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Randbemerkung: Leichtathletik-EM in Rom: Wenn Freud und Leid nah beieinander liegen

Randbemerkung

Leichtathletik-EM in Rom: Wenn Freud und Leid nah beieinander liegen

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    Der Moment der Erkenntnis: Die spanische Geherin Laura García-Caro glaubt EM-Bronze sicher, doch die Ukrainerin Ljudmyla Oljanowska zieht kurz vor dem Ziel noch an ihr vorbei.
    Der Moment der Erkenntnis: Die spanische Geherin Laura García-Caro glaubt EM-Bronze sicher, doch die Ukrainerin Ljudmyla Oljanowska zieht kurz vor dem Ziel noch an ihr vorbei. Foto: Screenshot ARD

    Der große Heinz Erhard dichtete einst: "Meine besten Witze hab' ich erzählt, das Publikum lächelte nur leicht gequält. Doch Heiterkeit ohne Maß und Ziel erregte ich, als ich vom Fahrrad fiel." Es liegt in unserem tiefsten Inneren, dass wir uns über das Missgeschick der anderen herzlich amüsieren können. So gesehen hat die Spanierin Laura García-Caro mindestens europaweit für Heiterkeit gesorgt, als ihr bei der Leichtathletik-EM die sicher geglaubte Bronze-Medaille in letzter Sekunde noch entrissen wurde. Die spanische Geherin hatte nur noch wenige Meter vor sich, wähnte ihren dritten Platz sicher und fing schon an zu jubeln, um die schmalen Schultern eine Flagge in den Landesfarben gehüllt. Doch die Ukrainerin Ljudmyla Oljanowska ging noch flugs vorbei. Von himmelhochjauchzend zu blankem Entsetzen in wenigen Sekunden – eindrücklich nachzulesen in den Gesichtszügen der bemitleidenswerten

    Sie hat ein weiteres Kapitel dieser Aneinanderreihung verfrühter Freuden geschrieben. Wer erinnert sich nicht an den Vier-Minuten-Meister aus Gelsenkirchen? Der ortsansässige Fußballverein Schalke 04 gewinnt am 19. Mai 2001 mit 5:3 gegen Unterhaching. Zeitgleich liegen die Bayern in Hamburg mit 0:1 zurück. Bliebe es dabei, wäre Schalke Meister. Um 17.16 Uhr pfeift der Schiedsrichter auf

    Leichtathletik-EM: "Ich dachte, sie würde mich nicht mehr einholen"

    Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Mit dem einstigen Radstar Erik Zabel beispielsweise, der 2004 schon beide Arme in der Luft hatte, als er sich der Ziellinie des Klassikers Mailand-Sanremo näherte. Doch der Spanier Oscar Freire sprintete noch vorbei.

    Man mag sich nicht vorstellen, was in den Köpfen der Sportlerinnen und Sportler vorgeht, wenn sie realisieren, dass die Freude zu früh war. Die spanische Geherin sagte später, dass sie 100 Meter vor dem Ziel noch zurückgeblickt und gesehen habe, "dass ich 40 oder 50 Meter vor ihr lag. Und ich dachte, sie würde mich nicht mehr einholen." Ganz offensichtlich eine falsche Einschätzung. Auf ihren verfrühten Jubel wollte sie das dramatische Finale aber nicht schieben: "Obwohl ich gefeiert habe, bin ich Vollgas gelaufen. Ich bin sehr enttäuscht darüber, was passiert ist." Bald schon wird sich kaum noch jemand an die beeindruckende Leistung von García-Caro auf den ersten 19.990 Metern dieses Rennens erinnern, sondern nur noch an das, was auf den letzten zehn geschah, als sie "vom Fahrrad fiel".

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