Nimm ihn du, ich hab' ihn sicher. So lautet ein geflügeltes Wort im Mannschaftssport. Beschrieben werden damit Aktionen, in denen etwas ohne Not, dafür aber umso gründlicher daneben geht. In einer leichten Abwandlung war es jüngst auch in der amerikanischen Baseball-Profiliga MLB gültig. Im Mittelpunkt: Markus Lynn Betts von den Los Angeles Dodgers. Er war im vierten Final-Spiel gegen die New York Yankees einem Ball bis zur Tribüne hinterhergerannt und fing das Spielgerät mit einem leichten Hüpfer an die gepolsterte Mauer, an deren oberen Ende die ersten Zuschauer sitzen. Dummerweise waren das in diesem Fall Fans der Yankees, die es für eine gute Idee hielten, den Spieler am Arm zu packen und dessen Fanghandschuh aufzuzwingen, um an den Ball zu gelangen. Frei nach dem Motto: Wir nehmen ihn, er hat ihn sicher.
Klar, dass auch diese Aktion gründlich daneben ging. Denn erstens fiel der Ball zurück ins Spielfeld. Zweitens werteten die Schiedsrichter das Spielgerät trotzdem als gefangen und drittens wurden die beiden Übeltäter aus dem Stadion geworfen. Ein Happy End hatte das Spiel allerdings trotzdem nicht. Die Dodgers mussten sich mit 4:11 geschlagen geben.
In der Hektik blieb die Frage unbeantwortet, was denn mit dem Objekt der Begierde (also dem Ball) geschah, nachdem er nur knapp der räuberischen Entwendung entgangen war. Diese Frage kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Klar ist nur, dass ein Ball, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, unversehens extrem wertvoll werden kann. Denn nur etwas mehr als eine Woche zuvor war jener versteigert worden, mit dem der japanische Superstar Shohei Ohtani seinen 50. Homerun der Saison geschlagen hatte. In Kombination mit 50 gestohlenen Bases ist das eine einmalige Leistung.
Einem unbekannten Fan war diese Geschichte zu dem Ball vier Millionen Euro wert, die er auf einer Auktion zahlte. Das macht den Baseball zum teuersten Ball aller Zeiten. Was waren das noch für Zeiten, als Helmut Haller den Fußball, mit dem Geoffrey Hurst 1966 das berühmte Wembley-Tor (nicht) erzielt hatte, nach dem Spiel einfach einpackte, in seine Heimatstadt Augsburg mitnahm und dort Sohn Jürgen schenkte. 30 Jahre später bemerkten die Engländer den Verlust. Die britische Boulevardpresse stürzte sich auf Haller, der den Ball im Keller fand. Der Daily Mirror soll 75.000 Euro dafür gezahlt haben, dass sich Haller ins Flugzeug setzte und den Ball zurückbrachte. Seitdem ist er im National Football Museum in Manchester ausgestellt. Ein echtes Schnäppchen.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden