer wird, verzieht sich der Winter hierzulande immer weiter in den November oder gar Dezember. Der vorangestellte Herbst tut es ihm gleich und beginnt auch immer später. Bedeutet: Auch die Blätter fallen immer später. Und bisher galt doch stets: Fallen im Herbst die Blätter, wackeln auch die Trainerstühle munter mit im Wind. 

    Nur der FC Augsburg trotzt dem Klimawandel – und feuerte Maaßen

    Neuerdings haften die Blätter allerdings mindestens genauso hartnäckig an den Bäumen wie Klimakleber am Asphalt oder eben Bundesligatrainer an ihren Jobs. Allein in Augsburg trotzt man noch ganz tapfer dem Klimawandel und feuerte Enrico Maaßen Anfang Oktober – zu einem Zeitpunkt also, den man früher guten Gewissens als Frühherbst bezeichnen konnte. 

    Der Rest der Bundesliga allerdings scheint sich den neuen klimatischen Verhältnissen anpassen zu wollen. Urs Fischer hat beim 1. FC Union Berlin elf Partien in Serie verloren. Früher hätte ein Trainer mit dieser Bilanz längst schon jede Menge Zeit, mit gezücktem Laubbläser auf die ersten herabfallenden Blätter zu warten. Die Berliner allerdings denken gar nicht daran, ihren Übungsleiter zu feuern. Daran änderte auch die jüngste Pokalpleite nichts. 

    In Köln tut sich ebenfalls Ungewöhnliches

    Wo sind sie also hin, die Gewissheiten des Bundesligafußballs? Denn in Köln tut sich ähnlich Auffälliges. Dort, wo die Hektik rund um den FC oft besonders groß ist, üben sie sich tatsächlich in Gelassenheit. Für Steffen Baumgart läuft es in dieser Spielzeit überhaupt nicht gut. Am Dienstagabend verabschiedeten sich die

    Keiner aus dem erfolglosen Trio scheint unmittelbar gefährdet. Während draußen nun zwar der Herbst die Arbeit aufgenommen hat und die Bäume erst verfärbt und dann leert, entpuppt sich die Bundesliga als ein Ort der bedingungslosen Treue. Gleich einem alten Ehepaar halten Klub und Trainer zusammen, in guten wie in schlechten Zeiten. Spätestens jetzt sollte jedem bewusst sein, welch dramatischen Einfluss der Klimawandelt auch unmittelbar auf uns hat. 

    Nur der FC Bayern hat sich längst vom Klima entkoppelt

    Doch es gibt Hoffnung. Denn zumindest ein Klub hat sich längst vom Klima entkoppelt. Der FC Bayern hat sich noch nie um fallende Blätter im Herbst geschert. Die Jobs der Trainer hängen dort jahreszeitenunabhängig am seidenen Faden. Selbst ein laues Sommerlüftchen reicht, um diesen zu durchtrennen. Oder anders formuliert: Schleich di, mit deinem Klimawandel. Mia san mia. 

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