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Kommentar: Es mag zynisch klingen, doch die Gefahr gehört zum Radsport dazu

Kommentar

Es mag zynisch klingen, doch die Gefahr gehört zum Radsport dazu

Andreas Kornes
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    Am Unfallort des tödlich verunglückten Radprofis Gino Mäder auf dem Albulapass wurden Blumen und ein Brief abgelegt.
    Am Unfallort des tödlich verunglückten Radprofis Gino Mäder auf dem Albulapass wurden Blumen und ein Brief abgelegt. Foto: Mayk Wendt, dpa

    Die öffentliche Anteilnahme ist immer dann besonders groß, wenn ein Sportler oder eine Sportlerin stirbt. Es ist der ewige Widerspruch kraftstrotzender Jugend auf der einen, und der Endgültigkeit des Todes auf der anderen Seite, der uns so bestürzt. Das Sterben wurde in unser aller Bewusstsein an den Rand gedrängt. Das ist gleichermaßen verständlich wie unverständlich, denn keiner entkommt dem Ende. Stirbt ein junger Sportler, wird uns das auf brutalste Weise vor Augen geführt. 

    Wenn die Tour de France an diesem Samstag startet, werden die Gedanken auch bei Gino Mäder sein. Der junge Schweizer Radprofi starb am 16. Juni nach einem Sturz während der Tour de Suisse.

    Es mag zynisch klingen, doch die Gefahr gehört dazu

    Wie immer, wenn etwas derart Schlimmes passiert, wird nach Schuldigen gesucht. Wäre der Unfall zu verhindern gewesen? Und: Welche Lehren muss man daraus ziehen? Es ist eine Diskussion, die man auch aus anderen Bereichen des Rennsports kennt. Dem alpinen Skirennsport zum Beispiel, wo mittlerweile kilometerlange Fangzäune entlang der Strecken gespannt sind, wo einst nur ein paar Strohballen lagen. Zudem tragen die Fahrer und Fahrerinnen immer häufiger Airbags, die im Notfall Leben retten können. Oder aus der Formel 1, wo sich technisch extrem viel getan hat, um das Leben der Fahrer zu schützen. Doch ganz am Ende aller Versuche, die Gefahr zu minimieren, wird immer die Erkenntnis stehen, dass ein Restrisiko bleibt. 

    Das gilt auch für den Radsport, denn es ist nicht möglich, all die gefährlichen Abfahrten, auf denen die Fahrer Geschwindigkeiten weit jenseits der 100 Stundenkilometer erreichen, mit Fangzäunen zu sichern. Immerhin tragen die Fahrer mittlerweile Helm, was bei der Tour de France tatsächlich erst seit 2003 verpflichtend ist. Ansonsten schützt im Fall eines Sturzes wenig vor dem Aufprall. 

    Es mag zynisch klingen, doch die Gefahr gehört dazu. Sie ist Teil des Radsports und mancher Zuschauer genießt den Nervenkitzel vielleicht sogar, wenn die Fahrer mit waghalsigen Manövern auch steilste Rampen hinabrasen. An jedem Fahrrad befinden sich zwei Bremsen und keinem ist es verboten, diese auch zu benutzen, hat der Augsburger Radprofi Georg Zimmermann gesagt. Jeder ist also Herr über das Risiko, das er einzugehen bereit ist. 

    Die Tour de France ist das größte Radspektakel der Welt. Für viele eine seltene, vielleicht sogar einmalige Gelegenheit, ins Sichtfeld einer breiten Öffentlichkeit zu fahren. Dafür werden oft auch große Risiken in Kauf genommen. Manchmal zu groß.

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