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Randbemerkung: Rentner an die Macht

Randbemerkung

Rentner an die Macht

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    Otto Rehhagel beaufsichtigt das erste Training in Berlin unter seiner Leitung.
    Otto Rehhagel beaufsichtigt das erste Training in Berlin unter seiner Leitung. Foto: dpa

    Jugendkultur und -sprache sind identitätsstiftend, sorgen für Zusammengehörigkeitsgefühl. Allerdings dürfte es für Otto Rehhagel befremdlich sein, wenn in der Umkleidekabine rund 20 junge Männer mit derbe (sehr) viel Bling-Bling (Schmuck) lehnen (gemütlich sitzen) und erst kurz vor der Ansprache ihre klobrillengroßen Kopfhörer abnehmen.

    Als Rehhagel 1974 mit Offenbach erstmals einen Bundesligisten übernahm, führte die formidable Combo Dan the Banjo Man mit dem Hit Dan the Banjo Man die deutsche Hitparade an. Was im Rückblick durchaus auch als Qualitätsbeweis für die damaligen Drogen zu sehen ist. Lady Gaga war noch nicht geboren und Sido hätte Oma höchstens für einen Toilettenreiniger gehalten. Walter Scheel löste wenige Wochen nach Ottos Amtsübernahme Gustav Heinemann als Bundespräsident ab.

    Statt die Rente zu genießen, Deutschland und Bayern dienen

    Früher war nicht alles besser. Nur anders. Außer Rehhagel. Der mittlerweile 73-Jährige schraubte schon damals ekstatisch an imaginären Glühbirnen, wenn seine Mannschaft ein Tor erzielte.

    Dass ihm nun nochmals eine Mannschaft der ersten Liga anvertraut wird, überrascht. Könnte aber Indiz einer Trendwende sein. Mit Joachim Gauck (72) und Jupp Heynckes (66) betreuen zwei weitere Männer, die bereits ihre Rente genießen könnten, zwei der wichtigsten Mannschaften Deutschlands. Gauck soll bei seinem 80-Millionen-Team für Zuversicht und Verantwortungsbewusstsein sorgen. Gleiches gilt für den Bayern-Trainer vor dem Spiel heute gegen Basel. Nach den missglückten Versuchen mit Christian Wulff und Jürgen Klinsmann steht Erfahrung wieder hoch im Kurs. Van Gaal, die bayerische Zwischenlösung, scheiterte an seinem pubertären Trotzkopf.

    Die Stoppuhr zählt, nicht der Ausweis

    Die Sturheit von Birgit Fischer hingegen kann sich möglicherweise positiv auf die deutsche Medaillenbilanz in London auswirken. Die Kanutin gibt demnächst bekannt, ob sie die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Angriff nimmt. Sie ist dann 50 Jahre alt. Leiert ihrem Körper Leistungen aus den Rippen, für die er nach gängiger Meinung nicht vorgesehen ist. Fischer setzt sich über ihr Alter hinweg. Lässt sich nicht von den Zahlen in ihrem Ausweis leiten, sondern von denen der Stoppuhr. Es gibt keine alten und jungen Sportler. Nur gute und schlechte. Sagt Rehhagel.

    Dafür: Deep Respect, Digga (Meine Hochachtung, geschätzter Herr).

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